Ich möchte mich nicht auf die "Schulbuchbeiträge" beziehen von Treibsand oder von Melchior, sondern explizit auf Mischa und E.E..
Zur Erinnerung vielleicht nochmal der Link auf die Person, die hier gerade von einer "Täterrolle" in die Rolle des unschuldigen, armen "Opfers" mutiert wird und der Eindruck erzeugt wird, ein "liebenswerter Landesvater" sei ohne Grund von den bösen Bolschewiken ermordete worden.
Um es noch deutlicher zu sagen, die Politik von Nikolaus im speziellen und die der Romanovs im allgemeinen (vgl. z.B. den Dekabristenaufstand) hat erst dazu geführt, dass es zu einer revolutionären Situation gekommen ist.
Nikolaus II. (Russland) ? Wikipedia
Dekabristen ? Wikipedia
Sofern er von der orthodoxen Kriche zum Heiligen erklärt wurde, sollte doch im Rahmen einer angemessenen neutrale Würdigung der Person, der Autokrat Nikolaus deutlich gezeigt werden, der es geschafft hatte, Russland im Status eines der rückständigsten Länder Europas zu belassen, der mit Polizeiterror die Opposition gegen seine Willkürherrschaft unterdrückte und im Rahmen eines aggresiven russischen Imperialismus zunächst für ca. 200.000 Kriegstote (Russen) im Krieg von 1905 verantwortlich war und dieses noch deutlich mit fast 2 Mio Kriegstoten im WW1 noch steigerte. Die zivilen Opfer sind da nicht enthalten!
Angesichts dieser Fakten kann man Nikolaus als innenpolitischen Despoten klassifizieren und außenpolitisch als Kriegstreiber.
wurde uns ja der Sozialismus/Kommunismus als das menschenwürdigste System vorgestellt.
Ich weiss nicht, wer sowas gesagt hat, aber er hat offensichtlich keine keine Ahnung gehabt, denn Marx hatte einen sehr realistischen Bezug zu Herrschaft und Macht. Und mit guten Argumenten und dem Werfen von Wattebällchen ist Herrschaft nicht zu erlangen. Deswegen, bitte nicht so ein idealistisches Gerede über die Vorstellungen des Marxismus und seiner Vorstellung von Klassenkampf.
Also passte da die Ermordung von Frauen und Kindern nicht ins Konzept.
An diesem Punkt wird sehr deutlich, dass Du Dich offensichtlich mit dem Thema überhaupt nicht beschäftigt hast, dafür aber ein dezidierteres Urteil abgibst. So verweist Fitzpatrick auf die dubiose Rolle der Zarin Alexandra, im Zusammenspiel mit "Rasputin" bei der Führung der Regierungsgeschäfte und "Miyukov (ein Vertreter der politischen Fraktion der "Kadetten") fragt sich "Is this stupidity or is this treason?" (vgl. S. 38).
In diesem Sinne gab es keine geschlechtsspezfische Unterteilung und die politische Verantwortung für die Mißstände in Russland traf ebenso Alexandra. Vergleiche ähnlich Pipes in seiner Darstellung der Russischen Revolution.
The Russian Revolution - Sheila Fitzpatrick - Google Books
http://books.google.de/books?id=vZ5...a=X&ei=3pnMUJmzCPL74QSmhYCQBw&ved=0CD8Q6AEwAQ
Und nebenbei sind es diese Facetten, die ich meine und die beliebig erweitert werden könnten, wenn ich die Notwendigkeit einer differenzierten Sichtweise auf die Ereignisse einfordere. Es ist absolut nicht ausreichend, sofern man ernst genommen werden möchte, lediglich demonstrativ ein Urteil zu fällen.
Und: Natürlich war es ein Mord, aber Morde, Kampf, Zwietracht, Verrat, und Heimtücke bilden das "Inventar" der Historie. Und da sind dann die Ursachen und Zusammenhänge interessant, um die einzelnen Teile des "Inventars" sinnvoll zusammen zu fügen und der Historie einen "Sinn" zu geben.
Das isolierte Bewerten von historischen Ereignissen, ohne sie verstanden zu haben, macht dagegen keinen Sinn!