Zum Lamellenpanzer: Es war nicht unüblich nur ein Teil davon ins Grab mitzugeben.
Wenn ich die Zahl der gefundenen Lamellenpanzer betrachte, so scheint es absolut unüblich gewesen zu sein, so etwas mit ins Grab zu nehmen - selbst bei oberen sozialen Schichten. Rüstungsbeigaben sind in der Merowingerzeit Einzelfälle. Unter den nunmehr 9 Funden sind nur zwei vollständige Panzerungen. Eine relative Fundhäufung im alamannischen Gebiet hängt eventuell mit speziellen Grabsitten zusammen.
Ich glaube nicht, dass sich die Verbreitung der Lamellenpanzer schlicht mit der Völkerwanderung erklären lässt. Eine mutmaßliche Einwanderung aus dem mittleren Donauraum in die Alamannia durfte lange vor dem 6. oder 7. Jahrhundert erfolgt sein.
Tatsächlich waren Lamellenpanzer schon vorher bekannt. Bereits Frankenkönig Childerich I.
(5. Jahrhundert) ist auf seinem Siegelring mit einer Art Lamellenpanzer abgebildet. Eine awarische Vermittlung kann hier noch nicht stattgefunden haben, da die Awaren zu der Zeit noch irgendwo in der eurasischen Steppe unterwegs waren.
Häufig wird bei den Lamellenhelmen und Panzern des 7. Jahrhundert auf Vergleichsfunde aus Kerc verwiesen. Kerc liegt auf der Halbinsel Krim, Ukraine oder so. Kerc war zu der Zeit unter chasarischer Kontrolle. Die Stadt hatte jedoch eine griechisch-byzantinische Tradition.
Ich halte daher für eine byzantinische Herkunft der Rüstungstechnik für naheliegender. Kataphrakten haben eine lange Tradition. Eine Vermittlung byzantinischer Rüstungen kann über die Langobarden in Italien erfolgt sein. Von den Langobarden übernahmen die Alamannen wahrscheinlich auch die Grabsitte der Goldblattkreuze übernommen.