Das Stauffenberg-Attentat im Bewusstsein der Alliierten

Das mag für die Familie Stauffenberg durchaus stimmen.
In Lautlingen selbst, dem damaligen Sitz und Aufenthaltsort der Mutter der beiden ermordeten Widerstandskämpfer Gräfin Caroline (unmittelbar zuvor aus dem Balinger Gefängniss entlassen) spielte sich die Besetzung überaus dramatisch ab.

Ganz kurz:
Die Franzosen ließen sich etwas mehr Zeit als erwartet, der Lautlinger Volkssturm war, wie überall wo Leute mit Verstand vor Ort waren, nach Hause gegangen, als bekannt wurde, dass in dem 5 Fahrradminuten entfernten Meßstetten ein Freikorps "Adolf Hitler" aufgetaucht war, und den Bürgermeister und 2 Gemeinderäte erschossen hatten, die die weiße Fahne gehisst hatten.
Die Lautlinger befürchteten, "die wollen die Gräfin holen" worauf der Volkssturm wieder die Orteingänge besetzte. Bis zum Eintreffen der Franzosen mit Hakenkreuzarmbinde die Mutter der Hitler-Attentäter schützte.

Die einrückenden franz. Kampftruppen benahmen sich korrekt.

Als sie abzogen rückte eine Einheit franz. Kolonialtruppen ein. Es wurde buchstäblich jede Frau die sie erwischten vergewaltigt. Ein älterer Mann der der um Hilfe schreienden Nachbarin beistehen wollte, wurde abgeknallt wie ein Hund.
Gräfin Caroline nahm daraufhin alle Lautlinger Frauen in das Schloss auf. Und hier schütze dann der Name "Stauffenberg" (und die Pistole der Gräfin)tatsächlich die Frauen. Was nichts daran änderte, dass so ziemlich alle am folgenden Tag ärztliche Hilfe im städtischen Krankenhaus in Ebingen benötigten.

Die Ereignisse sind recht gut dokumentiert, allerdings meines Wissens nicht online.

Die Beschreibung der Tochter ist von Lautlingen. Was sie nicht erwähnt, wann sie wieder in Lautlingen waren.

Weisst du wann diese von dir geschlielderten Ereignisse geschah? Ich gehe davon aus, dass dies vor der Ankunft Stauffenbergs geschah.

Das was Konstanze von Schulthess beschreibt ist eben Oral History, dass heisst eine subjektive Wahrnehmung von ihr, in dieser Zeit wo sie dort war. Das hätte ich in meinem Beitrag erwähnen sollen, dass es eben Oral History ist. Entschuldigung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Beschreibung der Tochter ist von Lautlingen. Was sie nicht erwähnt, wann sie wieder in Lautlingen waren.

Weisst du wann diese von dir geschlielderten Ereignisse geschah? Ich gehe davon aus, dass dies vor der Ankunft Stauffenbergs geschah.

Das was Konstanze von Schulthess beschreibt ist eben Oral History, dass heisst eine subjektive Wahrnehmung von ihr, in dieser Zeit wo sie dort war. Das hätte ich in meinem Beitrag erwähnen sollen, dass es eben Oral History ist. Entschuldigung.


Nein, doch nicht Entschuldigung Ursi, das war lediglich als Ergänzung gedacht.
Wann die Gräfin Nina mit Familie nach Lautlingen kam, weiß ich jetzt nicht, ich denke aber frühestens Wochen später. Die beschriebenen Ereignisse spielten sich zwischen dem 22. und 24. April 1945 ab.
Die Gräfin Caroline war nach dem 20. juli, wie gesagt, im Balinger Gefängniss inhaftiert, wurde aber im März 1945 freigelassen. Schon zuvor haben sich laufend Lautlinger bei den regionalen Nazigrößen für die Gräfin eingesetzt haben.

Was mir als Fussnote bemerkenswert erscheint, ist der Volkssturm der mit Hakenkreuzarmbinde ausrückt, um die Gräfin zu schützen.

Als Anführer der Meßstetter-Mörder wurde ein aus Heilbronn stammender höherer HJ-Führer später ermittelt und verurteilt.

Natürlich sehr regional, aber ich denke so am Rande nicht uniteressant.
 
Die Ereignisse sind recht gut dokumentiert, allerdings meines Wissens nicht online.
Gräfin Caroline von Stauffenberg beschreibt ihr Leben nach dem 20. Juli 1944
...
Der Feind rückte nun immer näher heran und man musste sich darauf gefasst machen, dass der Krieg über Lautlingen gehen würde. So hat das ganze Haus in der Nacht vom 20. April seine Wertsachen in den Keller verstaut. Auch ein Hauptmann hatte schon angefangen, den hohen Viadukt unten anzubohren. Als sich aber das halbe Dorf dort versammelte und flehentlich um Schonung bat, entschloss er sich am Kriegstag, nur die kleine Überführung zu sprengen. Dies war die einzige Detonation, die wir am Kriegstag erlebten. Der Bürgermeister hatte offenbar der französischen Armee einen Gefangenen entgegengeschickt, und so war der Feind in die Höhen marschiert und hatte Lautlingen umgangen. Um die Sperren waren in den letzten Tagen große Kämpfe, und wer die weißen Fahnen hisste, wurde glatt erschossen. Nachdem die Franzosen nun die Herren des Landes waren, wagte sich Lili (Melitina) Podolinsky (von Alexandrine Üxküll-Gyllenband mütterlich gefördert) auch zu mir und bot mir ihre Hilfe an. Sie hatte sich aus Igls aufgemacht und in der hiesigen Umgegend versteckt gehalten, bis sie es wagen konnte, hier im Hof zu erscheinen. Da ich alles, was zu mir kam, auch die ersten Führer der Franzosen, in meinem kleinen Ankleidezimmer zwischen Wasch- und Toilettentisch empfangen musste, war es eine gute Abwechslung, dass sie sich im Turm sehr gemütlich einrichtete, wo wir dann manchmal unsere Mahlzeiten einnehmen konnten. Theodor Pfizer (Schulfreund ihrer Söhne; später Oberbürgermeister der Stadt Ulm) war dort mein erster Gast.

Aber vorher sollten noch manche Schrecknisse über das Dorf gehen. In weiser Voraussicht wurde zu mir (in das Schloss) ein Lazarett gelegt mit etwa 12 Verwundeten und Kranken, und zu den Barmherzigen Schwestern ein Altersheim. Die Rote-Kreuz-Fahne wehte über den Dächern, und eine Wache wurde im Hof aufgestellt, die dieses Haus und die Schwestern beschützen sollte. Die Marokkaner ergossen sich über das Dorf, und Plünderungen und Vergewaltigungen waren ihre Losung. Das Dorf suchte zum großen Teil Schutz bei mir, und so fanden während vier Nächten 600 bis 700 Menschen hier ihre Zuflucht. Die Gänge, die Zimmer, die Bühnen, alles war mit Menschen gepflastert. Wenn man mitten in der Nacht einige Runden machte, musste man über schlafende Menschen treten. Gegen Abend war der Pfarrer durch alle Zimmer gegangen, um den vielen Aufgeregten Trost und Mut zuzusprechen. Es war eben schon manches geschehen, ehe die Bevölkerung hier ihre Zuflucht suchte.

Tagebuch von Gräfin Caroline
 
Gräfin Caroline von Stauffenberg beschreibt ihr Leben nach dem 20. Juli 1944
...
Der Feind rückte nun immer näher heran und man musste sich darauf gefasst machen, dass der Krieg über Lautlingen gehen würde. So hat das ganze Haus in der Nacht vom 20. April seine Wertsachen in den Keller verstaut. Auch ein Hauptmann hatte schon angefangen, den hohen Viadukt unten anzubohren. Als sich aber das halbe Dorf dort versammelte und flehentlich um Schonung bat, entschloss er sich am Kriegstag, nur die kleine Überführung zu sprengen. Dies war die einzige Detonation, die wir am Kriegstag erlebten. Der Bürgermeister hatte offenbar der französischen Armee einen Gefangenen entgegengeschickt, und so war der Feind in die Höhen marschiert und hatte Lautlingen umgangen. Um die Sperren waren in den letzten Tagen große Kämpfe, und wer die weißen Fahnen hisste, wurde glatt erschossen. Nachdem die Franzosen nun die Herren des Landes waren, wagte sich Lili (Melitina) Podolinsky (von Alexandrine Üxküll-Gyllenband mütterlich gefördert) auch zu mir und bot mir ihre Hilfe an. Sie hatte sich aus Igls aufgemacht und in der hiesigen Umgegend versteckt gehalten, bis sie es wagen konnte, hier im Hof zu erscheinen. Da ich alles, was zu mir kam, auch die ersten Führer der Franzosen, in meinem kleinen Ankleidezimmer zwischen Wasch- und Toilettentisch empfangen musste, war es eine gute Abwechslung, dass sie sich im Turm sehr gemütlich einrichtete, wo wir dann manchmal unsere Mahlzeiten einnehmen konnten. Theodor Pfizer (Schulfreund ihrer Söhne; später Oberbürgermeister der Stadt Ulm) war dort mein erster Gast.

Aber vorher sollten noch manche Schrecknisse über das Dorf gehen. In weiser Voraussicht wurde zu mir (in das Schloss) ein Lazarett gelegt mit etwa 12 Verwundeten und Kranken, und zu den Barmherzigen Schwestern ein Altersheim. Die Rote-Kreuz-Fahne wehte über den Dächern, und eine Wache wurde im Hof aufgestellt, die dieses Haus und die Schwestern beschützen sollte. Die Marokkaner ergossen sich über das Dorf, und Plünderungen und Vergewaltigungen waren ihre Losung. Das Dorf suchte zum großen Teil Schutz bei mir, und so fanden während vier Nächten 600 bis 700 Menschen hier ihre Zuflucht. Die Gänge, die Zimmer, die Bühnen, alles war mit Menschen gepflastert. Wenn man mitten in der Nacht einige Runden machte, musste man über schlafende Menschen treten. Gegen Abend war der Pfarrer durch alle Zimmer gegangen, um den vielen Aufgeregten Trost und Mut zuzusprechen. Es war eben schon manches geschehen, ehe die Bevölkerung hier ihre Zuflucht suchte.

Tagebuch von Gräfin Caroline

Lili Podolinski war eine gebürtige russ. Gräfin, die noch in den 80ern HB rauchend, Goggomobil fahrend, mit großem weißem Hund in Margrethausen, (2 km von Lautlingen) später in der Ebinger Augustenhilfe wohnte.
Eine sehr bemerkenswerte Frau.
Die langen überaus interessanten Gespräche mit ihr werde ich nie vergessen.
 
Nein, doch nicht Entschuldigung Ursi, das war lediglich als Ergänzung gedacht.
Wann die Gräfin Nina mit Familie nach Lautlingen kam, weiß ich jetzt nicht, ich denke aber frühestens Wochen später. Die beschriebenen Ereignisse spielten sich zwischen dem 22. und 24. April 1945 ab.

Da waren die Stauffenbergs noch nicht in Lautlingen. Ich glaube die kamen erst nach Juni 45 zurück.

Hast du eine gute Quelle/Literatur für die Ereignisse in Lautlingen?
 
Die Marokkaner ergossen sich über das Dorf, und Plünderungen und Vergewaltigungen waren ihre Losung.

Gleiches liest man in Berichten über den spanischen Bürgerkrieg. Franco befehligte ja in Marokko das Ejército de África und darunter gab es die Truppe der Regulares, das waren marokkanische Soldaten, die im Bürgerkrieg wg. ihrer Ausschreitungen ganz besonders gefürchtet waren. :eek:fftopic::sorry:
 
Da waren die Stauffenbergs noch nicht in Lautlingen. Ich glaube die kamen erst nach Juni 45 zurück.

Hast du eine gute Quelle/Literatur für die Ereignisse in Lautlingen?

Die Gräfin Caroline war die Mutter der beiden Attentäter, sie hat schon seit dem 1. WK in Lautlingen gewohnt. Ihr Mann war Hofmeister beim letzten König von Württ.
Nach dem 20. Juli war sie, wie gesagt in Balingen inhaftiert, und wurde im März 1945 freigelassen.
 
Die Gräfin Caroline war die Mutter der beiden Attentäter, sie hat schon seit dem 1. WK in Lautlingen gewohnt. Ihr Mann war Hofmeister beim letzten König von Württ.
Nach dem 20. Juli war sie, wie gesagt in Balingen inhaftiert, und wurde im März 1945 freigelassen.

Das weiss ich doch. :winke:

Die Mutter von Nina von Stauffenberg wurde ins KZ Stutthof gebracht und von dort dann in die Aussenstelle Matzkau transportiert, dort starb sie an Typhus.

Interssant finde ich ja die Frau von Alexander Schenk Graf von Stauffenberg, Melitta Schiller.

Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg ? Wikipedia

Auch eine sehr interessante Persönlichkeit.
 
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Gleiches liest man in Berichten über den spanischen Bürgerkrieg. Franco befehligte ja in Marokko das Ejército de África und darunter gab es die Truppe der Regulares, das waren marokkanische Soldaten, die im Bürgerkrieg wg. ihrer Ausschreitungen ganz besonders gefürchtet waren. :eek:fftopic::sorry:


In den 60ern hat die Tochter einer weitläufig bekannten Familie einen Marokkaner geheiratet.
Da haben sich die Frauen der Stadt fürchterlich aufgeregt "ausgrechnet so a Lompamändle".
Einen Marsmenschen hätten sie eher akzeptiert.
 
Das weiss ich doch. :winke:

Die Mutter von Nina von Stauffenberg wurde ins KZ Stutthof gebracht und von dort dann in die Aussenstelle Matzkau transportiert, dort starb sie an Typhus.

Interssant finde ich ja die Frau von Alexander Graf von Stauffenberg, Melitta Schiller.

Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg ? Wikipedia

Auch eine sehr interessante Persönlichkeit.

Mit den Frauen haben die Stauffenbergs wirklich Glück gehabt.

Ich habe einiges hier in den "Heimatkundlichen Blättern", könnte ich aber höchstens kopieren und Dir zuschicken.
 
Das wäre Klasse :bussi:

Hier noch einen Link

Inwieweit er Dir neues sagt, weiß ich natürlich nicht.

OT:
In dem Link ist übrigens ein Bild von Rommels Staatsbegräbnis Okt. 1944 auf dem Münsterplatz in Ulm.
Kein einziges Gebäude der Häuserzeile im Hintergrund hat den Krieg überlebt.
Nur um die Frage ein für allemal zu beantworten, was ein erfolgreiches Attentat "gebracht" hätte.
 
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