Sicher, aber der ähnliche Aufbau und die Erwähnung des Freudenhauses deutet eher auf Übereinstimmung.
Auf Übereinstimmung deutet wohl vor allem, dass sie für Deine Theorien notwendig ist. Sehen wir uns die Details an:
In der Apostelgeschichte wird berichtet, dass Simon schon länger in Samaria wohnte und dort die Menschen mit Zauberei beeindruckte. Als der Apostel Philippus nach Samaria kam, schloss sich Simon ihm an und ließ sich taufen, wobei er vor allem von den Wundern, die Philippus tat, beeindruckt war. Als dann auch noch Petrus und Johannes kamen und durch Handauflegen den Hl. Geist vermittelten, wollte Simon das auch können und bot ihnen Geld dafür. Petrus tadelte ihn schwer, und Simon wurde reuig (oder gab sich zumindest so).
=> Hier wird nichts über Simons Lehren berichtet, und auch Helena kommt noch nicht vor.
Iustinus der Märtyrer erzählt eine gänzlich andere Geschichte, die mit der in der Apostelgeschichte nur den Namen und die Herkunft gemein hat: Ein Samaritaner Simon betrieb unter Kaiser Claudius in Rom Zauberei. Er wurde von einer gewissen Helena mit Rotlichtvergangenheit begleitet. Die Samaritaner würden ihn als höchsten Gott verehren und Helena als seinen "ersten Gedanken" bezeichnen. Weiters hatte er einen Schüler namens Menander.
=> Auch hier findet man nichts über Simons Lehren. Obendrein beruht die Geschichte zumindest zum Teil offenbar auf einem Missverständnis, denn das Heiligtum, das diesem Simon in Rom angeblich geweiht wurde, galt in Wahrheit dem alten Gott Semo Sancus Dius Fidius.
Auf die Lehre Simons geht erst Irenäus ein; dabei verknüpft er auch die Darstellungen in der Apostelgeschichte und bei Iustinus: Zuerst wiederholt er die Erzählung in der Apostelgeschichte, dann deutet er das Wirken unter Claudius an und dass Simon aus Enttäuschung über die Abweisung durch Petrus gegen die Apostel agitiert und erst recht Zauberei getrieben habe. Helena und Menander erwähnt er dann auch. Dass Simon sich selbst göttliche Bedeutung zumaß, kommt erstmals hier vor; in den beiden früheren Quellen waren es seine Fans, die das taten.
Der Aufbau ist somit überhaupt nicht ähnlich: Iustinus erzählt etwas ganz anderes als die Apostelgeschichte, und erst Irenäus lässt sich ausführlich über Simons angebliche Lehren aus. Hierbei finde ich insbesondere bemerkenswert, dass der Bericht in der Apostelgeschichte damit endet, dass Simon als reuiger Sünder dargestellt wird; kein Hinweis auf Helena, kein Hinweis auf seine späteren Umtriebe (die, da sie sich unter Claudius ereigneten, sogar im Falle einer Frühdatierung der Apostelgeschichte jedenfalls vor ihrer Abfassung stattfanden). Iustinus wiederum gibt keinen Hinweis auf Simons Kontakte zu den Aposteln und seine "Simonie". Eine Verknüpfung erfolgt erst bei Irenäus. Man könnte sogar vermuten (wobei ich nicht zwingend so weit gehen will), dass es sich ursprünglich überhaupt nicht um denselben Simon handelte; Simon war schließlich kein so arg seltener Name.
Interessant (und merkwürdig) finde ich auch, wie bewandert laut Irenäus der Samaritaner Simon in der altgriechischen Literatur gewesen sein soll: Okay, die schöne Helena, deretwegen der trojanische Krieg entbrannte, war wohl relativ bekannt, aber Simon soll auch mit ihrer Darstellung bei dem frühen Lyriker Stesichoros vertraut gewesen sein. Das zählt wohl schon eher zum Expertenwissen.