"wir sind Teil der Natur, wir müssen ihr zurückgeben, was wir ihr entnehmen", die sich in der Religion mancher indianischer Völker widerspiegelt (stimmt das, oder entspringt das nachträglicher Romantisierung ?).
Ich denke, dass diese Geisteshaltung in Zivilisationen, in zurückliegenden Jahrtausenden eher selten war. Besonders der Umgang mit Wäldern war fast immer nur zerstörerisch. Von Zurückgeben konnte da keine Rede sein. Am augenfälligsten wird dies bei der Betrachtung des Mittelmeerraumes. Seit der Antike wurde für Häuser-und Schiffsbau sowie die Brennholzgewinnung bedenkenlos abgeholzt. Maltas Wälder wurden bereits im Neolithikum restlos beseitigt. Auch die Waldgebiete Nordafrikas verschwanden u.A. durch den Bedarf an Holz für den Schiffsbau durch die Phönizier und später die Römer.
Im 16. Jh. boten auch die meisten europäischen Mittelmeerküsten ein trostloses Bild. Hier war es der Verbrauch an Schiffsholz aber auch die Ziegenhaltung ließ die fruchtbaren Böden zunehmend verschwinden.
Dante schrieb im 14. Jh. über die Insel Kreta: "Mitten im Meer liegt ein Ödland, das einst ausgestattet war mit Wasser und Grün. Jetzt ist es eine Wüste."
Was die Römer in den Küstengebieten an Wäldern übrig gelassen hatten, wurde nun von den Staaten, die Seehandel und Seekriegswesen betrieben, wie Venedig und Genua zerstört. Die Venezianer bedienten sich besonders ausgiebig in ihren Kolonien in Dalmatien und Griechenland.
Michalli da Ruodo beschreibt in seiner Schrift Arte de far vasselli von 1434 den Holzbedarf für eine venezianische Handelsgaleere:
"Diese Galeere nach den Maßen von Flandern braucht die unten genannten Hölzer. Und zuerst die gebogenen, das sind die krummen Hölzer, um die Spantsitzer zu machen und die runden Spanten und halben Hölzer sowohl achtern wie vorn. Sie braucht davon 380 Hölzer.
Und sie braucht auch 140 gerade Balken aus Eichenholz um den Kiel, die Paraschuxule, die obersten Weger, die Decksbalken, die Spanten, den Gegenkiel, die Weger, den Mastkopf, die Deckbalken des barcharezo, die Boote, die Auslegerbalken zu machen. Und die genannten Hölzer müssen 24 oder 26 Fuß lang sein und jedes muss 4 Fuß Umfang haben.
Und die genannte Galeere braucht 280 Planken aus Eichenholz von einem großen Maßbrett, also einem Viertel Fuß.
Und sie braucht 36 bordenali aus Lärchenholz von 1 Fuß oder einer Spanne Breite für die Verzahnungen innen und für den Dollbord und die Laufbrücke. Diese bordenali müssen jeweils 8 Schritt lang sein.
Und sie braucht 18 bordenali aus Tannenholz von 8 Schritt mal 1 Fuß, um die banda und die obere Laufbrücke, die Klampen und die Bänke zu machen.
Und sie braucht 50 Schlüsselbretter aus gewöhnlicher Tanne, um die Knie, die morti und die coloneli und Fußbänke und Treppen und Querspieren zu machen.
Und sie braucht 300 Tannenholzbretter, um die Luken, pagnoli und die seragie unten zu machen.
Arbeitsaufwand
Und es sind 500 Säge-Meister nötig, um den Bedarf für die genannte Galeere zu decken."
Er erwähnt hier gar nicht die Riemen, für die, pro Stück ein schlanker Baum benötigt wurde. Da diese Schiffe meist Triremen waren, auf denen pro Bank drei Riemen bedient wurden,so ergiebt das pro Seite 84 Riemen= 84 Bäume.
Also benötigte eine einzige Handelsgaleere 168 Bäume, nur für den Ruderantrieb. War eine Flotte unterwegs, so schwammen da ganze Wälder im Meer.
Auch für die Eichenpfähle, auf denen Venedig steht dürften mehrere Laubwälder verschwunden sein.
Das betrifft aber nicht nur das Mittelmeergebiet. Die einst bewaldete Osterinsel wurde von ihren Bewohnern in ein baum-und trostloses Eiland verwandelt.
Das so oft beschworene Leben im Einklang mit der Natur,kam wohl im Verlauf der Menschheitsgeschichte äußerst selten vor.