Bei allem Respekt: das winzige Makedonien gegen das gewaltige Achämenidenreich, noch dazu mit dem Ziel, dessen Existenz zu beenden(!)
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Alexander hatte überhaupt nicht vor das Achämenidenreich zu zerstören, er betrachtete sich als dessen rechtmäßiger Erbe, legitimiert durch den Willen der Götter und durch das Eroberungsrecht ("Speergewonnen"). Nach Issos hat er dies in seine offizielle Programmatik aufgenommen, durch seinen Brief an Dareios III., in dem er als König in Asien anerkannt zu werden verlangte. Aber auch schon zuvor gab es Andeutungen in diese Richtung, wie den Speerwurf an der Küste vor Troja und im Heiligtum von Gordion, dessen Rätsellösung die Herrschaft über Asien versprach.
Bei Gaugamela hatte Alexander die Macht des Dareios III. gebrochen und spätestens nach dessen Ermordung 330 v. Chr. wurde er sogar von der Merheit der Perser als König anerkannt. Die Verwaltungsstruckturen der Achämeniden hatte er dann nahezu eins zu eins übernommen, sogar deren Riten, Zeremoniell ect.
Und noch etwas. Der von den Assyrern entnommene Herrschertitel der Achämeniden "König der Könige" enthielt einen universellen Weltherrschaftsanspruch, zumindest vom Standpunkt der Hellenen betrachtet. Soviel zum Größenwahn. Alexander hingegen nannte sich ausschließlich "König in Asien", er hat sich also durchaus mit geringerem begnügt. Am Jaxartes (heute Tadschikistan) glaubte er den Tanais (Don) erreicht zu haben, der als Nordgrenze der bewohnbarten Welt (Oikumene) galt, an der Indusmündung die Südgrenze. Nur die Ostgrenze an der Gangesmündung hatte er bekanntlich nicht erreicht, wegen der Heeresrevolte. Aber letztlich konnte er mit Recht von sich behaupten, beinahe ganz Asien erobert zu haben, wobei das letzte Stück bis zum Ganges bei späterer Gelegenheit noch genommen werden konnte, wenn er doch nur ein paar Jahre länger gelebt hätte. Sibirien, China und Südostasien waren ihm freilich unbekannt.
Arsacides schrieb:
Fakt ist, dass Alexanders Vorhaben im Hinblick auf die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen geradezu verrückt war. Dass er es geschafft hat, änder nichts daran.
Alexanders Heer wurde über die gesamte Feldzugsdauer ständig mit Verstärkung aufgefüllt. Sogar in das Industal ist ein großes Truppenkontingent aus Makedonen zu ihm gestoßen. Durch Rekrutierung indigener Truppen konnte er Verluste und Truppenabstellungen zusätzlich ausgleichen. Laut Nearchos hatte die Gesamtgröße des Heeres in Indien 120.000 Menschen umfast.
Das Menschenreservoir Makedoniens hatte er dabei nicht überstrapaziert. Das Land konnte sich im Mäusekrieg und im lamischen Krieg unter Antipaters Führung gegen seine Gegner behaupten.
Versorgt wurden die Krieger Alexander aus dem Nahrungsangebot der jeweiligen Landschaften, die sie durchzogen, was besonders im Hindukusch ein Problem war, das aber letztlich überwunden wurde.
Arsacides schrieb:
Mag sein, dass er sich seiner Chancen bewusst war, aber beeinflussen konnte er die Geschehnisse auf der persischen Gegenseite ohnehin nicht - im Vertrauen darauf einen Krieg zu beginnen, empfiehlt sich dann noch weniger.
Beeinflussen nicht aber wohl kalkulieren. Er hat ja bei Issos schon gesehen, wie Dareios III. bei unmittelbarer Bedrohung reagiert. Also musste er ihm bei Gaugamela einfach wieder auf die Pelle rücken.
Arsacides schrieb:
Das habe ich überhaupt nicht bedacht, aber danke für die Ergänzung.
Die Idee vom Gottmenschentum war den Hellenen nicht unbekannt, siehe Herodot und Isokrates. Nur gehört es, wie Alexander Demandt in seiner Alexander-Bio beschreibt, zu den Paradoxien der Geschichte, dass die gelehrte griechische Welt dies für Alexander nicht anerkennen wollte, wohl wegen dessen "Orientalisierung". Er hat es aber eingefordert und sein Kult wuchs über die Grenzen seines Reiches weit hinaus, siehe das Herakles-Alexander Heiligtum in Gades/Spanien, vor dem der 32 jährige Caesar bedauert hatte, nicht soviel erreicht zu haben wie Alexander. Aber auch einige seiner Kritiker, wie Polybios, erkannten in Alexanders Taten etwas Übermenschliches, im Sinne der eines Heros
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