@Repos Einwurf lässt sich beliebig verlängern.
Wird dann aber schnell beliebig in dem Sinne, daß man alles reinpackt, was es halt im Zeitraum von 1968 plus minus 10 Jahre so alles an Veränderungen gegeben hat. Ein kausaler Zusammenhang zu den Zielen und Aktionen der 68er ist damit noch lange nicht bewiesen.
Da haben wir derzeit nur den allgemeinen Mythos, ohne wissenschaftliche Aufarbeitung mit Belegen.
- Umgang mit der Sexualität
Ist m. E. in erster Linie von anderen Entwicklungen getrieben worden (z. B. Kolle), die Beiträge der 68er-Bewegung waren da eher marginal, vielleicht sogar kontraproduktiv.
Die ausgehängten Türen der K1 haben sich jedenfalls nicht durchsetzen können ...
- Ende des Kadavergehorsams gegenüber der staatlichen Autorität
Da wäre ich persönlich noch am ehesten geneigt, einen Beitrag der 68er zu vermuten.
Obwohl es auch da gegenläufige Aspekte gibt, s. z. B. der in den K-Gruppen übliche Kadavergehorsam gegenüber der jeweiligen Parteilinie oder die generelle Staatsgläubigkeit bei sozialistischen Polit-Entwürfen.
- Aufarbeitung der Nazizeit
Sehr umstritten, ob das wirklich ein besonderes Anliegen der 68er war.
- Offenheit gegenüber anderen Völkern und Kulturen
???
Da wäre ich aber sehr skeptisch. Es gab zwar die Appelle an eine völkerübergreifende Solidarität - aber politisch war es doch eher "reaktionär", Kulturunterschiede hervorzuheben.
Nun ja.
Da müßte man mal anhand der zeitgenössischen Quellen zusammenstellen, welche Ziele und Themen die 68er in erster Linie diskutiert und gefordert haben.
Ich würde mal eher davon ausgehen, daß die breite Mehrzahl dieser Themen außerhalb der Szene keinen interessiert haben und diese dort auch nicht gewirkt haben.
Geschweige denn, daß die formulierten Ziele erreicht wurden.
Im Fazit bleibt ein völlig anderes Lebensgefühl, als es zu Adenauers Zeiten herrschte.
Schon - aber Adenauer war 1968 schon fünf Jahre in Pension.
Und wer und warum das Lebensgefühl geändert hat, ist halt völlig offen.
Die 68er waren natürlich als Teil der Gesellschaft auch vom allgemeinen Wandel der Wertvorstellungen etc. betroffen, haben diesen mitgemacht, lebten in den 70ern anders als 20 Jahre vorher.
Aber das heißt noch lange nicht, daß sie die treibende Kraft waren oder diese Verändungen durchgesetzt hätten.