Das muss man erstmal können. Ich vermute die deutsche Seite konnte das nicht.
Die Beweglichkeit der Franzosen ist schon fast erstaunlich.
So wie ich es verstehe, hatten die nicht nur ein ausgeklügeltes Eisenbahnnetz, sondern auch LKWs, die der Gegner nicht hatte.
(die Franzosen sind ja auch die ersten Erfinder des Automobils)
Und wenn schon "Blutpumpe" dann doch stets frisches Blut, falls möglich.
Und das alternde Blut, der weniger beweglichen Angreifer, verbrennt derweilen "zur Schlacke". (Krumreich Interview)
Buchstäblich und sinnbildlich.
Verdun, ein schwarzes Loch in der Geschichte der Vernunft .
Das Problem der großen Materialschlachten des Weltkriegs war, dass sie eine Eigendynamik entwickelten. Die Offensive musste einfach einen Erfolg bringen, dass glaubte man der Presse, dem Ehrenkodex, der Heimatfront schuldig zu sein. Mehr als Teilerfolge konnten 1916-1917 an der Westfront nicht erzielt werden. Irgendein Erfolg musste aber her, man hatte schon zu viele Verluste gehabt. Nivelle wollte nach seinen Erfolgen Oktober 1916 bei Verdun 1917 eine Entscheidungsschlacht erzwingen, und er betonte, wenn die Offensive binnen 24-48 Stunden keinen Durchbruch bringen würde, sei sie als sinnlos und gescheitert zu betrachten. Es war die größte französische Offensive bis dahin, als sie nach minimalen Geländegewinnen zusammenbrach, war er unfähig, sie zu beenden. Das führte zum ersten Militärstreik des Krieges. Petain gelang es dann, durch eine Mischung aus Konzilianz und Härte die Front wieder zu stabilisieren. Bei Verdun war im Handstreich Fort Douaumont genommen worden, aber dann blieb die Offensive stecken. 1916 und 1917 ging man immer noch vom Grundsatz Artillerie erobert, Infanterie besetzt aus, und die Dimensionen des Stellungskrieges hatte keiner vorausgesehen. Die gingen mit dem Ehrenkodex und den Taktiken des 19. Jahrhunderts und den Vernichtungswaffen des 20. Jahrhunderts ins Trichterfeld. Bis 1916 war auch auf deutscher, französischer und britischer Seite noch durchaus eine gewisse Kriegsbegeisterung vorhanden. Fatal wirkten sich Abgänge an erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren mit Kampferfahrung aus. Regimenter aus einer bestimmten Gegend zu rekrutieren, bot Vorteile im Zusammenhalt der Truppen, wirkte sich aber fatal aus, wenn solche Einheiten "zur Schlacke brannten" oder "aufgerieben wurden. Manche Kleinstadt, manches Viertel büßte an einem Tag einen Großteil der männlichen Bewohner zwischen 20-40 ein. Die Briten verloren durch verfehlte Taktiken am 1. Juli 1916 50.000 Mann, davon fast 20.000 Tote, von denen die meisten in nur 2-3 Stunden gefallen waren.
Nachdem die Deutschen Douaumont genommen hatten, lagen sie wie auf dem Präsentierteller weil sie vom westlichen Maasufer unter Beschuss genommen werden konnten. Daher
mussten die Kämpfe weitergehen, um Mort Homme, den Rabenwald und die Höhe 304. Ähnlich erging es den Briten am Ypernbogen. Taktisch waren die Deutschen im Vorteil saßen auf den Anhöhen und konnten die Briten und Belgier von 3 Seiten beschießen.
Eine Zurücknahme hätte aber bedeutet, Ypern aufzugeben, den letzten Westzipfel von Belgien, den die Deutschen nicht besetzt hatten, preiszugeben, was aus Prestige und ideologischen Gründen undenkbar war.
An der Somme war es ähnlich, wenn man die Offensive nicht abbrechen wollte, was aus Rücksicht auf die Franzosen, die bei Verdun beschäftigt waren, kaum in Frage kam. Aus taktischen Gründen mussten die Höhen bei Thiepval erobert werden. Und schon Sun Tzu hatte gelehrt, dass man nicht bergauf angreifen sollte. An Verlusten waren die der Franzosen sogar noch höher, als die der Deutschen. Dennoch wurde die Schlacht als französischer moralischer Sieg, auch bei den Deutschen empfunden. Wie bei den Briten an der Somme, den Franzosen 1917 am Chemin des Dames und die Russen 1916/17 machte sich bei vielen deutschen Soldaten das Gefühl breit, sinnlos verheizt zu werden. Der Kronprinz den die Briten als "Little Willy" verspotteten, wollte die Offensive lieber einstellen, konnte sich aber nicht gegen Schmidt von Knobelsdorf und Falkenhayn durchsetzen. Der Misserfolg führte letztlich zu seinem Sturz, und das Duumvirat Ludendorff/Hindenburg übernahm die 3. OHL. De Facto war Deutschland spätestens zu diesem Zeitpunkt eine Militärdiktatur.