Zur britschen Haltung:
Die deutschen Militärs gingen vollkommen zu recht davon aus, das Großbritannien nicht beiseite stehen würde, sondern es nicht zulassen würde, dass sich das Gleichgewicht Europas zugunsten des Deutschen Reich verändern würde. Großbritannien würde Frankreich beispringen und schützen.
Die zivile, diplomatische Spitze des Reiches ging naiverweise davon aus, das es möglich sein könnte, Großbritannien „draußen“ zu halten. Am Abend des 01.August war man dann auch kurzzeitig in Sektlaune, als ein Telegramm von Lichnowsky, den deutschen Botschafter in London, eintraf, aus dem hervorging, das Großbritannien seine und Frankreichs neutral bleiben könnten, wenn das Deutsche Reich im Westen nicht militärisch tätig werden würde. Wilhelm war entzückt, ließ Sekt kommen und wies Moltke an, den Aufmarsch im Westen unverzüglich anzuhalten. Doch dieser beharrte auf den einmal im Bewegung gesetzten Aufmarsch, da ansonsten nur Chaos entstehen würde. In diesem Moment schien es sich bitter zu rächen, das mit den Großen Ostaufmarsch im Februar 1913 nicht weiterverfolgt hat. Aber kurze zeit später kam aus London von König Georg V. die Botschaft, das wohl hinsichtlich der Äußerungen Greys, auf die sich Lichnowksy in seinen Telgramm bezogen hat, wohl ein Missverständnis vorliegen würde.
Eigentlich hätte es Bethmann und Jagow besser wissen müssen, denn Lichnowsky hat schon von Beginn seiner Amtszeit als Botschafter in London 1912 daraufhin gewiesen, das London Paris niemals in Stich lassen würde. Auch im Zuge der Julikrise kamen von Lichnowsky deutliche Hinweise. Nur der britische Außenminister Grey lavierte selbst, da das britische Kabinett in der Frage was zu tun sein, gespalten war.