Einige Punkte sind arg korrekturbedürftig...:
Crazy Horse hat bereits im jugendlichen Alter von 12 Jahren an Kriegs und Raubzügen der Oglala-Lakota teilgenommen.
Die Teilnahme an Kriegszügen als Jugendlicher war jedoch keine Ausnahme, sondern der Regelfall. Zumindest bei den Plainskulturen, aber nicht nur.
Als nach Erwerb von ausreichend Pferden Kriegszüge beritten stattfanden, wurden schließlich auch Pferdewächter gebraucht – man wollte ja nicht nach dem Kampf erstmal die Pferde suchen und einfangen, oder sie etwa in der Zwischenzeit vom Gegner rauben lassen. Dies sowie das Versorgen der Männer mit Wasser war die Aufgabe der mitreitenden Jugendlichen, die allmählich auch weitere Aufgaben erhielten und sich bewähren mußten, bevor sie als Kämpfer mitreiten konnten. Mit 12 Jahren ist da keiner als kämpfender Teilnehmer dabei gewesen, sondern war mit unterstützenden Aufgaben betraut.
Mit 25 Jahen wurde er dann aufgrund seiner großen Verdienste zum" Shirt Wearer" (Hemdträger) ernannt.
Das Geburtsjahr von Tashunka Witko – und wenn man sich schon derart in die Heldenverehrung stürzt, könnte man den Lakota-Namen kennen und verwenden – ist nicht genau bekannt. Die Angaben seiner Zeitgenossen variieren, in die europäische Zeitrechnung versetzt zwischen den Jahren 1838/39 bis 1840. Üblicherweise wird von 1840 als Geburtsjahr ausgegangen.
Die Ernennung zum Shirt Wearer fand 1868 statt, also im Alter von ca 28 Jahren.
Wer sich mit der Geschichte der Indianer Nordamericas auskennt weiß auch, dass bei kriegerischen Auseinandersetzungen der sogenannte Hemdträger auch Kriegshäuptling war.Richtig ist, das er neben drei anderen das Amt innehatte.
„Wer sich mit der Geschichte der Indianer auskennt“, weiß zunächst einmal, daß man die Gebräuche der Lakota und anderer Plainsethnien nicht mit denen der insgesamt über 500 Ethnien in Nordamerika zusammenlegen darf – man darf auch nicht annehmen, Lakotagebräuche hätten bei allen Ethnien gegolten. Es gab also nicht in allen über 500 Ethnien Shirt Wearer.
Richtig ist außerdem, daß es bei den Oglala vier Shirt Wearer gab; ebenso bei den anderen Abteilungen der Lakota (Oohenumpa/Two Kettles, Hunkpapa, Mnikhonzhu, Sicangu/Brulé, Itazipco/Sans Arc, Sihasapa/Blackfeet).
Keinesfalls richtig ist, daß die Shirt Wearer den Rang eines Kriegshäuptlings gehabt hätten.
Zum einen gab es diesen Rang bei den Lakota nicht. Es gab in allen Abteilungen der Lakota, genau genommen in jedem Dorf, Männer mit entsprechender Kampferfahrung, die Kriegszüge auf den verschiedensten Ebenen und von unterschiedlichster Dauer anführten. Kriege wurden aber von der politischen Struktur beschlossen und diese wählte in der Regel einen dieser Männer aus und betraute ihn mit der Aufgabe. Dies bezog sich aber nur auf einen Einsatz bzw einen Krieg. Allerdings konnten auch Männer ohne vorherige Erfahrung mit dem Anführen von Kriegszügen zB einen Überfall ankündigen, um zB den Tod eines Verwandten zu rächen, der zB von Männern einer anderen Ethnie getötet worden war und die anderen Männer auffordern, sich ihm anzuschließen. Fand er weitere Männer, die mitmachen wollten, führte er entweder den Zug selbst an oder übergab die Führung an einen erfahreneren.
In all diesen Fällen gab es nur während des Kriegszugs/Krieges eine Befehlsgewalt und Führungsrolle der Anführer – nach Beendigung fand auch diese Rolle ein Ende. Der Anführer konnte dann nur noch sein persönliches Ansehen in die Waagschale werfen, wenn zB zivile Beschlüsse gefaßt wurden. Rederecht bei Beratungen hatte bei den Lakota jeder Mann.
Ein Kriegsanführer wurde bei den Lakota
blotahunka genannt, der Shirt Wearer hieß anders.
Zu Rolle und Aufgaben des Shirt Wearers siehe zB:
Leaders - Traditional Leaders of the Hunkpapa Lakota
In 1851, Running Antelope was elected one of four “shirt wearers” of the Hunkpapa. A shirt wearer served to intercede between the council and the headmen and akicita who carried out tribal policy and decisions. He was a brave warrior and accomplished diplomat.
(Die im Zitat erwähnten
akicita sind übrigens Angehörige der Kriegerbünde, von denen es bei den Lakota mehrere gab, die in allen Untergruppen verteten waren.)
Bei Kingsley M. Bray - Crazy Horse: A Lakota Life University of Oklahoma Press. Norman, 2006, finden sich weitere Belege im Fall Tashunka Witko:
S. 416
„... the date Crazy Horse was made Shirt Wearer, which is definitely dated to summer 1868, after the end of the Bozeman Trail War …“
„... it now seems possible to hypothesize that He Dog and Little Shield were confusing the Shirt Wearer ceremony of 1868 with the blotahunka investiture of three years earlier, both involving the presentation of hair fringed shirts.“
Bray übt zudem fundierte Kritik an der zeitlichen Einordnung von Mari Sandoz, die sich daran festbeißt, TW sei bereits 1885 zum Shirt Wearer ernannt worden. Weiterhin geht aus Brays Anmerkung eindeutig hervor, daß Shirt Wearer und blotahunka unterschiedliche Dinge waren, da er hervorhebt, daß in der Rückerinnerung He Dog und Little Shield offenbar die 1865 erfolgte Ernennung von Tashunka Witko zum blotahunka mit der drei Jahre späteren zum Shirt Wearer verwechselten.
Hierin wird von allen Interviewten bestätigt,das Crazy Horse der größte und mutigste Kämpfer bei den Indianer-Kriegen gewesen ist. Somit ist auch die Aussage, dass er ein Held war, nicht von der Hand zu weisen.Zu Red Cloud : Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag geschrieben habe,war Red Cloud bereist 1862 bei kriegerischen Auseinandersetzen mit weißen Siedlern Kriegsanführer. Bei den Friedensverhandlungen im Jahr 1866 war Red Cloud bereist fehderführender Häuptling. Ohne die Mitwirkung Red Clouds hat es danach keine Verhandlungen mit der Regierung gegeben.
„Ein Held“ - man sollte sich historischen Figuren dann doch mit etwas mehr Kleingeld nähern und diese nicht überhöhen. Aussagen wie die von dir behauptete – Tashunka Witko sei der „größte und mutigste Kämpfer“ gewesen, habe ich in der bisher von mir gelesenen Literatur in dieser Pointiertheit und Absolutheit nicht gefunden.
Und vor allem: „in
den Indianerkriegen“? In allen? Wirklich? Die gehen immerhin über das gesamte Nordamerika, quer durch alle Ethnien und mehrere Jahrhunderte.
Makhpiya Luta/Red Cloud war eben genau das, was du schreibst: ein Kriegsanführer – nicht jedoch ein Häuptling, also Mitglied der politischen Struktur, deren Aufgabe es ua war, Friedensverhandlungen zu führen. Allerdings bestanden häufig US-Militärs auf der Teilnahme der Kriegsanführer, da sie offenbar mit dem Konzept der Gewaltenteilung bei den Lakota und anderen Ethnien nicht zurechtkamen. „Federführender Häuptling' war Red Cloud also in keiner Weise.
Ein Hemdträger konnte nur der jenige werden, der sich vorher große Verdienste für seinen Stamm erworben hat.
Ja. Allerdings beschränkte sich diese Anforderung in keiner Weise auf Kriegstaten.
Ein sogenannter Hemdträger hatte bei Ratstreffen den Vorsitz.
Nein. Welchen Beleg hast du für diese Darstellung?
Er war behüter und beschützer seines Volkes in Kriegs und Friedenszeiten. Außerdem war er für die Bedürftigen und Alten Stammesmitglieder verantwortlich.
Das ist zwar nicht falsch, beschreibt aber dennoch die Rolle, die *jedem* Mann bei den Lakota zukam – nichts anderes wurde von jedem Mann bei den Lakota erwartet. Großzügigkeit und das Sorgen für alle bedürftigen und alten Angehörigen der Ethnie waren Kardinaltugenden, und wer Ambitionen hatte, wurde genau darauf angeschaut, ob er diesen Aufgaben auch nachkam. Sprich: ein „Krieger“ war vor allem gehalten, die zu unterstützen, die der Unterstützung bedurften – und sei es durch Holzhacken, damit die Alten es warm haben im Tipi, Fleisch und Felle bei alleinstehenden Müttern mit Kindern bzw Alten abzuliefern, sich um die Ausbildung verwaister Jungen zu kümmern, damit sie tüchtige Jäger wurden und viele solcher Aufgaben mehr.
Ein Hemdträger mußte sich seinem Stamm gegenüber immer Vorbildlich verhalten.
Die Darstellung ist so nicht richtig. Der Shirt Wearer war ja Teil der Ethnie und nicht im Gegensatz zu ihr, wie deine Formulierung nahelegt.
Von einem Shirt Wearer wurde eine makellose, vorbildliche persönliche Lebensführung erwartet; er mußte in jeder Hinsicht und in jeder Lebenslage Vorbild sein.
Aus diesem Grund wurde auch Crazy Horse wegen seinerAffäre mit Black Buffalo Women und der Auseinandersetzung mit dem Ehemann No Water das Amt des Hemdträgers 1870 wider aberkannt.
In der Kürze dieser Darstellung fällt einiges hinten runter...
Tashunka Witko war mit der verheirateten Frau durchgebrannt, ohne daß diese vorher geschieden war. Eine Trennung vom Ehemann war für Lakotafrauen sehr einfach: das Tipi gehörte ihr; sie brauchte lediglich die persönliche Habe des Ehemannes vor das Tipi legen und von innen zumachen. Sie konnte auch auf ihr Tipi verzichten und zu Verwandten ziehen. (Gründe für eine Scheidung hätte es gegeben, da No Water meist als unbeherrscht und dem Alkohol zugeneigt beschrieben wird.) Nichts dergleichen war jedoch geschehen; Tashunka Witko und ein paar weitere Männer waren mit Black Buffalo Woman zur Jagd aufgebrochen, während ihre Ehe fortbestand. Dies erweckte den Eindruck, den beiden sei es nicht daran gelegen, ein geregeltes, gemeinsames Leben aufzunehmen, sondern daß man nur mal auf die Schnelle miteinander unter die Büffeldecken schlüpfen wollte. Das galt bei den Lakota als unfein.
Ebenso unfein war jedoch, daß No Water bei der Verfolgung der Gruppe versuchte, Tashunka Witko zu töten und nur ein Verwandter von Tashunka Witko durch einen Schlag auf No Waters Arm dies verhinderte; der Schuß verletzte TW jedoch im Gesicht. Auch das Verletzen oder gar Töten eines Angehörigen der Ethnie galt als unfein. Die wakicunza (=Entscheider) beschlossen daher, daß TW No Water wg des Ehebruchs mit dessen Frau entschädigen mußte. Ebenso mußte No Water TW mehrere Pferde als Entschädigung für die Verwundung überreichen. Zusätzlich mußte TW auch das erhaltene Hemd wieder dem Rat übergeben.
Wenn man sich mit dem Leben und Tod von Crazy Horse beschäftigt, weiß man, dass American Horse und Schwert zu den Verschwörern (neben Spottet Tail und Red Cloud) gegen Crazy Horse gehörten.Sie waren einfach Neidisch auf die Erfolge von Crazy Horse, und wollten sich mit der Aussage nur in den Vordergrung schieben.Sie haben ebenfalls mit ihren Falschmeldungen über Crazy Horse zu seinem Tod beigetragen.
Für die Behauptung, die vier genannten Personen seien “neidisch“ auf TW gewesen, würde ich gerne Belege sehen. Eine solche Darstellung in der Literatur ist mir bislang nicht aufgefallen.
Zumindest Sinte Gleska und Makhpiya Luta waren älter als TW, Sinte Gleska war zudem kein Oglala, sondern Sicangu und hatte sich ebenso wie Red Cloud als eine Art „statesman“ zu etablieren versucht, da sie zb von der weißen Armee- und Verwaltungsstruktur als Anführer der jeweiligen Reservationen angesehen wurden.
American Horse (der eigentliche Name Wasicu Tashunke lautet übersetzt so viel wie: Hat das Pferd eines Weißen) ist ein anderer Fall. Er ist in TWs Altersgruppe, war aber ab Anfang der 1870er nicht an den Versuchen der Lakota beteiligt, ihr Land und ihre Kultur zu verteidigen, sondern hatte sich mit den „Bummlern“ eingelassen, die um die US-Forts kampierten und dort um Nahrung und oft auch um Alkohol bettelten. Er war ferner mit einer Tochter von Red Cloud verheiratet, der sich zum Kriegsgegner entwickelt hatte. American Horse war außerdem Armeescout gewesen. Da gibt es sicherlich ordentlich Konfliktpotential – aber als „Neid“ ist es nicht anzusprechen.
Außerdem finde ich seine Aussage über den Cheyenne Chef Little Wolf überzogen. Sicherlich hatte er sich große Verdienst an seinem Volk erworben (Treck nach Montana u.s.w); aber man muß hier auch erwähnen, das er Alkoholiker war und ein Stammesmitglied aus Eifersucht erschossen hat.
In der Literatur finden sich genügend Erwähnungen, daß Little Wolf in der Tat im betrunkenen Zustand einen anderen Cheyenne erschossen hat; ohne jetzt in der Literatur nachzuschlagen und aus der Erinnerung heraus: das war irgendwann in den 1880er Jahren, also bereits in der Reservationszeit. Die Darstellung, er sei Alkoholiker gewesen, habe ich bisher nicht gefunden. Gibst du da bitte einen Beleg an?
Da Crazy Horse bereits 1865 zum Shirt Wearer(Hemdträger) ernannt wurde, kann man davon ausgehen, dass er auch bei der Fetterman Schlacht Anfüher neben anderen war.
Da das Ereignis 1868 stattfand, ist die Formulierung unhaltbar.
Im übrigen ist bei Kriegszügen die Anwesenheit mehrerer Männer, die zuvor schon Kriegszüge auf verschiedenster Ebene geleitet hatten, aufgrund der oben dargestellten Strukturen ein Selbstgänger.
Wer sich allerdings bereit erklärte, an einem Kriegszug teilzunehmen, dessen Leitung zB die politische Struktur entschieden hatte, erklärte damit auch seine Bereitschaft, dessen Führung anzuerkennen und sich dieser zu unterstellen. Damit kann aber aus der bloßen Beteiligung eines solchen Mannes nicht abgeleitet werden, er sei bei dem Einsatz „Anführer neben anderen“ gewesen. Da es jedem Mann frei stand, an einem Kriegszug teilzunehmen oder nicht, konnte jeder im gegebenen Fall vermeiden, sich einem Anführer zu unterstellen, den er persönlich für unfähig hielt, der ihm unsympathisch war oder was auch immer. Dies war auch nicht mit einem Verlust an Ansehen verbunden.
Dennoch war es für TW eine Auszeichnung, im Alter von ca 25 Jahren für die Teilnahme an der Lockvogelgruppe ausgewählt zu werden, und zwar gleich, ob er Teilnehmer oder deren Anführer war. Für diese Aufgabe eigneten sich nur Männer, die viel Disziplin und gleichzeitig Mut aufbrachten, damit das Vorhaben gelingen konnte und die gestellte Falle nicht zu früh aufflog und damit ihre Wirkung verfehlte.