Hallo Leute
Wir beschäftigen uns im Moment mit der Frage, ob die Bevölkerung dumm oder naiv war, die NSDAP an die Macht zu lassen. Oder war es Überzeugung?
Ich habe selber schon einen Text dazu geschrieben, möchte aber noch andere Argumente anhören.
Oft wird behauptet, man wusste nicht, was Hitler wollte. Jedoch kann man dies in einigen Reden von ihm aus der Zeit schon klar erkennen. Deshalb würde ich sagen, dass es aus Überzeugung geschah, aber niemand ahnte, was wirklich auf sie zukommen wird.
Was meint ihr?
Das Problem bei solchen historischen Fragen ist immer, dass der Fragende schon den Gang der Geschichte kennt. Du solltest aber bedenken, dass Ende 1932 niemand hatte wissen können, was kommen wird. Viele Politiker halten ständig Reden und veröffentlichen auch zahlreiche Texte, wer hört/liest die alle?
Zudem war Deutschland tief in der Krise und viele "normale Leute" hatten wichtigeres zu tun, als jedes Argument eines Politikers gründlich abzuwägen. In den frühen 30ern wechselten die Regierungen und Reichskanzler häufig, wer hätte gedacht, dass sich ausgerechnet Hitler durchsetzen würde? Viele dachten wohl, genauso wie seine Koalitionspartner, man könne die NSDAP in Schranken halten.
Aber war das naiv? Naiv zu sein heißt, wider besseren Wissens auf etwas zu vertrauen, dass man gerne hätte. Tatsächlich würde ich aber sagen, dass es sich vielmehr um Unwissenheit handelte, da auf Basis der Erfahrungen der späten 20er und frühen 30er wohl kaum mit einem solchen kometenhaften Aufstieg der NSDAP zu rechnen war.
In den Medien wird oft der Eindruck vermittelt, Hitler hätte sich mit breiter Brust vor Deutschland gestellt und mit der Faust auf den Tisch gehauen. Tatsächlich bediente er sich brutaler Methoden, er war aber nicht der einzige. Und vor allem: die NSDAP war einer, vllt. die erste, moderne Massenpartei die sich auf neuere Techniken der Propaganda verstand. Der Fausthieb auf den Tisch kam erst später, zuerst war viel Beschwichtigung und Verschleierung.
Ich würde die Gründe eher in der Mentalitätsgeschichte und Sozialgeschichte im Allgemeinen suchen, als auf Kategorien wie Dummheit oder Naivität zurückzugreifen. Wir können ja auch nicht wissen, was morgen passiert und ob uns unsere Enkel verurteilen werden, weil wir die falschen Parteien gewählt haben.