Adenauers Westintegration folgte der Einsicht, dass ohne die Unterstützung der USA die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Vordringens der SU nach Westeuropa deutlich erhöht wird.
Gleichzeitig war aber die USA, auch durch den Konflikt mit de Gaulle, immer wieder in ihrer Führungsrolle herausgefordert und lief tendenziell Gefahr, die Frage des Engagements in Europa in Frage zu stellen.
Zumal de Gaulle`s Europapolitik darauf abzielte, die führende westliche Festlandsmacht zu sein und Deutschland als Vision die europäische Integration anstelle der nationalstaatlichen Vission anzubieten.
Vor diesem Hintergrund mußte Adenauer durch eine bedingungslose Westintegration das Verbleiben der Amerikaner in Europa "erzwingen" und gleichzeitig den Erwartungen de Gaulles mindestens symbolisch gerecht werden.
Diese Situation meinte ich mit der übersteigerten Westintegration und dem damit zusammenhängenden Lagerdenken, das keine alternativen Optionen zuließ.
Zuerst mal, De Gaulle wurde franz. Präsident 1958, gewisse Handlungsfreiheit gegenüber den USA gewann er erst in der allerletzten Adenauer-Zeit, das hat für die Adenauersche Politik keine Rolle gespielt.
Vor diesem Hintergrund traten innenpolitische Kräfte in der BRD in Erscheinung (die in der SPD seit 45 immer vorhanden waren und streckenweise vermutlich auch unrealistische Vorstellungen einschlossen) und außenpolitische Kräfte (SALT-Abkommen etc.) auf den Plan, die erstarrten Fronten aufzuweichen.
Anscheinend ist dies heute auch vergessen:winke:
die Abgrenzung gegenüber dem Osten war lange Zeit in der SPD deutlich kompromissloser als in den anderen Parteien. Den Grotewohl hat kein Schumacher, kein Reuter kein Ollenhauer kein Wehner und auch kein Brandt! vergessen oder toleriert.
In diesem Sinne mußte ab einem gewissen Punkt die übersteigerte Westintegration Adenauers aufgegeben werden und in eine neue Phase überführt werden, um weiterhin außenpolitisch handlungsfähig zu sein.
Und nicht zuletzt deswegen legte Brandt die Hallstein-Doktrin ad Acta.
Sagen wir mal so, Brandt hatte politisches Gespür für das was möglich war.
Wie Adenauer und OT: auch Kohl.
Ich würde auch nicht unbedingt von "übersteigerter Westintegration" sprechen. US-Hörigkeit zeitweise, OK, aber welche Alternativen gab es? Die Briten wollten vom Kontinent nichts wissen, und die Franzosen waren am Ende vor De Gaulle. Und danach, Juniorpartner De Gaulles????? Zahlmeister für Force de Frappe und Währungskrieg?
Was heißt da ad Acta, es hat auch weiterhin jeder Staat Probleme mit den Westdeutschen bekommen, der mit der DDR anbandelte, was lediglich nicht für die Ostblockländer galt.
Was ich klug an der Hallstein-Doktrin finde, dass es ein unfreundlicher Akt war, der Folgen haben würde war klar, sonst aber nichts. Man hat sich keineswegs die Hände gebunden.