Mashenka
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Sind sie. Ihre Hände aber haptisch der menschlichen Hand sicherlich weit unterlegen. Außerdem haben sie nicht die Speichermöglichkeiten des Menschen, soviel Gelerntes abzulegen und es langzeitig wieder abzurufen.Den Zusammenhang zwischen der Entwicklung der haptisch-taktilen Fähigkeiten des Menschen und dem Herabstieg vom Baum+aufrechten Gang (wobei ich noch einmal an die Gorillas erinnern möchte) müsstest du näher ausführen, der ist mir noch nicht ganz klar. Sind nicht Affen allgemein haptisch-taktil sehr :grübel:sensibel?
Da muss ich leider etwas ausholen. Rudimentär heruntergebrochen ist die Sache so:
Unterscheiden muss man bei Fähigkeiten zwischen zwei andersartigen Speicherungen (eigentlich zw. drei, aber eben…), vergleichbar in etwa mit dem Computer. Einerseits ist da ein ›Betriebssystem‹, das völlig automatisch funktioniert. Andererseits gibt es die erlernten Fähigkeiten, die zwar ebenfalls automatisch abrufbar sind, aber mit diversen Konnotationen gekoppelt sind. Ein wesentlicher Unterschied betreffend der Anatomie ist die Art der Speicherung; die erlernten Fähigkeiten (samt all den Konnotationen, bzw. Verlinkungen) brauchen mehr Platz, vergleichbar mit dem Speicherplatz des Computers. Hierzu zwei Beispiele:
Fall A: Man schwitzt. Eine gemeine Stubenfliege nervt mit ihren Landungen auf der Haut. Man schlägt mehrmals zu. Die Fliege reagiert blitztschnell und weicht aus, um gleich wieder zu nerven. Man fängt an, die Fliege mit einem Küchentuch gezielt zu jagen. Jedesmal, wenn die Fliege irgendwo landet, wird zugeschlagen, bis das kleine Tier kapiert, das es sich nur weiter weg, an versteckteren Orten ausruhen kann. Kaum hat man sich wieder hingesetzt, ist die Fliege wieder da.
Fall B: Ein Urmensch im Schnee. Ein Urwolf erscheint und beobachtet ihn. Der Urmensch formt einen Schneeball und schmeißt ihn nach dem Wolf, worauf dieser Leine zieht.
Bei Fall A zeigt die Fliege erstaunliche Reaktionsfähigkeiten; bei der unglaublich hohen Geschwindigkeit (verglichen mit der Körpergröße) gelingt es ihr, den Schlägen blitzschnell auszuweichen. Ihre Reaktionsfähigkeit ist der des Menschen weit überlegen. Trotzdem ist ihr neuronales System winzig. Ihr ›Betriebssystem‹, das ohne zu überlegen funktioniert, braucht kaum Platz. Immerhin zeigt sie aber eine gewisse Lernfähigkeit und zeigt damit, dass sie auch über etwas ›Arbeitsspeicher‹ verfügt, der Volumen braucht. Da dieser aber sehr klein ist, wird das Erlernte nur kurz gelagert (manche Insekten verfügen aber auch über ein Langzeitsgedächtnis, wobei das Volumen vmtl. durch extreme Selektionierung der Erinnerungen klein gehalten wird). Nachdem die Fliege gelernt hat, dass sie weiter weg landen muss und sich ausgeruht hat, ist das Erlernte bereits wieder vergessen.
Bei Fall B lernt der Urmensch einen Schneeball zu formen (auch Makaken in Japan können das). Nicht nur das; er lernt auch, dass er damit den Wolf verjagen kann. Das Erlernte wird abgelegt, verlinkt mit Wölfe verjagen, böse Tiere verjagen, kalte Hand, etc.; da mit Erfolg verbunden, in einem Bereich mit leichten Zugriffsmöglichkeiten. Die Speicherung inkl. den neuronalen Verbindungen braucht etwas Volumen.
Will nun der Urmensch zahlreiche solche Begebenheiten speichern, braucht er Platz, wofür er sich ein größeres Gehirn anfressen muss. Je mehr er speichert, umso komplexer werden die Kombinationen des Erlernten.
SZENARIO
Irgendwann vor 5 Mio. Jahren wurde der Urmensch z.B. durch Meteoritenbombardement von seinem Baum geschüttelt, wonach ein Hungersnot ausbrach und er sein Essen in verbrannten Gebieten zusammensuchen musste. Hierbei lernte er langsam, aufrecht zu laufen (eine instinktive Fähigkeit, die kaum Platz braucht). Da er nicht allzu schnell war, fing er an, selber zu zündeln, indem er brennende Äste zwischen Tierherden warf. (Anscheinend waren die Menschenaffen vom Unheil weniger betroffen, sodass sie nicht auf Gegartes angewiesen waren.) Das vom Erfolg gekrönte Feuerlegen gehörte bald zu seinem Habitus, was schließlich sein Verdauungssystem endgültig zur Anpassung zwang.
Da er seine Hände nicht mehr zum Klettern brauchte und sich immer weniger auf die Arme abstützen musste (im Unterschied zu den Menschenaffen), verweichlichten sie. Das Hantieren mit Dingen fiel ihm leichter und erfolgreiche Aktionen mit den Händen häuften sich, die Speicherpaltz benötigten. Indem der Mensch unterdessen mehr oder weniger aufrecht lief und der erhöhte Energiebedarf des Gehirns mit der Umstellung auf Gegartes gesichert war, stand dem Volumenwachstum nichts mehr im Weg; der Urmensch konnte seine kognitive Fähigkeiten erweitern und zog glücklich in die weite Welt hinaus. (Eigentlich spricht Wranghams Theorie für ein zentral stattgefundenes Ereignis, und somit für die Out of Africa These).
So ungefähr hätte das ablaufen können. Ob die initiale Verwüstung durch Meteoriteneinschlag, extraterrestriale Aggression, Vulkanausbruch, oder durch eine uninteressante Dürre bewirkt wurde, kann ich jetzt so aus dem Stehgreif auch nicht sagen…