Wer behauptet denn das?
Laut
https://de.wiktionary.org/wiki/ogórek ist der ogórek "seit dem 14. Jahrhundert bezeugt", so auch Andrzej Bańkowski (Etymologiczny słownik języka polskiego).
...da hast du was missverstanden. Die
Gurke als dt. Wort, entlehnt aus dem altpolnischen, taucht erstmals um 1500 in der Form
Gurcke auf. Das poln. Wort ogurek ist, wie du schreibst, deutlich früher nachgewiesen. Und noch älter sind Gurkensamenfunde im poln. Siedlungsgebiet (seit dem Frühmittelalter) und, ich wage kaum, es zu erwähnen, in Braunschweig (12. Jh.), denn:
Und Gurkensamen sind sprachwissenschaftlich nicht auswertbar.
Klingt griffig und plausibel.
Vermutlich gilt das nicht nur für Gurkensamen, sondern für alles, was vor der ersten schriftl. Quelle nicht belegt ist. Folglich hatten jene Alemannen, die von Kaiser Julian bei Straßburg gestäupt wurden, keine Schwerter, keine Schilde, keine Lanzen: es gibt keine altalemannischen Sprachzeugnisse aus dieser Zeit. Ok, es gibt paar Funde, es gibt auch etymologische Sachen und *erschlossene/konstruierte, aber streng genommen könnten die Alemannen für Schild, Schwert, Lanze auch fremdsprachige Wörter (lateinisch, griechisch) verwendet haben. Und erst mit der ältesten Schriftquelle besannen sie sich, und benannten diese Waffen dann mehr oder weniger althochdeutsch. Übrigens müssen die alten Polen vor dem 14. Jh. keine ogureks gekannt haben...
Im hoch- und niederdeutschsprachigen Raum hat man cucumer gern mit kurbiz, korues, kürbs, körbis übersetzt/glossiert, mitunter auch mit dem wenig präzisen ërtaphel. Da kann die Gurke vielleicht auch mit drunter fallen, vielleicht auch nicht.
(Das erinnert mich an H.-D. Hüsch: "jetzt laß ihn doch Saladette sagen, wenn er Sinfonie meint"
) Lateinwörterbücher geben für Gurke cucumis und cucumeris. Streng genommen bedeutet es für das lat. Wort nichts, ob viel später kukumer / Gugummer usw. mit einer anderen Bedeutung (Kürbis) in einer anderen Sprache (hoch- niederdt.) auftaucht (übrigens gibt es Augurke, Angurke ebenfalls im niederdt. Sprachraum)
So könnte man natürlich weiter humorig diskutieren, wobei aber eine Frage umgangen wird: wie wertet man die älteste schriftliche Quelle aus? Natürlich wäre es Unsinn, den erwähnten Altalemannen zu unterstellen, sie hätten keine Schwerter gehabt nur weil althochdeutsche Quellen jünger sind als die Schlacht bei Straßburg. Und natürlich wäre es ebenso Unsinn, den Altpolen zu unterstellen, sie hätten vor dem 14. Jh. keine Gurken gekannt. Unbeschriftete archäologische Funde, egal ob Schwerter oder Gurkensamen, teilen uns zwar nicht mit, welches Wort für diese Gegenstände verwendet worden ist - aber sie belegen,
dass diese Gegenstände vorhanden und bekannt waren. Die Altpolen des 10. Jhs. werden wahrscheinlich (jepp, mehr ham wa nich) eine Vorform von ogurek für ihre Gurken verwendet haben; dass die Braunschweiger die aus dem altpoln. stammende Bezeichnung verwendet haben, lässt sich nicht beweisen, aber da sie nicht weit von der dt.-poln. Sprachgrenze hausen, ist es nicht unwahrscheinlich.
Wie schon ElQ schrieb: der Zeitpunkt der Entlehnung ist diskussionsbedürftig.
Kurzum: der Zeitpunkt der ältesten schriftl. Quelle sagt nicht immer sonderlich viel darüber aus, wie alt ihre verwendeten Wörter sind.