Louis le Grand
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Übersicht der französischen Könige, in männlicher Linie, die Verwandtschaftsverhältnisse
über die weiblichen Linien bleiben unberücksichtigt:
http://www.royaute.org/img/genecape.gif
Familienverhältnisse der Bourbonen:
http://www.richmond.edu/~jpaulsen/gen.jpg
Die Vorstellung erfolgt in chronologischer Abfolge der Generationen, also: Henri IV.,
Louis XIII., Louis XIV., Louis le Grand Dauphin, Louis Herzog von Burgund und Louis XV..
Henri IV. (der Große, der gute König Henri)
Stammbaum:
http://www.heraldique-europeenne.org/Celebres/Personnages/Henri_IV_France.htm
Henri IV. (1589-1610) war zu unruhigen Zeiten aufgewachsen, dem Zeitalter der französischen Religionskriege. Er wurde 1553 als Sohn des Antoine de Bourbon und der Jeanne d’Albret, regierende Königin von Navarra geboren. Seine Mutter war die Tochter der Margrethe de Valois-Angoulême, was den kleinen Henri zum Großneffen König Francois I. von Frankreich machte. In seiner Jugend war der Bourbonenspross zwischen zwei Welten hin und hergerissen. Auf der einen Seite war er als Bourbonenoberhaupt der Erste Prinz von Geblüt am französischen Hof und hatte vor allen anderen den Vorrang, nur mit dem Kronprinzen musste er die Stellung und Ansehen teilen. Als Mitglied des französischen Königshauses nannte er ganz Zentralfrankreich als Lehen sein Eigentum. Auf der anderen Seite war er der künftige König des winzigen Navarra. Erbe seiner protestantischen Mutter, selber als Hugenotte erzogen worden. Seine Mutter verachtete den intriganten Hof Frankreichs und sah es höchst ungern, dass sich ihr einziger Sohn dort aufhielt. Sie bevorzugte bei weitem den Aufenthalt im pyrenäischen Béarn und zwang ihren Henri, wenn auch auf liebevolle Weise, oft bei ihr zu sein. 1572 stirbt seine Mutter und die Bourbonen erben die Krone von Navarra, wodurch Prinz Henri zu einem souveränen Fürsten wird. Der Hof spottet über ihn, man könne an einem Tag, einbeinig durch sein Reich hüpfen. Durch die Heirat mit der Tochter Henri II. Margrethe de Valois, wird er außer Großcousin zu sein auch noch zum Schwager des Königs. Die Valois misstrauen ihrem hugenottischen Verwandten aber vielmehr, weshalb er unter „Beobachtung“ im Louvre steht, was nichts als ein luxuriöses Gefängnis bedeutet. Als sich die Gelegenheit bietet flüchtet er aus Paris und übersteht so auch die blutige Bartholomäusnacht. Während der Religionskriege zwischen Katholiken und Protestanten ist er genauso unentschlossen wie die Königsfamilie selbst. Nominell ist er mit seinen Cousins aus den Häusern Condé und Conti das Oberhaupt der Protestanten. Im Grunde lehnte er aber diese blutige Selbstverstümmelung der Nation ab. Unter der Herrschaft König
Henri III. kommt es zur Allianz zwischen Henri von Navarra und der Krone gegen das Haus Guise (Krieg der drei Heinriche). Zu diesem Zeitpunkt war Henri bereits Thronerbe, da
Henri III. als letzter Valois-König noch keine Kinder hatte. Dessen Kinderwünsche sollten sich auch nicht mehr erfüllen, denn er wurde 1589 von Jacques Clément hinterrücks erdolcht. Noch auf dem Sterbebett ließ er Henri von Navarra holen und bestätigte, dass sein Großcousin und Alliierter der einzig rechtmäßige Nachfolger sei und nur er allein die Stärke des Reiches wieder würde herstellen können, auch wenn er Hugenotte ist.
Damit begann ein völlig neues Kapitel in seinem Leben, er war nun König von Frankreich, doch kaum jemand wollte ihn, den protestantischen König von Navarra, als solchen anerkennen. Also musste er sich mit Waffengewalt sein Königreich erobern. Doch nicht allein die Waffen waren es, die ihn ausmachten. Seine reiche Menschenkenntnis, seine sehr gute politische Bildung und sein gutes Herz erlaubten ihm, bei vielen Fehlern und Mängeln, die er bei den Menschen entdeckte, die Wahrheiten zu erkennen. Durch sein ritterliches Benehmen verschaffte er sich viele Freunde und er verstand es, durch Milde, die mit freundlichen Vertrauen gepaart war, sogar seine Gegner für sich zu gewinnen. Ohne in Zeiten des Glücks und Erfolges übermütig zu werden, war er außerordentlich tapfer im Kampf und stets an der Spitze seiner Soldaten, mit welchen er alle Strapazen teilte. Als Feldherr und Staatsmann war er einer der größten seiner Zeit. Mit Recht wird daher Henri IV. als einer der größten Könige in der Geschichte Frankreichs angesehen.
Das erste Jahr lief aber alles andere als erfolgversprechend. Die katholische Liga wurde von Spanien unterstützt und kontrollierte mit diesen Teile des Landes. In dieser Zeit wandte er sich an eine alte Freundin, Elizabeth I. von England. Diese konnte keine Gelegenheit ausschlagen, mit der sie ihrem Erzrivalen Philipp II. von Spanien eins auswischen konnte. So schlug sich England ganz offiziell auf Henris Seite und das Kräftegleichgewicht verschob sich durch englische Truppen und Geld wieder zu Gunsten der Königstreuenpartei. Nun brachte er der Liga eine Niederlage nach der anderen bei. Vor beginn des Kampfes ließ er die berühmten Worte fallen: „Wenn ihr eure Fahnen und Standarten verliert, so folgt dem weißem Federbusch auf meinem Helm! Ihr werdet ihn stets in der vordersten Reihe auf dem Wege zu Sieg und Ehre finden!“ Als er dann Paris belagerte, fürchteten die Pariser, er würde sich rächen, für den Verrat und für die Gräuel der Bartholomäusnacht. Sie verschlossen die Toren und verhungerten fast, während sich Liga und Spanier hinter ihren Mauern verschanzten. Als der König vom Leid hörte sagte er: „Ich wundere mich nicht darüber, dass die Anführer der Spanier und der Liga keine Barmherzigkeit gegen diese armen Menschen zeigen; aber ich bin ihr König und ich kann die Berichte über ihre Not nicht anhören, ohne bis ins Innerste meiner Seele erschüttert zu sein. Ich will nicht, dass Paris ein Kirchhof werden soll. Ich will über Lebende regieren, nicht über Tote.“ So gab er entgegen dem Rat seiner Generäle die Belagerung auf und ließ Paris mit Nahrung versorgen. Es würde schon eine bessere Gelegenheit kommen, um seine Hauptstadt für sich in Besitzt zu nehmen.
Nach drei Jahren Krieg, kam Henri zu dem Schluss, dass es sehr schwer sein würde, ein hugenottischer König zu sein. So entschloss er sich zum Wohl des Staates zu konvertieren. Die Erzbischöfe von Paris und Bourges erkannten ihn schon lange als rechtmäßig an. Sie unterwiesen ihn, was zu tun sei. In Saint-Denis, der Grablege seiner königlichen Ahnen, fand dann die Abschwörung vom „Irrglauben“ statt. Wie immer einen treffenden Spruch auf den Lippen: „Paris ist eine Messe wert“. Das Volk von Paris strömte herbei, begeistert von seiner einstigen Milde, ließ ihn mit „Vive le Roi!“ hochleben. Nun war er Katholik, dem Feind war das Hauptargument entzogen. Der Widerstand im Reich brach auf rasante Weise in sich zusammen. Der katholische Adel lief nun in Scharen von der Liga zu ihrem König über. Eine Stadt nach der anderen öffnete freudig die Tore, auch Paris hieß 1594 seinen Herrn willkommen. 1595 hob der Papst den Bann gegen ihn auf und erkannte ihn als „Ältesten Sohn der Mutter Kirche“ an. Einer der wichtigsten Grundlagen für innere Stabilität war aber der Ausgleich der Glaubensbekenntnisse. So erließ er am 15. April 1598 das Edikt von Nantes. Dieses bestätigte im großen und ganzen die zur Zeit bestehenden Verhältnisse im Land. Die Hugenotten durften Gottesdienste an allen Orten halten, wo diese bereits eingeführt waren, ebenso auf allen Gütern. Sie mussten jedoch das geraubte Kirchengut herausgeben, aber zum Ausgleich sollte der Staat die Priester der Hugenotten unterhalten. Sie erhielten alle bürgerlichen Rechte und die gleichen Rechte zur Bekleidung von Ämtern wie die Katholiken. Zu ihrem Schutz erhielten sie etwa 100 Sicherheitsplätze, wo der König eine Garnison unter dem Kommando von Hugenotten unterhielt. Unter diesen Sicherheitsplätzen befand sich auch die berühmte Stadt La Rochelle. Im selben Jahr wurde auch mit Spanien der Frieden von Vervins geschlossen, dadurch herrschte nun nach innen und außen wieder Frieden.
König Henri IV. wollte nun die Schäden der Bürgerkriege wieder heilen und Frankreich wieder seine alte Macht und Reichtum zurückgeben. Die Infrastruktur sollte sich erholen, Landwirtschaft wieder große Erträge liefern. Er befreite den Handel mit Korn und Vieh von den Abgaben und er soll geäußert haben, dass er das Volk so wohlhabend machen wolle, dass jeder Bauer am Sonntag sein Huhn im Topf haben könne. Ebenso großes Interesse zeigte der König dem Handel, dem Handwerk und der Industrie. So konnte der Staat schnell wieder große Überschüsse an Produkten vor allem Steuern generieren. Schon das Gewerbe der Luxuswaren war hoch profitabel. Der grauenvollen Zeit folgte nun ein enormer Wirtschaftsboom. Die Schäden waren ausgemerzt und der Reichtum wuchs spürbar. Dies nutzte Henri um die Armee neu aufzustellen, die Flotte wieder schlagkräftig zu machen. Auch die Kolonialpolitik wurde neu aufgelegt: Westafrika und Neu-Frankreich in Nordamerika erweitert. Heiratstechnisch ließ er sich schnell von Margrethe de Valois scheiden, um eine vorteilhaftere Ehe mit Marie de Medici einzugehen. Dieser Ehe entsprangen zahlreiche Kinder, die für andere europäische Fürsten heiratspolitisch hoch interessant waren. Daneben hatte Henri zahlreiche Mätressen und noch zahlreichere illegitime Kinder, die er alle legitimieren ließ und in den Stand von Prinzen erhob. Im Volk war er höchst beliebt für seine Freundlichkeit und Bescheidenheit. Nicht selten verließ er den Louvre nur begleitet vom Hauptmann der Leibgarde, um sich auf den Marktplätzen von Paris umzusehen, und sich selbst einen Eindruck von den Preisen zu machen. Dicht umringt von Menschen, die ihn anfassen wollten und ihn Fragen stellten. Gelegentlich diskutierte er mit ihnen oder erläuterte seine Politik. Auf diese Art legte Henri IV. den Grund zu einer starken Königsmacht in Frankreich. Zwar wurde sie in der ersten Zeit nach Henri IV. wieder geschwächt, aber Richelieu und Louis XIV. vollendeten das Werk, das Henri begonnen hatte.
Die Außenpolitik Henris war wie die Francois’ I. und Henris II. gegen die Herrschaft der Habsburger gerichtet, die man als starke Konkurrenz in Europa ansah. Nachdem 1598 Philipp II. gestorben war und Spanien immer machtloser wurde, schien es Henri IV. die wichtigste Aufgabe zu sein, die Staaten Europas im Kampf gegen den deutschen Kaiser zu vereinen. Er war es, der die Gründung der protestantischen Union 1608 im Reich als erster aktiv formulierte. Und wollte Frankreich, England, Holland, Schweden und die deutschen Protestanten zu einem großen Offensivbündnis gegen das Haus Habsburg vereinen. Er sah eine große europäische Krise voraus und wollte nicht, dass die Habsburger ihm zuvorkämen. Zu diesem Zeck baute er dass Heer massiv aus und wollte in den Jülisch-klevischen-Erbfolgekrieg zu Gunsten der Protestanten eingreifen. Am 14. Mai 1610 wollte er sich auf den Weg zu seinen Truppen im Norden machen, um mit der Invasion der Spanischen Niederlande zu beginnen. Er verließ den Louvre in der offenen Kutsche, damit ihn die Menschen besser sehen konnten. Plötzlich sprang ein Mann namens Jean-Francois Ravaillac auf den König zu und stieß ihm einen Dolch zweimal bis zum Anschlag in die Brust. Der gute König Henri verblutete binnen weniger Minuten. Seine letzten Worten waren: „Es ist nichts“.
Die Trauer war geradezu betäubend, die Nation stand unter Schock. Ravaillac wurde wie es das Gesetz verlangt erst einem peinlichen Verhör unterzogen und dann bei vollem Bewusstsein öffentlich in Paris gevierteilt. Henri wurde zu einer Legende im französischen Volk. Sehr schön zeigt dies die Profanierung der Königsgräber während der Revolution 1793. Auch sein Leichnam wurde entweiht und stand aufrecht einige Tage am Eingang der Basilika. Das Volk strömte herbei um dem großen König ins perfekt erhaltene Angesicht zu schauen. Auch schnitt man ihm den Bart als Andenken ab, bevor man ihn mit den anderen Königen der letzten 1300 Jahre in den Dreck warf.
Allgemeiner Lesetipp zu den Bourbonen:
Malettke, Klaus; Die Bourbonen
Speziell über Henri IV.:
Saint-Rene Taillandier; Heinrich IV. von Frankreich
Catelot, Andre; Heinrich IV. König von Frankreich und Navarra
über die weiblichen Linien bleiben unberücksichtigt:
http://www.royaute.org/img/genecape.gif
Familienverhältnisse der Bourbonen:
http://www.richmond.edu/~jpaulsen/gen.jpg
Die Vorstellung erfolgt in chronologischer Abfolge der Generationen, also: Henri IV.,
Louis XIII., Louis XIV., Louis le Grand Dauphin, Louis Herzog von Burgund und Louis XV..
Henri IV. (der Große, der gute König Henri)
Stammbaum:
http://www.heraldique-europeenne.org/Celebres/Personnages/Henri_IV_France.htm
Henri IV. (1589-1610) war zu unruhigen Zeiten aufgewachsen, dem Zeitalter der französischen Religionskriege. Er wurde 1553 als Sohn des Antoine de Bourbon und der Jeanne d’Albret, regierende Königin von Navarra geboren. Seine Mutter war die Tochter der Margrethe de Valois-Angoulême, was den kleinen Henri zum Großneffen König Francois I. von Frankreich machte. In seiner Jugend war der Bourbonenspross zwischen zwei Welten hin und hergerissen. Auf der einen Seite war er als Bourbonenoberhaupt der Erste Prinz von Geblüt am französischen Hof und hatte vor allen anderen den Vorrang, nur mit dem Kronprinzen musste er die Stellung und Ansehen teilen. Als Mitglied des französischen Königshauses nannte er ganz Zentralfrankreich als Lehen sein Eigentum. Auf der anderen Seite war er der künftige König des winzigen Navarra. Erbe seiner protestantischen Mutter, selber als Hugenotte erzogen worden. Seine Mutter verachtete den intriganten Hof Frankreichs und sah es höchst ungern, dass sich ihr einziger Sohn dort aufhielt. Sie bevorzugte bei weitem den Aufenthalt im pyrenäischen Béarn und zwang ihren Henri, wenn auch auf liebevolle Weise, oft bei ihr zu sein. 1572 stirbt seine Mutter und die Bourbonen erben die Krone von Navarra, wodurch Prinz Henri zu einem souveränen Fürsten wird. Der Hof spottet über ihn, man könne an einem Tag, einbeinig durch sein Reich hüpfen. Durch die Heirat mit der Tochter Henri II. Margrethe de Valois, wird er außer Großcousin zu sein auch noch zum Schwager des Königs. Die Valois misstrauen ihrem hugenottischen Verwandten aber vielmehr, weshalb er unter „Beobachtung“ im Louvre steht, was nichts als ein luxuriöses Gefängnis bedeutet. Als sich die Gelegenheit bietet flüchtet er aus Paris und übersteht so auch die blutige Bartholomäusnacht. Während der Religionskriege zwischen Katholiken und Protestanten ist er genauso unentschlossen wie die Königsfamilie selbst. Nominell ist er mit seinen Cousins aus den Häusern Condé und Conti das Oberhaupt der Protestanten. Im Grunde lehnte er aber diese blutige Selbstverstümmelung der Nation ab. Unter der Herrschaft König
Henri III. kommt es zur Allianz zwischen Henri von Navarra und der Krone gegen das Haus Guise (Krieg der drei Heinriche). Zu diesem Zeitpunkt war Henri bereits Thronerbe, da
Henri III. als letzter Valois-König noch keine Kinder hatte. Dessen Kinderwünsche sollten sich auch nicht mehr erfüllen, denn er wurde 1589 von Jacques Clément hinterrücks erdolcht. Noch auf dem Sterbebett ließ er Henri von Navarra holen und bestätigte, dass sein Großcousin und Alliierter der einzig rechtmäßige Nachfolger sei und nur er allein die Stärke des Reiches wieder würde herstellen können, auch wenn er Hugenotte ist.
Damit begann ein völlig neues Kapitel in seinem Leben, er war nun König von Frankreich, doch kaum jemand wollte ihn, den protestantischen König von Navarra, als solchen anerkennen. Also musste er sich mit Waffengewalt sein Königreich erobern. Doch nicht allein die Waffen waren es, die ihn ausmachten. Seine reiche Menschenkenntnis, seine sehr gute politische Bildung und sein gutes Herz erlaubten ihm, bei vielen Fehlern und Mängeln, die er bei den Menschen entdeckte, die Wahrheiten zu erkennen. Durch sein ritterliches Benehmen verschaffte er sich viele Freunde und er verstand es, durch Milde, die mit freundlichen Vertrauen gepaart war, sogar seine Gegner für sich zu gewinnen. Ohne in Zeiten des Glücks und Erfolges übermütig zu werden, war er außerordentlich tapfer im Kampf und stets an der Spitze seiner Soldaten, mit welchen er alle Strapazen teilte. Als Feldherr und Staatsmann war er einer der größten seiner Zeit. Mit Recht wird daher Henri IV. als einer der größten Könige in der Geschichte Frankreichs angesehen.
Das erste Jahr lief aber alles andere als erfolgversprechend. Die katholische Liga wurde von Spanien unterstützt und kontrollierte mit diesen Teile des Landes. In dieser Zeit wandte er sich an eine alte Freundin, Elizabeth I. von England. Diese konnte keine Gelegenheit ausschlagen, mit der sie ihrem Erzrivalen Philipp II. von Spanien eins auswischen konnte. So schlug sich England ganz offiziell auf Henris Seite und das Kräftegleichgewicht verschob sich durch englische Truppen und Geld wieder zu Gunsten der Königstreuenpartei. Nun brachte er der Liga eine Niederlage nach der anderen bei. Vor beginn des Kampfes ließ er die berühmten Worte fallen: „Wenn ihr eure Fahnen und Standarten verliert, so folgt dem weißem Federbusch auf meinem Helm! Ihr werdet ihn stets in der vordersten Reihe auf dem Wege zu Sieg und Ehre finden!“ Als er dann Paris belagerte, fürchteten die Pariser, er würde sich rächen, für den Verrat und für die Gräuel der Bartholomäusnacht. Sie verschlossen die Toren und verhungerten fast, während sich Liga und Spanier hinter ihren Mauern verschanzten. Als der König vom Leid hörte sagte er: „Ich wundere mich nicht darüber, dass die Anführer der Spanier und der Liga keine Barmherzigkeit gegen diese armen Menschen zeigen; aber ich bin ihr König und ich kann die Berichte über ihre Not nicht anhören, ohne bis ins Innerste meiner Seele erschüttert zu sein. Ich will nicht, dass Paris ein Kirchhof werden soll. Ich will über Lebende regieren, nicht über Tote.“ So gab er entgegen dem Rat seiner Generäle die Belagerung auf und ließ Paris mit Nahrung versorgen. Es würde schon eine bessere Gelegenheit kommen, um seine Hauptstadt für sich in Besitzt zu nehmen.
Nach drei Jahren Krieg, kam Henri zu dem Schluss, dass es sehr schwer sein würde, ein hugenottischer König zu sein. So entschloss er sich zum Wohl des Staates zu konvertieren. Die Erzbischöfe von Paris und Bourges erkannten ihn schon lange als rechtmäßig an. Sie unterwiesen ihn, was zu tun sei. In Saint-Denis, der Grablege seiner königlichen Ahnen, fand dann die Abschwörung vom „Irrglauben“ statt. Wie immer einen treffenden Spruch auf den Lippen: „Paris ist eine Messe wert“. Das Volk von Paris strömte herbei, begeistert von seiner einstigen Milde, ließ ihn mit „Vive le Roi!“ hochleben. Nun war er Katholik, dem Feind war das Hauptargument entzogen. Der Widerstand im Reich brach auf rasante Weise in sich zusammen. Der katholische Adel lief nun in Scharen von der Liga zu ihrem König über. Eine Stadt nach der anderen öffnete freudig die Tore, auch Paris hieß 1594 seinen Herrn willkommen. 1595 hob der Papst den Bann gegen ihn auf und erkannte ihn als „Ältesten Sohn der Mutter Kirche“ an. Einer der wichtigsten Grundlagen für innere Stabilität war aber der Ausgleich der Glaubensbekenntnisse. So erließ er am 15. April 1598 das Edikt von Nantes. Dieses bestätigte im großen und ganzen die zur Zeit bestehenden Verhältnisse im Land. Die Hugenotten durften Gottesdienste an allen Orten halten, wo diese bereits eingeführt waren, ebenso auf allen Gütern. Sie mussten jedoch das geraubte Kirchengut herausgeben, aber zum Ausgleich sollte der Staat die Priester der Hugenotten unterhalten. Sie erhielten alle bürgerlichen Rechte und die gleichen Rechte zur Bekleidung von Ämtern wie die Katholiken. Zu ihrem Schutz erhielten sie etwa 100 Sicherheitsplätze, wo der König eine Garnison unter dem Kommando von Hugenotten unterhielt. Unter diesen Sicherheitsplätzen befand sich auch die berühmte Stadt La Rochelle. Im selben Jahr wurde auch mit Spanien der Frieden von Vervins geschlossen, dadurch herrschte nun nach innen und außen wieder Frieden.
König Henri IV. wollte nun die Schäden der Bürgerkriege wieder heilen und Frankreich wieder seine alte Macht und Reichtum zurückgeben. Die Infrastruktur sollte sich erholen, Landwirtschaft wieder große Erträge liefern. Er befreite den Handel mit Korn und Vieh von den Abgaben und er soll geäußert haben, dass er das Volk so wohlhabend machen wolle, dass jeder Bauer am Sonntag sein Huhn im Topf haben könne. Ebenso großes Interesse zeigte der König dem Handel, dem Handwerk und der Industrie. So konnte der Staat schnell wieder große Überschüsse an Produkten vor allem Steuern generieren. Schon das Gewerbe der Luxuswaren war hoch profitabel. Der grauenvollen Zeit folgte nun ein enormer Wirtschaftsboom. Die Schäden waren ausgemerzt und der Reichtum wuchs spürbar. Dies nutzte Henri um die Armee neu aufzustellen, die Flotte wieder schlagkräftig zu machen. Auch die Kolonialpolitik wurde neu aufgelegt: Westafrika und Neu-Frankreich in Nordamerika erweitert. Heiratstechnisch ließ er sich schnell von Margrethe de Valois scheiden, um eine vorteilhaftere Ehe mit Marie de Medici einzugehen. Dieser Ehe entsprangen zahlreiche Kinder, die für andere europäische Fürsten heiratspolitisch hoch interessant waren. Daneben hatte Henri zahlreiche Mätressen und noch zahlreichere illegitime Kinder, die er alle legitimieren ließ und in den Stand von Prinzen erhob. Im Volk war er höchst beliebt für seine Freundlichkeit und Bescheidenheit. Nicht selten verließ er den Louvre nur begleitet vom Hauptmann der Leibgarde, um sich auf den Marktplätzen von Paris umzusehen, und sich selbst einen Eindruck von den Preisen zu machen. Dicht umringt von Menschen, die ihn anfassen wollten und ihn Fragen stellten. Gelegentlich diskutierte er mit ihnen oder erläuterte seine Politik. Auf diese Art legte Henri IV. den Grund zu einer starken Königsmacht in Frankreich. Zwar wurde sie in der ersten Zeit nach Henri IV. wieder geschwächt, aber Richelieu und Louis XIV. vollendeten das Werk, das Henri begonnen hatte.
Die Außenpolitik Henris war wie die Francois’ I. und Henris II. gegen die Herrschaft der Habsburger gerichtet, die man als starke Konkurrenz in Europa ansah. Nachdem 1598 Philipp II. gestorben war und Spanien immer machtloser wurde, schien es Henri IV. die wichtigste Aufgabe zu sein, die Staaten Europas im Kampf gegen den deutschen Kaiser zu vereinen. Er war es, der die Gründung der protestantischen Union 1608 im Reich als erster aktiv formulierte. Und wollte Frankreich, England, Holland, Schweden und die deutschen Protestanten zu einem großen Offensivbündnis gegen das Haus Habsburg vereinen. Er sah eine große europäische Krise voraus und wollte nicht, dass die Habsburger ihm zuvorkämen. Zu diesem Zeck baute er dass Heer massiv aus und wollte in den Jülisch-klevischen-Erbfolgekrieg zu Gunsten der Protestanten eingreifen. Am 14. Mai 1610 wollte er sich auf den Weg zu seinen Truppen im Norden machen, um mit der Invasion der Spanischen Niederlande zu beginnen. Er verließ den Louvre in der offenen Kutsche, damit ihn die Menschen besser sehen konnten. Plötzlich sprang ein Mann namens Jean-Francois Ravaillac auf den König zu und stieß ihm einen Dolch zweimal bis zum Anschlag in die Brust. Der gute König Henri verblutete binnen weniger Minuten. Seine letzten Worten waren: „Es ist nichts“.
Die Trauer war geradezu betäubend, die Nation stand unter Schock. Ravaillac wurde wie es das Gesetz verlangt erst einem peinlichen Verhör unterzogen und dann bei vollem Bewusstsein öffentlich in Paris gevierteilt. Henri wurde zu einer Legende im französischen Volk. Sehr schön zeigt dies die Profanierung der Königsgräber während der Revolution 1793. Auch sein Leichnam wurde entweiht und stand aufrecht einige Tage am Eingang der Basilika. Das Volk strömte herbei um dem großen König ins perfekt erhaltene Angesicht zu schauen. Auch schnitt man ihm den Bart als Andenken ab, bevor man ihn mit den anderen Königen der letzten 1300 Jahre in den Dreck warf.
Allgemeiner Lesetipp zu den Bourbonen:
Malettke, Klaus; Die Bourbonen
Speziell über Henri IV.:
Saint-Rene Taillandier; Heinrich IV. von Frankreich
Catelot, Andre; Heinrich IV. König von Frankreich und Navarra