Die Römer waren nicht gerade berühmt für ihre Bogenschützen, weiß jemand wie die Römer so gegen Völker mit guten Bogenschützen bestehen konnten? Konnten sie mit ihren Wurfspeeren mithalten?
Es scheint schon richtig, dass die röm. Armee im Kampf gegen feindliche Heere, die in großer Zahl spezialisierte Bogenschützen aufwiesen, kein leichtes "Spiel" hatte. Denn mittels der Bogenschützen konnten den Römern Verluste zugefügt werden, bevor es überhaupt zum Nahkampf kam. Für letzteren aber waren die Legionäre ausgerüstet und ausgebildet. Wenn das feindliche Heer dann auch noch beritten war, konnte es sich nach dem Pfeil-Beschuss wieder schnell zurückziehen, ehe es von den Römern in einen Nahkampf verwickelt werden konnte. Wenn man diese Taktik ein paar mal hintereinander angewandt hatte, waren die römischen Reihen irgendwann evtl. derart demoralisiert und die Formation der Fußtruppen durcheinander, dass der Feind einen Sturm auf sie wagen konnte.
Ich nehme mal an, dass die Pfeile der Feinde eine weitere Reichweite gehabt haben werden als die röm. Wurfspeere. Welche Möglichkeiten hatten die Römer also, um gegen solch einen Feind nicht unterlegen zu sein? Hjwien hat schon die Verwendung von Auxiliar-Truppen (wie z. B. ituräische) genannt. Weitere Hinweise finden sich z. B., wenn man sich den Krieg des Ventidius gegen die in Syrien und Kleinasien eingefallenen Parther anschaut (39/38 v. Chr.) - ich beziehe mich hierbei auf Bühler, Daniel: Macht und Treue. Publius Ventidius, München 2009, 143-157:
Das Heer der Parther bestand in der Hauptsache aus Panzerreitern mit Lanzen (schwere Reiterei) und berittenen Bogenschützen (leichte Kavallerie). Die Römer standen also vor den im ersten Absatz beschriebenen Problemen. Ventidius packte es dennoch. Die wahrscheinlich zahlenmäßige Überlegenheit der Römer wird eine Rolle gespielt haben; daneben aber bieten die Quellen noch andere Hinweise, wie Ventidius sich militärisch gegen das parthische Heer mit seinen berittenen Bogenschützen durchsetzen konnte.
39 v. Chr. schlug Ventidius die Parther in Kilikien am Taurus in die Flucht und 38 v. Chr. besiegte er die Parther bei Gindaros. Aus Dio, Frontin u. a. rekonstruiert Bühler Folgendes:
Es gelang Ventidius, die parthische "Distanz-Taktik" ins Leere laufen zu lassen und die Parther stattdessen schnell in einen Nahkampf zu verwickeln. In Kilikien war die röm. Vorhut-Kavallerie unter Pompaedius Silo mit der parthischen Kavallerie im Gefecht, drohte zu verlieren. Das bergige und hügelige Gelände erlaubte es dem mit den Fußtruppen nachrückenden Ventidius, in dieses Gefecht relativ überraschend einzugreifen, ehe sich die parthischen Reiter zurückziehen konnten. Es entwickelte sich ein Nahkampf in dem die Römer die Oberhand gewannen. Eine weitere Taktik des Ventidius bestand darin, das unübersichtliche Gelände zu nutzen, um die Parther nach einem ersten taktischen Zurückweichen der Römer zu einer Örtlichkeit zu locken, an welcher die Römer überraschend von mehreren Seiten angreifen konnten, um also ebenso ein Ausweichen der berittenen Parther zu erschweren und sie zum Nahkampf zu zwingen.
Im nächsten Jahr "lockte" Venditius die neugerüsteten Parther offensichtlich wieder ganz bewusst in ein hügeliges Gelände, um den parthischen Reitern ihre schnellen, kontrollierten Rückzüge zu erschweren. Außerdem berichtet Cassius Dio (49, 20, 2) von dieser Schlacht bei Gindaros ausdrücklich, dass Ventidius den parthischen Bogenschützen Schleuderer entgegensetzte, "denn", so Bühler auf S. 152, "jene waren in der Lage ihre Bleigeschosse weiter zu schleudern als die Bogenschützen ihre Pfeile zu schießen vermochten". Bühler vermutet übrigens darüberhinaus - wenngleich die Quellen hierzu schweigen - dass Ventidius neben Schleuderern auch verstärkt eigene Bogenschützen einsetzte.
Der Krieg des Ventidius gegen die Parther stellt selbstverständlich nur eine "kleine" Episode in der röm. Kriegsgeschichte dar. Aber wollte man aus diesem exemplarisch vorgebrachten Krieg "Gesetzmäßigkeiten" ableiten, so ließe sich folgendes sagen:
Die Römer begegneten gegnerischen Armeen mit Bogenschützen, ...
- 1.) indem sie einerseits versuchten, diese so schnell als möglich in einen Nahkampf zu verwickeln (wobei die Römer sich z. B. unübersichtliches Gelände zunutze machten, um Überraschungsangriffe und Angriffe von mehreren Seiten tätigen zu können)
- 2.) indem sie andererseits selbst Fernwaffen wie Schleudern und Bögen einsetzen.
So zumindest ersehe ich das aus der Darstellung Bühlers.