April 1945: Kleinengstingen

Mich würden noch Details zu Heilbronn, Stuttgart, Tübingen, Reutlingen und Ulm interessieren. Ich schlage noch nach.


Dann schlage mal fröhlich:D

Es ist, wie schon angemerkt, bis heute wenig seriös erforscht.
Was so nicht mal stimmt, aber die Forschungen und Berichte der Heimatforscher kommen meist gerade noch in die Lokalpresse. Was für den Interessierten bedeutet, dass er die Infos an äußerst entlegenen Stellen zusammensuchen muss, mit dem Risiko auch immer mal wieder Unsinn aufzusitzen. (Erstaunlicherweise sind die haarsträubendsten Storys dann wieder wahr....)

Reutlingen würde ich als Musterbeispiel nehmen. (Leopold Bloom hat hier mal einen guten Artikel dazu verfasst) der lanjährige OB Kalbfell hat schließlich aus purer Verzweiflung Selbstanzeige erstattet, um per Gerichtsurteil vom dem Vorwurf entlastet zu werden, er hätte die von den Franzosen als Geiseln erschossenen ausgesucht. Du wirst aber genau diesen Vorwurf in Reutlingen noch heute hören.

Ulm, waren die Franzosen oder die Amis zuerst dort? Kannst Du beides lesen.
Kamen die Alsos-Trupps nach Haigerloch und Tailfingen (KW-Institut, Hahn usw. Atom-Reaktor) vor, gleichzeitig oder unmittelbar nach den Franzosen?
Kannst Du drei Versionen lesen.
Tübingen habe ich schon genannt.
 
Ulm, waren die Franzosen oder die Amis zuerst dort? Kannst Du beides lesen.

Die Frage (wer zuerst welche Stadtgrenze passiert hat) finde ich wenig interessant, die Eskapaden der 1. französischen Panzerdivision bzw. ihrer kleineren Abordnung nach Ulm haben eher Unterhaltungswert.

Mir geht es um die deutsche Seite, insbesondere um die Vorgänge bei der Sprengung der Donaubrücken während des Einmarsches.
 
Na ich möchte auch mal bei Eurem Dialog über die regionale Weltkriegsgeschichte in BW etwas beitragen. Gestern wurde in Echterdingen auf dem Gelände des Flugfeldes eine Gedänkstätte für KZ-Opfer eingeweiht.
So befand sich 1944/45 auf dem Gelände des US-Flugfeldes das KZ-Außenlager. Bei Bauarbeiten auf dem Gelände wurden Massengräber entdeckt, worauf man wohl wieder auf die Gescihte des Lagers aufmerksam wurde.
Wisst ihr beiden mehr darüber?
 
Die Frage (wer zuerst welche Stadtgrenze passiert hat) finde ich wenig interessant, die Eskapaden der 1. französischen Panzerdivision bzw. ihrer kleineren Abordnung nach Ulm haben eher Unterhaltungswert.

Mir geht es um die deutsche Seite, insbesondere um die Vorgänge bei der Sprengung der Donaubrücken während des Einmarsches.

Von Ulm keinen Schimmer. Allerdings haben die doch sowieso alles an Brücken gesprengt. Könnte ich genug Beispiele nennen, lediglich noch Vandalismus.

Ach so, Unterhaltungswert.
Die Franzosen haben eine Wochenschau gezeigt, wie sie Teile des Südwestens "erobert" haben, ausweislich der gefilmten Ortsschilder.
Schwere Waffen waren im Einsatz, schneidige Infanteriesturmangriffe, schwere siegreiche Gefechte. Gloire in Höchstform.:devil:
Die Aufführung in Tailfingen führte zu solchen Lachsalven, dass sich die Besatzungsmacht beleidigt fühlte und mit harten Maßnahmen reagierte.
 
Ach so, Unterhaltungswert.
Die Franzosen haben eine Wochenschau gezeigt, wie sie Teile des Südwestens "erobert" haben, ausweislich der gefilmten Ortsschilder.
Schwere Waffen waren im Einsatz, schneidige Infanteriesturmangriffe, schwere siegreiche Gefechte. Gloire in Höchstform.:devil:

Mit dem Unterhaltungswert (der wegen der Abschnittsverletzungen ziemlichen Ärger beim benachbarten US-Korps auslöste) meinte ich eher den kräftemäßig "unnötigen" Seitenritt nach Ulm.

Zur Wochenschau, die die Ereignisse aufbauscht, eine Nachfrage: wenn die Szenen nicht gestellt waren, könnte ich an die Situation bei Bad Dürrheim denken (Durchbruchsversuch der restlichen Verbände des XVIII. SS-Armeekorps) nach Westen. Bei der anderen kritischen Lage (Crailsheim) war die frz. Seite nicht beteiligt.

@Köbis: zu Echterdingen müßte man nachschlagen.
 
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Zur Wochenschau, die die Ereignisse aufbauscht, eine Nachfrage: wenn die Szenen nicht gestellt waren, könnte ich an die Situation bei Bad Dürrheim denken (Durchbruchsversuch der restlichen Verbände des XVIII. SS-Armeekorps) nach Westen. Bei der anderen kritischen Lage (Crailsheim) war die frz. Seite nicht beteiligt.

@Köbis: zu Echterdingen müßte man nachschlagen.

"Richtige" Kämpfe waren ja recht schwierig zu filmen und gefährlich war es obendrein. Deswegen hat man ja öfters nachgestellt, so auch die Russen in den Tagen nach der Einnahme von Berlin wo noch extra einige Gebäude zusammengeschossen wurden, um genügend Filmmaterial zusammen zu bekommen.
 
Na ich möchte auch mal bei Eurem Dialog über die regionale Weltkriegsgeschichte in BW etwas beitragen. Gestern wurde in Echterdingen auf dem Gelände des Flugfeldes eine Gedänkstätte für KZ-Opfer eingeweiht.
So befand sich 1944/45 auf dem Gelände des US-Flugfeldes das KZ-Außenlager. Bei Bauarbeiten auf dem Gelände wurden Massengräber entdeckt, worauf man wohl wieder auf die Gescihte des Lagers aufmerksam wurde.
Wisst ihr beiden mehr darüber?

Nur die Tatsache dass.

Wobei ich den Verdacht habe, dass sooo vergessen das ganze auch nicht war. Man wird nicht unglücklich darüber gewesen sein, dass die Amis 50 Jahre keine Jerrys in die Nähe gelassen haben.
 
"Richtige" Kämpfe waren ja recht schwierig zu filmen und gefährlich war es obendrein. Deswegen hat man ja öfters nachgestellt, so auch die Russen in den Tagen nach der Einnahme von Berlin wo noch extra einige Gebäude zusammengeschossen wurden, um genügend Filmmaterial zusammen zu bekommen.

Natürlich sind "richtige" Kämpfe schwierig zu filmen. Es gab aber gar keine, die sind noch viel schwieriger zu filmen:devil:
Der Touch war dann anscheinend, dass das Sigmaringer Schloss in hellen Flammen stand, als die glorreichen Sieger einzogen. Aber nix davon war wahr.:devil:
Aus Zeitzeugenberichten weiß von dem Filmchen seit Jahrzehnten, und war sehr im Zweifel ob das stimmen kann, inzwischen habe ich aber den definitiven Nachweis.
Interessant wäre jetzt nur das Filmchen selbst, wäre ja immerhin möglich, dass es in irgendwelchen Archiven schlummert.

OT:
Aber wenn ich auf französisch schreibe, bekomme ich vermutlich eher eine Kiste Burgunder per Nachnahme als das Filmchen.:hmpf:
Vielleicht verspreche ich meiner Frau mal, dass ich ne Woche nicht ins Forum gehe, und immer feste arbeite, wenn sie mir das Briefchen schreibt....:pfeif: (aber nur im Erfolgsfall:motz:)
 
Ja, natürlich. Wir hatten zu einem anderen Fall mal eine interessante Diskussion im Forum:
http://www.geschichtsforum.de/f68/filmf-lschung-22673/

Wir ging es weniger um die Filmerei, als um den Bezug in dem frz. Film zum Raum Bad Dürrheim.


Die Kämpfe in Donaueschingen und Bad Dürrheim waren meines Wissens aber überwiegend in der Nacht, wo es (zumindest damals) gleich gar nix zu filmen gab.

zu Bad Dürrheim

Am 22. April rückten der Stab und die Stabsbatterie des ersten kolonialen Artillerie-Regiments in die Stadt ein. Die Batterien des Regiments gingen südlich des Ortes in Stellung. Teile des 64. französischen Artillerie-Regiments (5. und 6. Batterie) zogen ebenfalls im Ort unter. Am folgenden Tag begannen die Franzosen damit, den Ort zur Verteidigung vorzubereiten. Die Batterien in der Stadt eröffneten das Feuer in Richtung Westen. Georg Bühler, Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter, wurde von einer Streife der SS aufgegriffen und nach Bad Dürrheim zurückgeschickt. Er erschoß sich an diesem Tag in einem Wald in der Nähe des Ortes.
Am 24. April rückten gegen Abend die Truppen des XVIII. SS-Armeekorps auf den Ort zu. Aus Richtung Marbach erreichten deutsche Panzer den Ort. Die 106. Infanterie-Division drang in den Ort ein und schoß die Häuser links und rechts der Vormarschsstraße in Brand. In der Nähe des Gasthauses Krone wurden mehrere französische Lkw und Zugmaschinen in Brand geschossen. Zwischen dem Friedhof und der Riedstraße geriet die hier in Stellung gegangene französische Batterie unter Beschuß. Im weiteren Verlauf kam es zu schweren Feuergefechten im Ort. Nachdem den deutschen Panzern der Durchbruch durch den Ort gelungen war, zog die gesamte 106. Infanterie-Division durch den Ort. An der Ecke Scheffelstraße / Schulstraße feuerte ein französisches Geschütz in die Nachhut der 106. Infanterie-Division, die hier Verluste erlitt. Die nachfolgende 719. Infanterie-Division geriet dadurch ins Stocken. Die französische Artillerie begann, sich auf die Vormarschstraße zwischen Marbach und Bad Dürrheim einzuschießen. Es gelang den Deutschen, die französischen Verteidiger abzudrängen und den Vormarsch wieder in Gang zu bringen. Gegen 7.30 Uhr ebben die Kämpfe langsam ab. Die deutschen Truppen hatten in der Stadt schwere Verluste erlitten, haben aber den Durchbruch geschafft. Achtzehn Zivilisten, vierunddreißig deutsche und neunundzwanzig französische Soldaten waren gestorben. Fünf Häuserwaren zerstört, mehrere weitere schwer beschädigt. Bei der Durchsuchung des Ortes durch die Franzosen gerieten einige deutsche Soldaten in Gefangenschaft. Am 26. April erhielt die Bevölkerung der Stadt den Befehl, diese von den Spuren des Kampfes zu befreien.

von der Seite

 
Zitat:
Bekanntmachnung
Durch unanständiges Benehmen der Tailfinger Bevölkerung bei der Kinovorstellung im Museumsaal am Samstag, den 26. Januar 1946, hat sich die Militärregierung des Kreises Balingen veranlasst gesehen,
ab sofort bis einschließlich 3. März 1946
sämtliche Veranstaltungen
(Kino, Theater, Versammlungen, Sport, Singstunden usw.)
für die Stadt Tailfingen zu verbieten.
Auch dürfen die Vereine, wie Fussballvereine und dergl. bei auswärtigen Veranstaltungen nicht teilnehmen.
Wer sich gegen dieses Verbot verstösst wird von der Militärregierung verfolgt und bestraft.
Tailfingen, den 30. Januar 1946 Der Bürgermeister

Die Sperrstunde wird ab 30. Januar 1946 auf die Dauer eines Monats von abends 7 bis morgens 6 Uhr festgelegt.

Zitatende
(Orthografie wie Original)


Anlass war der bewusste Propagandafilm.

Quelle: Kriegsende und Besatzung in Onstmettingen
Heft 26 der Reihe "So war es in Onstmettingen"
Herausgeber Förderverein Philipp-Matthäus-Hahn-Museum eV
72461 Albstadt-Onstmettingen
 
Vielen Dank!
Also das ist jetzt erstmal genug, ich halte das Referat morgen ;-)
Also danke an euch alle,
Liebe Grüße,
Sinia
 
Die Kämpfe in Donaueschingen und Bad Dürrheim waren meines Wissens aber überwiegend in der Nacht, wo es (zumindest damals) gleich gar nix zu filmen gab.

zu Bad Dürrheim
Schon lange sind mir diese "Durchbruchskämpfe" der Regionalgeschichte "Zwiefaltendorf", "Dürrheim" usw. usf. einerseits unwirklich, andererseits seltsam bekannt vorgekommen.

Jetzt ist es mit wieder eingefallen:
Hans Helmut Kirst 08/15 letzter Kriegsband, als der Oberst ausbricht, "Verstärkung holen".
 
Ich dachte eigentlich eher an Riedel, und die Dokumenten- und Berichtesammlungen "Halt. Schweizer Grenze", "Ausweglos - Letzter Akt im Schwarzwald, in der Ostbaar und an der oberen Donau Ende April 1945" sowie "Villingen 1945".
 
Ich dachte eigentlich eher an Riedel, und die Dokumenten- und Berichtesammlungen "Halt. Schweizer Grenze", "Ausweglos - Letzter Akt im Schwarzwald, in der Ostbaar und an der oberen Donau Ende April 1945" sowie "Villingen 1945".

Hmmm?
Muss ich das verstehen?

Die Wehrmacht lag in Agonie, Stäbe und höhere Offiziere hofften auf die Genfer Konvention und glaubten, dass sie bei Kriegsende Heim zu Weib und Kind dürfen, wenn sie zu dem Zeitpunkt noch nicht in Gefangenschaft waren.
Das war die Intention für diese "Durchbruchschlachten".

Und immer haben sie sich nicht mal verrechnet.
Auch hier ein Beispiel (schwergewichtiger) aus der deutschen Literatur.
Wolfgang Borchert, Draußen vor der Tür
 
Die Wehrmacht lag in Agonie, Stäbe und höhere Offiziere hofften auf die Genfer Konvention und glaubten, dass sie bei Kriegsende Heim zu Weib und Kind dürfen, wenn sie zu dem Zeitpunkt noch nicht in Gefangenschaft waren.
Das war die Intention für diese "Durchbruchschlachten".

Glaube ich eben anhand des Materials eher nicht und würde es mehr im Kontext "Wehrmacht und Niederlage 1945" als (zT nachträglich) konstruiertes Motiv ansehen.

Nochmal zu Ulm: die Frage der umfangreichen Brückensprengungen interessiert mich, weil es hier offenbar einen Strafprozeß nach dem Krieg gegen den "Festungskommandanten Ulm" (Oberst Wiedemann?) und die zur Durchsetzung der Brückensprengungen extra abgestellten Offiziere bei den Spengmannschaften wegen der militärisch sinnlosen Zerstörungen gegeben hat. Der Strafprozeß wurde wegen "Befehlsnotstand" eingestellt.
 
Nochmal zu Ulm: die Frage der umfangreichen Brückensprengungen interessiert mich, weil es hier offenbar einen Strafprozeß nach dem Krieg gegen den "Festungskommandanten Ulm" (Oberst Wiedemann?) und die zur Durchsetzung der Brückensprengungen extra abgestellten Offiziere bei den Spengmannschaften wegen der militärisch sinnlosen Zerstörungen gegeben hat. Der Strafprozeß wurde wegen "Befehlsnotstand" eingestellt.

Zu Ulm weiß ich nichts.
Die Brückensprengungen würde ich aber überhaupt für eine "Umsetzung des Nerobefehls" halten. Bis auf ganz wenige Ausnahmen.
Die Donau ist im Gebiet der Alb ein Rinnsal, mit etlichen Stellen wo man sie mit trockenen Schuhen durchqueren kann (Donauversinkung) für Militär alles nur kein Hindernis, was die Armleuchter nicht abgehalten hat, sämtliche Donaubrücken zu sprengen.

OT:
In Lautlingen wollten sie das Eisenbahnviadukt sprengen, wäre der halbe Ort am A.... gewesen, die Lautlinger, kernige Schwaben:D, haben sich Männlein und Weiblein ein paar Stunden auf das Viadukt gestellt, bis das Sprengkommando abzog.


Aber auch für diese Sprengorgien haben wir ein Beispiel in der deutschen Literatur.
Heinrich Böll, Billard um 1/2 Zehn

Ohne Witz: Die deutsche Nachkriegsliteratur ist durchaus ein Schlüssel zum Verständnis dieser Zeit.
 
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