Gab es eine wirklich freie Stadt?
Reinecke hat das oben schon gut beantwortet. Es gab im
Heiligen Römischen Reich zahlreiche Reichsstädte, die nur den den Kaiser als Herrn hatten, also
reichsunmittelbar waren. Sie besaßen seit dem späten Mittelalter
Reichsstandschaft, d.h. sie hatten Sitz und Stimme auf der Städtebank des Reichstags. Das gilt z.B. für Lübeck, Nürnberg, Ulm, Köln, Frankfurt, Bremen, Nordhausen, Straßburg und viele andere.
Die meisten dieser Reichsstädte lagen in Süddeutschland. Sie zählten ursprünglich zum Reichsgut der Staufer und konnten nach deren Untergang Mitte des 13. Jh. ihre Nähe zum Reich und somit reichsfreie Stellung bewahren. Dennoch gab es zahlreiche - und zuweilen auch erfolgreiche - Versuche der Landesfürsten, Reichsstädte, die in ihrem Gebiet lagen, zu unterwerfen und landsässig zu machen.
Was die Hansestädte angeht, so waren nur Reichsstädte wie Lübeck, Hamburg oder Bremen keinem Landesherrn untertan. Andere Hansestädte wie Braunschweig, Stettin, Dortmund, Magdeburg oder Rostock hatten im Prinzip einen Landesherrn. So war die Hansestadt Braunschweig z.B. Teil des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg und unterstand somit dem Herzog. Allerdings war die Macht der Territorialfürsten im 13. und 14. Jh. noch nicht absolut, sodass viele Hansestädte einen halbautonomen Status bewahren konnten. Das endete allerdings mit dem Niedergang der Hanse im 15. und 16. Jh., sodass die Landesfürsten diese Städte voll ihrer Landesherrschaft unterwarfen. So wurde die Hansestadt Braunschweig, die lange Zeit eine nahezu reichsstädtische Stellung bewahren konnte, im Jahr 1671 von herzoglichen Truppen erobert.