Maglor
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Die Schreibweisen im hohen Mittelalter sind wirklich verwirrend.
Im mittelhochdeutschen Nibelungenlied heißt es tatsächlich Düringen. Geführt werden die Düringer am Hunnenhof ganz hochmittelalterlich von ihrem Landgraf. Dieser Landgraf heißt aber Irnfrit in Anlehnung an die thüringischen Könige. Das bedeutet, dass der Autor die Figuren der germanischen Heldensage mit der seiner Zeit noch existieren Landgrafschaft direkt in Verbindung setzt.
In gleichzeitigen mittellateinischen Texten wird die Landgrafschaft Thüringen ziemlich konsequent mit einfachem "t" also "Turingia" geschrieben. Der Gegensatz zwischen der mittellateinischen und der mittelhochdeutschen Schreibweise haben offenbar niemanden gestört.
Mit dem "t" wird auch die mittellateinische Schreibtradition zurückgegriffen, die Thüringen noch in althochdeutscher Zeit (Gregor von Tours,Bonifatius, Widukind von Corvey) entlehnt hat, als "th" noch für [þ] stand. Den Laut [þ] haben die hochmittelalterlichen Autoren natürlich nicht mehr gekannt, den Sinn des "th" nicht mehr verstanden und vielleicht deswegen das "h" weggelassen.
Wenn der binnendeutsche Muttersprachler jetzt das lateinische Wort "Turingia" ausgesprochen hat, wird er aufgrund seinen binnendeutschen Dialekts es auch nur schwer geschafft haben, jenes mittellateinische Wort, anders als mit [d] auszusprechen.
Iring, den Widukind von Corvey, noch als Gefolgsmann des thüringischen Königs beschrieb, wird im Nibelungenlied zum Markgraf des Dänenkönigs Hawart. Zur weiteren Verwirrung schreibt der Autor des Nibelungenliedes jedoch Dänemark mit "t", also "Tenemark" und "Tenelant". Trotzdem scheint der Dichter Thüringen und Dänemark auch noch als Stabreim bzw. Alliteration zu verbinden. Somit ist natürlich enttarnt, dass der Dichter orthografisch "t" und "d" gleich aussprochen haben müsste. Da die mittelhochdeutsche Dichtersprache von der binnendeutschen Lautverschiebung betroffen ist, wird der Dichter beide Buchstaben als [d] ausgesprochen haben. Warum er jetzt Dänemark mit "t" und Thüringen mit "d" geschrieben hat, bleibt ein Rätsel.
Im neuhochdeutschen schreibt Martin Luther Thüringen noch mit "d".Im 18. und 19. Jahrhunder besann man sich, die deutsche Schreibweise mit "d", die im dunklen Mittelalter entstanden ist, zu korrigieren und führte dafür das "th" aus der frühmittelalterlichen lateinischen Überlieferung wieder ein, ohne die althochdeutsche Aussprache mit [þ] zu berücksichtigen. Ob jetzt Germanentümmelei oder lateinischer Sprachpurismus ursächlich für die Rückkehr zum "th" sind, weiß ich leider nicht. Für die Thüringer selbst machte die Änderung der Schreibsweise zumindest im Dialekt keinen Unterschied bei der Aussprache., da beides mit [d] ausgesprochen wird. Genau wie der nordische Gott Thor und die germanische Volksversammlung Thing wird Thüringen in der Standardsprache jedoch ohne Rücklsicht auf die Etymologie mit [t] ausgesprochen.
Im mittelhochdeutschen Nibelungenlied heißt es tatsächlich Düringen. Geführt werden die Düringer am Hunnenhof ganz hochmittelalterlich von ihrem Landgraf. Dieser Landgraf heißt aber Irnfrit in Anlehnung an die thüringischen Könige. Das bedeutet, dass der Autor die Figuren der germanischen Heldensage mit der seiner Zeit noch existieren Landgrafschaft direkt in Verbindung setzt.
In gleichzeitigen mittellateinischen Texten wird die Landgrafschaft Thüringen ziemlich konsequent mit einfachem "t" also "Turingia" geschrieben. Der Gegensatz zwischen der mittellateinischen und der mittelhochdeutschen Schreibweise haben offenbar niemanden gestört.
Mit dem "t" wird auch die mittellateinische Schreibtradition zurückgegriffen, die Thüringen noch in althochdeutscher Zeit (Gregor von Tours,Bonifatius, Widukind von Corvey) entlehnt hat, als "th" noch für [þ] stand. Den Laut [þ] haben die hochmittelalterlichen Autoren natürlich nicht mehr gekannt, den Sinn des "th" nicht mehr verstanden und vielleicht deswegen das "h" weggelassen.
Wenn der binnendeutsche Muttersprachler jetzt das lateinische Wort "Turingia" ausgesprochen hat, wird er aufgrund seinen binnendeutschen Dialekts es auch nur schwer geschafft haben, jenes mittellateinische Wort, anders als mit [d] auszusprechen.
Iring, den Widukind von Corvey, noch als Gefolgsmann des thüringischen Königs beschrieb, wird im Nibelungenlied zum Markgraf des Dänenkönigs Hawart. Zur weiteren Verwirrung schreibt der Autor des Nibelungenliedes jedoch Dänemark mit "t", also "Tenemark" und "Tenelant". Trotzdem scheint der Dichter Thüringen und Dänemark auch noch als Stabreim bzw. Alliteration zu verbinden. Somit ist natürlich enttarnt, dass der Dichter orthografisch "t" und "d" gleich aussprochen haben müsste. Da die mittelhochdeutsche Dichtersprache von der binnendeutschen Lautverschiebung betroffen ist, wird der Dichter beide Buchstaben als [d] ausgesprochen haben. Warum er jetzt Dänemark mit "t" und Thüringen mit "d" geschrieben hat, bleibt ein Rätsel.
Im neuhochdeutschen schreibt Martin Luther Thüringen noch mit "d".Im 18. und 19. Jahrhunder besann man sich, die deutsche Schreibweise mit "d", die im dunklen Mittelalter entstanden ist, zu korrigieren und führte dafür das "th" aus der frühmittelalterlichen lateinischen Überlieferung wieder ein, ohne die althochdeutsche Aussprache mit [þ] zu berücksichtigen. Ob jetzt Germanentümmelei oder lateinischer Sprachpurismus ursächlich für die Rückkehr zum "th" sind, weiß ich leider nicht. Für die Thüringer selbst machte die Änderung der Schreibsweise zumindest im Dialekt keinen Unterschied bei der Aussprache., da beides mit [d] ausgesprochen wird. Genau wie der nordische Gott Thor und die germanische Volksversammlung Thing wird Thüringen in der Standardsprache jedoch ohne Rücklsicht auf die Etymologie mit [t] ausgesprochen.
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