hjwien
Aktives Mitglied
Da dieses Thema mehrere Ebenen umfaßt, stelle ich es erstmal unter der Rubrik Sonstiges ab.
Momentan gibt es in Berlin die Diskussion um den Ausbau des Thälmann-Parks im Prenzlauer Berg, wobei es Stimmen gibt, die den Abriß des Denkmals fordern.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie meine Meinung dazu ist, und suche deshalb die Möglichkeit, über eine Diskussion an dieser Stelle meine eigenen Gedanken etwas zu schärfen. Meine Unsicherheit resultiert auch daraus, daß ich als Kind mit einem ganz dezidierten Bild Thälmanns aufgewachsen bin, welches nach der Wende dann seine Risse bekam.
Auf der einen Seite war er ganz klar ein Opfer des Nationalsozialismus und als Vorsitzender der Kommunistischen Partei ein Repräsentant einer der bevorzugten Zielgruppen des faschistischen Terrors.
Auf der anderen Seite war er (war er das?) ein Vollstrecker stalinistischer Tendenzen innerhalb des deutschen Kommunismus, ein Gegner der Weimarer Republik und als Chef des Rotfrontkämpferbundes auch mitverantwortlich für den Terror der Straßenschlachten in den späten 20er und frühen 30er Jahren.
Eine sehr ambivalente Persönlichkeit also. Was sagt das aus über die Notwendigkeit oder Berechtigung eines Denkmals? Darf man an ein Opfer des NS nur dann erinnern, wenn es sich selbst korrekt verhalten hat? Oder überwiegen die negativen Tendenzen Thälmanns? Geht es bei einem Denkmal primär um eine Ehrung oder um eine Erinnerung im Sinne einer Auseinandersetzung? Sollten Denkmäler erhalten bleiben mit dem Hinweis darauf, daß eine Stadt natürlich kein geschichtsfreier Ort ist und daß eine „Damnatio Memoriae“ immer ein gewaltsamer Akt der Geschichtsklitterung ist? Oder sollten Denkmäler danach ausgewählt werden, daß sie das Bild repräsentieren, das eine Gesellschaft von sich selber hat?
Bevor nun jemand fragt, ob dieses Thema nicht zu sehr an aktuelle Tagespolitik reicht und daher gar nicht in dieses Forum paßt, will ich gleich sagen, warum ich denke, daß dem nicht so ist. Geschichte ist stets eine Konstruktion, die neben dem Archivieren eines Faktums auch immer dessen Interpretation beinhaltet. Die Diskussion um ein Denkmal ist also immer eine zutiefst historische, da sie die Grundlage der Geschichtsbetrachtung berührt, die Frage nach ihrem Sinn. Warum beschäftigt man sich mit der Vergangenheit, warum will man wissen, was früher geschah? Doch immer daher, weil man ein Verhältnis dazu hat oder entwickeln will. Deshalb bemühe ich mich auch gerade darum, einen Standpunkt zu der Frage nach der Zukunft des Thälmannbildes zu entwickeln.
Momentan gibt es in Berlin die Diskussion um den Ausbau des Thälmann-Parks im Prenzlauer Berg, wobei es Stimmen gibt, die den Abriß des Denkmals fordern.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie meine Meinung dazu ist, und suche deshalb die Möglichkeit, über eine Diskussion an dieser Stelle meine eigenen Gedanken etwas zu schärfen. Meine Unsicherheit resultiert auch daraus, daß ich als Kind mit einem ganz dezidierten Bild Thälmanns aufgewachsen bin, welches nach der Wende dann seine Risse bekam.
Auf der einen Seite war er ganz klar ein Opfer des Nationalsozialismus und als Vorsitzender der Kommunistischen Partei ein Repräsentant einer der bevorzugten Zielgruppen des faschistischen Terrors.
Auf der anderen Seite war er (war er das?) ein Vollstrecker stalinistischer Tendenzen innerhalb des deutschen Kommunismus, ein Gegner der Weimarer Republik und als Chef des Rotfrontkämpferbundes auch mitverantwortlich für den Terror der Straßenschlachten in den späten 20er und frühen 30er Jahren.
Eine sehr ambivalente Persönlichkeit also. Was sagt das aus über die Notwendigkeit oder Berechtigung eines Denkmals? Darf man an ein Opfer des NS nur dann erinnern, wenn es sich selbst korrekt verhalten hat? Oder überwiegen die negativen Tendenzen Thälmanns? Geht es bei einem Denkmal primär um eine Ehrung oder um eine Erinnerung im Sinne einer Auseinandersetzung? Sollten Denkmäler erhalten bleiben mit dem Hinweis darauf, daß eine Stadt natürlich kein geschichtsfreier Ort ist und daß eine „Damnatio Memoriae“ immer ein gewaltsamer Akt der Geschichtsklitterung ist? Oder sollten Denkmäler danach ausgewählt werden, daß sie das Bild repräsentieren, das eine Gesellschaft von sich selber hat?
Bevor nun jemand fragt, ob dieses Thema nicht zu sehr an aktuelle Tagespolitik reicht und daher gar nicht in dieses Forum paßt, will ich gleich sagen, warum ich denke, daß dem nicht so ist. Geschichte ist stets eine Konstruktion, die neben dem Archivieren eines Faktums auch immer dessen Interpretation beinhaltet. Die Diskussion um ein Denkmal ist also immer eine zutiefst historische, da sie die Grundlage der Geschichtsbetrachtung berührt, die Frage nach ihrem Sinn. Warum beschäftigt man sich mit der Vergangenheit, warum will man wissen, was früher geschah? Doch immer daher, weil man ein Verhältnis dazu hat oder entwickeln will. Deshalb bemühe ich mich auch gerade darum, einen Standpunkt zu der Frage nach der Zukunft des Thälmannbildes zu entwickeln.