Hallo, Anneliese!
mein fazit: dass es erst gegen ende des neolithikums zu der entstehung von gewaltorientierten gesellschaften kam, scheint dieses buch zu belegen,
Ja, das denke ich auch.
Warum es dann zu einer tributären PW kam ist m.M. nach die Schlüsselfrage.
Ich bin dabei für mich noch zu keiner befriedigenden Antwort gekommen, finde aber die Überlegungen Bott´s bezüglich der Bovidenzüchter sehr gut.
Die nomadisierenden Bovidenzüchter, die auf der Suche nach neuen Weidegründen waren, könnten womöglich die "äußere Ursache" sein, von der Bernbeck spricht?
Womöglich waren die Bovidenzüchter "anfälliger" für Klimaschwankungen (Rinder brauchen sehr viel Weideland und Wasser, Schafe und vor allem Ziegen sind genügsamer und auch fruchtbarer und kommen mit schlechterem Klima, z.B. Trockenperioden, besser zurecht) und deswegen aggressiver und kriegerischer. Durch militärische Übermacht konnten sie dann die seßhaften Völker unterwerfen oder zumindest erpressen, Tribut zu entrichten. Hatten sie einmal die Macht über eine seßhafte Völkerschaft, dann ließ sich dort ganz schnell ein "Staatswesen" installieren.
Dieser Staat hatte dann evtl. sogar erstmal gewisse Vorteile sogar für die unterworfenen Völker, denn das so entstandene "Mischvolk" hatte die Möglichkeit, ihrerseits auf angrenzende Stämme Macht auszuüben.
Andererseits war auch innerhalb dieses "vorstaatlichen" Gebildes die Möglichkeit gegeben, z.B. durch die Nutzung der Rinder als Zug- und Lasttiere, größere Bauvorhaben wie Bewässerungssysteme zu verwirklichen, was natürlich die Bevölkerung insgesamt materiell "reicher" machte.
Kurzfristig gesehen hatten also erstmal alle Bewohner etwas davon, so ein
Gebilde zu erdulden. Langfristig läuft es aber dann natürlich darauf hinaus, immer mehr Völker zu unterwerfen und/oder immer mehr produzieren zu müssen, weil ja der Staatsapparat, die "Armee" und ähnliche "nicht produzierende" Teile des Volkes unterhalten, also "bezahlt" werden müssen.
Diese ganze vollkommen andersartige, unnatürliche Wirtschaftsweise führt dann u.a. auch zu den bekannten Folgen (Gier, Neid, Machtstreben usw.), weil diese Eigenschaften von der Wirtschaftsweise nicht nur toleriert, sondern sogar gefördert wird (wer aggressiv ist, die Ellenbogen gebraucht, der hat "Erfolg").
Andererseits führt auch der Zwang, Abgaben zu bestimmten Terminen antrichten zu müssen dazu, das der Einzelne versucht, mehr zu produzieren mit weniger Aufwand. Das führt dann zu Innovationen, Spezialisierung und Arbeitsteilung. Also zu dem, was wir "Fortschritt" und "Zivilisation" nennen.