DDR: Beruf und Verflechtung zum Staat

Ambicatus

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Hallo,
ich frage mich schon seit längeren wie „nahe“ man dem sog. Staatsaperrat der DRR stand bzw. stehen musste wenn man in der DRR bestimmte Berufe ausüben wollte.

Es geht mir nicht um politische Berufe – da stellt sich die Frage ja nicht wirklich -, sondern um Berufe wie:

1. Direktor einer Bankfiliale
2. Direktor einer städtischen Fernsehnanstalt
3. Ingenieur der im (westlichen) Ausland arbeitet
4. generell Staatsbürger der DRR die im Ausland arbeiteten
5. Staatsanwalt oder Richter
6. Leitender Architekt einer Grossbaustelle
7. Direktor eines ländlichen Krankenhauses

usw. man kann die Liste ja endlos weiterführen. Was mich interessiert ist halt ob es an bestimmte Berufe von Seiten des Staates so was wie eine Mindestanforderung von Zusagen (Mitgliedschaft in der Partei, Gremien, Verbänden u.a.; günstiges Führungszeugnis; bekannte politische Einstellung; aktive oder passive Mitarbeit bei der Staatssicherheit und anderer Organisationen; Jugendweihe; usw. usw.) gab und wie diese dann konkret aussahen?

Also welche Art von „Qualifikation“ musste man neben der fachlichen mitbringen um in solche Berufe zu kommen.

Gibt es zu diesem Themenkreis ein empfehlenswertes Buch ?
 
Berufswünsche in der DDR wurden durch Erziehung sehr flach gehalten. Zumal ein großes Repertoire an Berufen gar nicht vorhanden war.

Grundsätzlich war man bestrebt, wichtige Posten mit SED-Mitgliedern zu besetzen. Das war allerdings - man will das heute nicht gern hören - von Ort zu Ort unterschiedlich. Und bei 2 Millionen SED-Mtgliedern (die sind mit Sicherheit auch gefälscht) kann man nicht alles unter Kontrolle halten.

Ins Ausland arbeiten durften Leute die fachlich dazu in der Lage waren. Auch im NSA (z.B. in die Dritte-Welt-Länder, die wirtschaftlich der DDR vom Niveau nahe standen) ohne Parteiauftrag oder konspirativen Auftrag.

Zudem gab es die Blockparteien (CDU, NDPD, LDPD, DBD), denen man auch ein gewisses Kontingent an Direktorenposten abgab um den Gedanken der Nationalen Front zu wahren.Hochschulen, Krankenhäuser, LPG, KAP waren hier Beispiele. Auch die Handwerksunternehmen.
Die Stasisache spielte keine Rolle. Jedenfalls nicht bei Postenbesetzungen. Die "besten" Stasileute saßen im großen Volk verstreut und nicht in Leitungsgremien.
Wichtig war, wenn eine Sache anstand, dass sie im Sinne der SED-Doktrin
erfüllt wurde. An manchen biß man sich die Zähne aus, weil sie partout nicht in die SED wollten und trotzdem in Leitungspositionen waren.
In der Armee (eigentlich kein politischer Beruf) musste man SED-Mitglied werden, um eine Offizierslaufbahn einzuschlagen.
Studieren war auch nicht an Bestimmungen geknüpft.

PS: Direktor einer örtlichen Fernsehanstalt ist putzig. Es gab sogenannte Studios des DDR-Fernsehens in den Bezirksstädten.
 
...Studieren war auch nicht an Bestimmungen geknüpft...
Ich kann mich jedoch daran erinnern, daß die Bedingungen für Studium sehr streng waren. Um studieren zu können, mußte man nach der 10. Klasse der POS (Politechnische Oberschule) erst einmal zur EOS (Erweiterte Oberschule = 11. + 12. Klasse). Da kam man aber nur hin, wenn man beim Abschluß der 10. Prädikat 1 (als Zensur) hatte. Eine 2 reichte schon nicht mehr aus (jedenfalls war das bei meiner Schule so). Oder man meldete sich für eine militärische Berufslaufbahn an, also als Offizier oder Unteroffizier, und plötzlich standen einem alle Türen offen, ohne auf irgendeine Zensur zu schauen. Dann reichte auch ein "genügend" =4 als Prädikat (Um gleich irgendwelchen Protesten vorzubeugen: Ich kannte damals persönlich jemanden, bei dem das so ähnlich war).
 
Zuletzt bearbeitet:
Um gleich irgendwelchen Protesten vorzubeugen
Ich wollte doch gar nicht sagen... =)

Kleine Korrekturen: Die EOS (Erweiterte Oberschule) begann schon mit der 9. Klasse. Man mußte also schon in der achten wissen, ob, und die Leistung haben, um zur EOS zugelassen zu werden. Die Zensuren schwankten wohl erheblich. Zu meiner Zeit kam man noch mit 2,3 zur EOS. Damals (um 1970) spielten Beziehungen nach meiner Erinnerung keine große Rolle. Anders war es um 1980: Da ist ein Arbeitskollege von mir aus Protest aus der Partei ausgetreten, weil man seine Tochter nicht zur EOS gelassen hat, eine Klassenkameradin aber mit ein oder zwei Zehntel schlechterem Schnitt, zugelassen wurde. Da spielten eindeutig Beziehungen eine Rolle.

Eine gute Einrichtung war, daß man nach der 10. Klasse einen "Beruf mit Abitur" erlernen konnte. Packte man das, hatte man nach 3 Jahren auch die Hochschulreife, die aber meist nur für die technische Richtung was brachte.

Zur Eingangsfrage: Wer wirklich nahe am "Staatsapparat" war, wußte keiner. Mindestens jeder zweite Genosse ging in die Partei, weil es dem beabsichtigten Berufsweg dienlich war. Vorwiegend war das in nichttechnischen Bereichen. Einem guter Elektroniker oder Wissenschaftler war der Weg nach oben auch ohne Staatsnähe ungehindert möglich (siehe A. Merkel). Umgedreht ging die Partei den "Zweckgenossen" auch nicht auf den Wecker, wenn man nicht gerade offen staatsfeindlich auftrat. Hauptsache, der Beitrag (etwa 5% des Nettolohnes) floß. Leuten, die ohne Parteimithliedschaft schon sehr weit gekommen waren, legte man zunehmend intensiv nahe, in die Partei einzutreten. Man dachte wohl, sich dann ihrer sicherer zu sein. Das klappte, weil ja fast die gesamte Wirtschaft volkseigen war und so auch eine lückenlose Durchdringung der Betriebe mit SED-Funktionären bestand. Manche gingen in so einer Situation dann in die CDU oder in eine andere Blockpartei. Hatten man als Genosse einen höheren Posten, konnte man sich aber auch keinen Austritt mehr leisten. Arbeitslos wurde man natürlich nicht, aber man war den Posten los, was in der Regel auch mit Gehaltseinbußen verbunden war. Aber das passierte selten.
 
Hallo Saxo, schön wieder was von dir zu lesen... :winke: =)
Diesmal scheinen wir sogar so einigermaßen einer Meinung zu sein. Außer...
...Die EOS (Erweiterte Oberschule) begann schon mit der 9. Klasse. Man mußte also schon in der achten wissen, ob, und die Leistung haben, um zur EOS zugelassen zu werden. Die Zensuren schwankten wohl erheblich.
Da scheint sich in der Zwischenzeit doch etwas geändert zu haben. Mein Klassenkamerad kam 1985 erst nach Abschluß der 10. auf die EOS.
 
hat sich geändert:

- Aufnahmeordnung -

vom 5. Dezember 1981 (GBl. I 1982 Nr. 4 S. 93; VuM 1982 Nr. 1 S. 18)

Vorschläge, Anträge und Entscheidungen

§4

(1) Die Direktoren der zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschulen (nachfolgend Direktoren der Schulen genannt) schlagen dem Kreisschulrat (Stadt-, Stadtbezirksschulrat) Schüler der Klassen 10 vor, die den Anforderungen an die Aufnahme in die erweiterte Oberschule bzw. in die Berufsausbildung mit Abitur gerecht werden. Schüler können nach Versetzung in die Klasse 10 mit Zustimmung ihrer Eltern die Aufnahme in die erweiterte Oberschule oder in die Berufsausbildung mit Abitur beantragen. Diese Anträge sind jeweils bis zum 20. August den Direktoren der Schulen zu übergeben.

(2) Die Direktoren der Schulen beraten ihre Vorschläge und die Anträge der Schüler mit dem Klassenleiter, den Fachlehrern der Klasse, dem Vorsitzenden des Elternbeirates und den FDJ-Leitungen an den Schulen. Werden gegen Anträge Einwände erhoben, so sind diese den betreffenden Schülern und deren Eltern durch die Direktoren der Schulen in persönlicher Aussprache noch vor der Weiterleitung der Anträge an den Kreisschulrat (Stadt- ,Stadtbezirksschulrat) mitzuteilen und zu erläutern.

http://www.drkoerner.net/DDverordn/bbaoeosbma.htm
 
Hallo Saxo, schön wieder was von dir zu lesen... :winke: =)
Diesmal scheinen wir sogar so einigermaßen einer Meinung zu sein. Außer...

Da scheint sich in der Zwischenzeit doch etwas geändert zu haben. Mein Klassenkamerad kam 1985 erst nach Abschluß der 10. auf die EOS.

Zu meiner Zeit Anfang der 80er Jahre ging man entweder nach der 8. oder nach der 10.Klasse zur EOS.
Dass die Bestimmungen zur EOS hoch waren - ist doch selbstverständlich. Ausnahmen waren Kaderkinder. Also dusslige Kinder von SED-Führern.
 
Zu meiner Zeit Anfang der 80er Jahre ging man entweder nach der 8. oder nach der 10.Klasse zur EOS.
Dass die Bestimmungen zur EOS hoch waren - ist doch selbstverständlich. Ausnahmen waren Kaderkinder. Also dusslige Kinder von SED-Führern.
Genau das wollte ich damit ausdrücken, aber eben nicht nur Kaderkinder, sondern eben auch alle Bewerber für eine militärische Berufslaufbahn wurden so bevorzugt.
Das ist heute anders. Heute braucht man keinen Durchschnitt von 1 oder Beziehungen, um studieren zu können.
 
War in der DDR das Parteibuch der Eltern entscheidend, so ist es heute das Sparbuch, könnte man sagen. Es war in der DDR möglich, sich durch eine gewisse Beharrlichkeit in den naturwissenschaftlichen-technischen Disziplinen eine akademische Ausbildung zu sichern, ohne das hohe Lied der Partei ständig auf den Lippen zu haben. Für jede geisteswissenschaftliche Ausbildung war aber eine 100-prozentige Linientreue gefordert. Wer z.B. Jurist in der DDR werden wollte musste den Marxismus gleichermaßen mit der Muttermilch eingesogen haben. Übrigens gibt es heute viele Rechtsanwälte, die ihre berufliche Laufbahn nach Abschluss der Stasi-Hochschule für Recht und Gesellschaft im MfS begonnen hatten und nach der Wiedervereinigung aufgrund ihrer vorgelegten "Examina" ohne weiteres eine Anwaltszulassung erlangt haben. Meines Erachtens ein entscheidender Webfehler des Einigungsvertrages.
 
Kaderkinder.....

waren sowieso Arbeiterkinder da die SED ja Partei der Arbeiterklasse war.
Da ein gewisser Anteil Arbeiterkinder zum Studium zugelassen wurde, war in diesem Anteil auch immer noch die gewissen Kaderkinder versteckt.
für ein "Studium mit Zukunft" egal in welchen Fach war auch drei Jahre Armee "Pflicht".
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waren sowieso Arbeiterkinder da die SED ja Partei der Arbeiterklasse war.
Da ein gewisser Anteil Arbeiterkinder zum Studium zugelassen wurde, war in diesem Anteil auch immer noch die gewissen Kaderkinder versteckt.
für ein "Studium mit Zukunft" egal in welchen Fach war auch drei Jahre Armee "Pflicht".
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So streng war es wohl nicht. Mein Vater kam um den Armeedienst herum, gerade weil er schon studierte. Zwar nicht in der DDR, sondern in der SU (Leningrad um genau zu sein), aber es zeigt die Möglichkeit von Ausnahmen. Ob er zu der Zeit schon in der Partei war (was eventuell auch eine Rolle für dieses "Privileg" spielte) weiß ich nicht.
 
So streng war es wohl nicht. Mein Vater kam um den Armeedienst herum, gerade weil er schon studierte. Zwar nicht in der DDR, sondern in der SU (Leningrad um genau zu sein), aber es zeigt die Möglichkeit von Ausnahmen. Ob er zu der Zeit schon in der Partei war (was eventuell auch eine Rolle für dieses "Privileg" spielte) weiß ich nicht.

Mein Bruder war anderthalb Jahre an der Grenze, danach machte er das Abitur nach und studierte Staatswissenschaften.
Wenn wir also weiter nach Ausnahmen suchen, wir finden genügend.
Ich kam um die Armeezeit rum, weil ich meine Dreiender-Verpflichtung bei der zweiten Musterung (mit 20) ablehnte mit der Begründung (ich war ein halbes Jahr zurückgestellt), dass ich genauso viel Geld verdiene wie als Unteroffizier.
Nach stundenlanger "Prügelei" auf dem Wehrkreiskommando entliess man mich mit der Drohung, dass ich erst zur Armee käme, wenn ich Familie hätte. Drei Jahre später (1989) war das Affentheater beendet.
 
Wer mal eine Verpflichtung für 3 Jahre unterschrieb, und dann doch wieder zurückzog, hatte es nicht leicht. Weiß ich aus eigener Erfahrung... =) Ein Bekannter studierte nach seinen normalen anderthalb Jahren Medizin - kein Problem. Allerdings wollte man alle Studenten damals zu "Reserveoffizieren" verpflichten, was er wohl als einziger ablehnte. Aber letztendlich konnten sie ihm nichts, und er hat das Studium erfolgreich abgeschlossen (um 1988). Allerdings kenne ich auch zwei Bausoldaten, die beide nicht studierten, obwohl sie sicher nicht dumm waren. Kann sein, daß da gewisse Beamte sich doch in den Weg gestellt hatten.
 
Wie diese Diskussion zeigt, kann man wohl sagen, das es kein einheitliches Bild darüber gibt, wie nahe man dem Staatsapperat stehen mußte, um bestimmte Berufe ausüben zu können oder ein bestimmtes Studium absolvieren zu können. Letzendlich wurden die Entscheidungen darüber von Menschen getroffen, die ihrerseits Richlinien/Vorgaben zu berücksichtigen hatten. Dennoch war oft ein gewisser Spielraum möglich. An meiner Schule (Berlin 1970 bis 1980) gab es z. B. einen parteilosen stellvertretenden Schuldirektor, der auch noch seinen Doktor in Mathematik machen konnte, d.h. er wurde nicht angefeindet sondern gefördert.
Ich denke grunsätzlich muß man sich bei der Betrachtung der DDR davon lösen, diese als homogene Masse zu sehen die nur nach einem bestimmten, engen Schema funktionierte. Überall haben Menschen gewirkt. In vielen Bereichen des Lebens besaßen die Entscheidungsträger Spielräume, oft genug ausreichend, um über andere wohlwollend oder eben nicht wohlwollend entscheiden zu können. Die Entscheidungen wurden nicht nur von der politischen Weltanschauung (Parteizugehörigkeit) abhängig gemacht, sonder nicht selten nach dem Schema "helf ich Dir, hilfst Du mir" (eine Folge der Mangelwirtschaft) oder in Abhängigkeit zu den persönlichen Beziehungen (Freundschaft) gefällt.
 
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Wie diese Diskussion zeigt, kann man wohl sagen, das es kein einheitliches Bild darüber gibt, wie nahe man dem Staatsapperat stehen mußte, um bestimmte Berufe ausüben zu können oder ein bestimmtes Studium absolvieren zu können. Letzendlich wurden die Entscheidungen darüber von Menschen getroffen, die ihrerseits Richlinien/Vorgaben zu berücksichtigen hatten. Dennoch war oft ein gewisser Spielraum möglich. An meiner Schule (Berlin 1970 bis 1980) gab es z. B. einen parteilosen stellvertretenden Schuldirektor, der auch noch seinen Doktor in Mathematik machen konnte, d.h. er wurde nicht angefeindet sondern gefördert.
Ich denke grunsätzlich muß man sich bei der Betrachtung der DDR davon lösen, diese als homogene Masse zu sehen die nur nach einem bestimmten, engen Schema funktionierte. Überall haben Menschen gewirkt. In vielen Bereichen des Lebens besaßen die Entscheidungsträger Spielräume, oft genug ausreichend, um über andere wohlwollend oder eben nicht wohlwollend entscheiden zu können. Die Entscheidungen wurden nicht nur von der politischen Weltanschauung (Parteizugehörigkeit) abhängig gemacht, sonder nicht selten nach dem Schema "helf ich Dir, hilfst Du mir" (eine Folge der Mangelwirtschaft) oder in Abhängigkeit zu den persönlichen Beziehungen (Freundschaft) gefällt.
Das sehe ich genauso!
Ich wollte 1978 (ab 9.Klasse) zur EOS. Fünf aus meiner Klasse sollten die Zulassung/ Delegierung bekommen. ich war Nr. 5 in der Klasse, mein Notendurchschnitt hervorragend, meine Mutter nicht in der Partei, mein Stiefvater schon, auch gehobene Position). Ich bekam den Platz nicht, weil einer unserer Jungs trotz miserablem Zensurendurchschnitt bevorzugt wurde: er hatte sich für die Offizierslaufbahn entschieden.
Ich hatte die Chance ab Klasse 11 auf die EOS zu gehen, das habe ich abgelehnt.
Ich bin dann den Weg Berufsausbildung mit Abitur gegegangen und es war das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe ein vollständiges Abitur (nur Kunst und Musik haben gefehlt) und einen Facharbeiterabschluß. Es gab damals mE 13 Ausbildungsberufe, zwei in der Landwirtschaft, die anderen in der Industrie. Ich habe Ökonomie studiert, was nicht meine erste Wahl war. Meine erste Wahl war Veterinärmedizin, aber da mußte man tatsächlich so gut wie alles Einsen haben und da fehlten mir dann doch einige.
Die Verteilung der Studienplätze war sehr notenabhängig und auch, wie man sich gesellschaftlich einbrachte. Natürlich ging so einiges, wenn man die richtigen Eltern hatte.
Die Hochschule, an der ich studierte, bildete Kader für den Partei- und Staatsdienst aller Ebenen im Bereich Land- und Nahrungsgüterwirtschaft aus, also sowohl die direkte Ausbildung im Anschluß an das Abitur als auch ein kürzeres Direktstudium für bereits langjährig Tätige, damit in den gehobenen Positionen nicht nur das Parteibuch zählte (wobei es egal war, welches), sondern auch fachliches Wissen.
Unser Studium hatte nichts mit einem Studium heutiger Prägung zu tun, es war straff durchorganisiert und sehr praxisorientiert. Und es baute auf der Berufserfahrung bzw. -ausbildung auf. Da Jeder Jeden kannte (auch der Professor seine Studenten), alle in irgendeiner Partei (meist in der SED) waren, konnte nur Leistung unterscheiden. Es sei denn, man hatte einen delegierenden Betrieb, dem egal war, ob man gute oder schlechte Ergebnisse erzielte.
Meine Kommilitonen sind nach dem Diplom als Ökonomen in die landwirtschaftlichen Betriebe und Betriebe der Nahrungsgüterwirtschaft, in die Kreis- und Bezirksverwaltungen, einige in die Parteileitungen auf Kreis- und Bezirksebene gegangen, wenige sind als Forschungsstudenten/ Assistenten an der Hochschule geblieben. Ausschlaggebend war in erster Linie, ob man die Möglichkeit hatte, in seinen delegierenden Betrieb oder die nächsthöhere Ebene zu kommen. Manchmal (eher öfter) kam durch Heirat eine Tätigkeit im neuen Lebensumfeld in Frage.
 
Hallo,
danke für die vielen und ausführenden Antworten. Leider bin ich nach mehrmaligen Durchlesen der Antworten auch nicht besonders viel schlauer.

Um mal näher an die Antwort zu kommen teil ich die "Studierten" (und um die geht es ja wenn man sich die obigen Berufe anschaut) mal in drei Gruppen ein:

1. Die Überzeugten
Die die aus Überzeugung in der SED oder Blockparteien waren (auch die Kaderkinder) und bei denen eine 3 Jahres Verpflichtung bei der NVA kein Thema war.

2. Die Genötigten
War die Gruppe die nur wenn es gar nicht anders ging in die Partei oder NVA gingen um u.a. beruflich weiterzukommen (bzw. überhaupt in den Beruf zu kommen).

3. Der einsame Wolf
Er war zu keinen Kompromissen bereit und entweder er hatte Glück oder aber er schaffte es nicht in die obigen Berufe zu kommen. Oder aber für sein Beruf waren keine "zusätzliche" Qualifikation nötig (Wissenschaftler, wobei die ja auch erstmal zum Studiem zugelassen werden mussten).


Jetzt die Frage wie war wohl die _geschätzte_ Prozent Verteilung ? (No1 70%, No 2 25%,No 3 5%) ?



Eine Zusatzfrage hab ich noch :War es damals so eine grosse Sache in die SED (oder in eine Blockpartei) einzutreten ? Ich denke mal die 5% von Nettolohn war nicht der Grund warum sich mache mit "Händen und Füssen" dagegen gewährt haben ?
 
....eine Zusatzfrage hab ich noch :War es damals so eine grosse Sache in die SED (oder in eine Blockpartei) einzutreten ? Ich denke mal die 5% von Nettolohn war nicht der Grund warum sich mache mit "Händen und Füssen" dagegen gewährt haben ?
Auch ein zweischneidiges Schwert und im Laufe der 40 Jahre DDR-Geschichte unterschiedlich.
Prinzipiell sollte die SED eine Arbeiter- (und Bauern)partei sein, d.h. Arbeiter wurden bevorzugt aufgenommen und auch angesprochen. Angestellte, Intellektuelle, Selbständige waren nur innerhalb einer Quote erwünscht.
Um aber die Karriereleiter hochzukommen, mußte man schon Parteimitglied sein, also war man "gut beraten", bereits als Schüler (gleich mit 18), Student, Lehrling Parteimitglied zu werden. Es gab auch eine Kandidatenzeit und man brauchte einen Paten (Bürgen).
Da man also vor allem Arbeiter in der SED wollte und diese auch besonders angesprochen wurden, konnte es durchaus sein, dass es nervig wurde und so mancher dann eintrat, um seine Ruhe zu haben.
Das Geld spielte m.E. keine Rolle.
Wie schon gesagt, es kam auch immer auf die Menschen im Umfeld an.
 
Ich erinnere mich.
Als ich nach meinem Wehrdiehnst (1982) zu einer Meisterschule delegiert wurde, kamen zwei Herren, die mich aus der Unterichtsstunde herrausholten und mich eine Stunde lang beknieten, in die SED einzutreten.
Mein Vater sei schliesslich auch Parteisekretär und im übrigen muss ich als zukünftiger Vorgesetzter die Rolle der Partei in den Brigaden vertreten.
Das fruchtete aber nicht bei mir und es stellte sich mir die Frage, ob ich denn dadurch überhaupt den Abschluss schaffe.
Da kam der Direktor der Schule zu mir und sagte, wenn du das nicht willst, komm zu uns in die DBD, dann hast du Ruhe. Bin ich eben in die Bauernpartei eingetreten, obwohl ich mit Landwirtschaft nichts zu tun hatte. Aber ich wurde zukünftig in Ruhe gelassen.
( Kann sich heute gar keiner mehr vorstellen, was da abgelaufen ist)
 
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