parago schrieb:Zum Thema 'Kultur bewegt die Massen nicht' ein 'kleines Beispiel aus dem schoenen Oesterreich..
Im Geschaeftsjahr 2003/2004 konnte die Bundestheater Holding AG (Burgtheater Wien, Staatsoper Wien, Volksoper Wien) EUR 925000 einstreichen, was einem Reingewinn von knapp EUR 450000 entspricht. Das ist mehr als nur Kleinvieh, meine Herren. Nur weil man naemlich niemanden im nahen Verwandten- oder Bekanntenkreis kennt, der regelmaessig Theater, Oper oder Gallerie besucht, heisst das noch lange nicht, dass das generell so ist.
Zahlen: Bundestheater Holding AG
Bei wieviel Umsatz, wieviel Subventionen? 450000 Euro reicht doch hoechstens fuer das Jahresgehalt von ein bis zwei dutzend Buehnenarbeitern... In Berlin habe ich nur beim Antrittskonzer von Rattle in der Philharmonie ein ausverkauftes Haus erlebt, aber das hatte auch schon wieder Event-Charakter. In einem Durchschnittstheater, wie der Oper in Dortmund, gab es maximal eine Auslastung von 50%, die meisten davon aeltere Herrschaften mit Abo. Wenn dann mal was "modernes" (Strawinsky lebte ja nun auch schon vor hundert Jahren...) gespielt wurde, dann wurd's nach der Pause noch leerer. Im noerdlichen Ruhrgebiet legen die Staedte ihre Orchester zusammen, in kleineren Staedten werden Theater ganz dicht gemacht. In Herten, wo ich herkomme, gab es frueher ein eigenes Theater, mehrere, grosse Kinos. Jetzt gibt es ein kaum besuchtes Multiplex und eine Art Kleinkunstbuehne, nachdem das Theater abgerissen worden war. Die Kinos waren schon vor zig Jahren verschwunden. Im Sommer beteiligt sich dei Stadt am Klavierfestival Ruhr, damit schaft man es dann, einen Saal mit vielleicht 50 Leuten zu fuellen (bei durchaus landesweit bekannten Interpreten), wobei das halbe Ruhrgebiet als Einzugsgebiet dient. Gut besucht ist noch ein Folkfestival im Sommer, das ist ganz nett.
Im Amateuerbereich sieht es auch nichtbesser aus, ein paar Kirchenchoere (Durchschnittsalter der Musiker ungefaehr 60 Jahre), die traditionellen Arbeiterchoere sterben im wahrsten Sinne des Wortes weg...
Und da soll man sich freuen, wenn in der einstigen Weltkulturmetropole Wien, an Hauesern, an denen mal die groessten klassischen Musiker gewirkt haben, die Chreme de la Chreme, Menschen, die Musikstile ueber Generationen gepraegt haben, wenn da lausige 4500000 Euro Gewinn gemacht werden? Wenn da schon nicht mehr Geld zu machen ist, wie sieht es dann erst in der Provinz aus...