Die Außenpolitik der Bundesrepublik wurde in den Jahrzehnten aber eben in und von Bonn und nicht in Paris, London oder Washington festgelegt und gesteuert.
Aber doch in einigen Bereichen eingegrenzt, in vielen Fragen ist Deutschland schlicht im Windschatten gefahren und hat kein eigenes außenpolitisches Profil gezeigt.
Dazu gehörte ja auch, daß die Bundeswehr keinerlei Auslandseinsätze machte. Das wurde damals mit der Verfassung begründet - und es war natürlich auffällig, daß nach 1990, mit unveränderter Verfassung, Auslandseinsätze plötzlich möglich waren.
Die Bundesrepublik ist doch nicht der Vasall der USA und der Irak war kein Bündnisfall, so das die Bundesrepublik das Recht besaß
Ja sicher, das Recht hat auch keiner bestritten.
Aber das mit der Zuverlässigkeit, das war halt nicht so klar. Ich habe ja geschrieben, die Kommunikation war das eigentliche Problem.
Paris hat nie einen Hehl aus seiner kritischen Position gemacht. Schröder hat dagegen lange Zeit den Eindruck vermittelt, mit Bush konform zu gehen. Die Kehrtwende in der Goslar-Rede war ein ziemlicher Schock für die Verbündeten. Natürlich ist in anderen Staaten Außenpolitik auch immer Mittel der Innenpolitik bzw. es gibt Wahlkampfrücksichten (siehe z. B. aktuell Sarkozys Engagement in Libyen) - aber das ist dann für die Partner transparent und auch kalkulierbar.
Das traditionelle Problem des Auslands mit Deutschland ist, daß die deutschen Beweggründe und Reaktionen von außen oft schwer nachvollziehbar sind und oft übertrieben, emotional und spontan wahrgenommen werden. Und da hat das "Wie" der Schröder'schen Irak-Politik genau ins Schema gepaßt.
Was an der Ostseepipline nun ein Mißtrauen rechtfertigen würde, leuchtet mir nicht ein.
Sie wurde ja von Rußland bewußt so konzipiert, daß sie nicht durch das Baltikum oder Polen führt. Das wird dort sehr problematisch gesehen.
Natürlich muß Deutschland auf diese Bedenken nicht eingehen, wenn andere Argumente höher bewertet werden.
Aber der Eindruck war, daß der deutschen Regierung diese Bedenken völlig unwichtig, vielleicht nicht einmal bewußt waren. Auch hier traf sich der Eindruck mit alten Erfahrungen, die Deutschland als tumben Riesen in der Mitte Europas sehen, der gar nicht wahrnimmt, wenn er anderen Ländern auf die Füße tritt.
So mal als Kontrast: Die französische Außenpolitik legt viel stärkere Priorität auf die eigenen nationalen Interessen als die deutsche - aber sie analysiert recht sorgfältig die Wünsche und Interessen der anderen Länder und berücksichtigt sie bestmöglich, solange es die französischen Ziele nicht beeinträchtigt. Damit kann Frankreich oft mehr durchsetzen als Deutschland, und trotzdem weniger Anstoß erregen.
Ich möchte hier einmal daran erinnern in welchem, teils schon aggressiven, Ausmaße sich die polnische Politik und die polnischen Medien sich in die inneren deutschen Anglegenheit eingemischt hat
Nicht wirklich "innere Angelegenheiten" - das Thema Vertreibung ist ja ein sehr heikles und bilaterales.
Ansonsten würde ich die polnische Außenpolitik auch nicht als vorbildhaft gegenüber der deutschen darstellen wollen - aber Polen ist eben deutlich unwichtiger, da werden Fehler nicht so kritisch gesehen.
Ich halte es nicht für gerechtfertigt, wenn die deutsche Außenpoltik einmal einen eigenständigen Weg wählt,gleich von einem deutschen Sonderweg zu sprechen.
Eigenständigkeit ist nicht das Problem - das strebt ja jedes Land an (die kleinen besonders).
Das mit dem "Sonderweg" bezieht sich im wesentlichen auf den Stil, die sehr andere Wahrnehmung der Welt, auf dieses typische "am deutschen Wesen soll die Welt genesen". Das steckt noch tief bei uns drin und wird bei den anderen überhaupt nicht goutiert.