Mir ging es weniger um das Relief, sondern bzgl. Verzehr um die oben zitierte osteoarchäologische Publikation. Da gibt es wohl eine Kontroverse zu den Knochenfunden und Abbildungen.
The hyaena in dynastic Egypt: Fancy food or fantasy food? - Legge - 2010 - International Journal of Osteoarchaeology - Wiley Online Library
Das Hauptproblem ist, dass die Knochenfunde aus einem "
Workmen's Village" stammen. Das Hyänenfleisch dort war die Nahrung der Unterschicht, die nur eingeschränkt Zugang zu Fleisch hatte.
Die Abbildungen aus dem Alten Reich symbolisierten hingegen den Luxus der Oberschicht oder Tempelszenen. Die Knochenfunde seien deswegen auch nicht mit den Reliefs in Einklag zu bringen, zumal sie aus einer späteren Epoche stammen. Sie zeigen vor allem den Prestigeverlust der Hyäne innerhalb der ägyptischen Kultur - von der phantastischen Herrenspeise zur Armenspeise, (vgl. nachfolgendes Zitat).
Tenuously Tame: Humans and Hyenas
Posted on 18 August 2016 by Curious Sengi under Mammals
The only physical evidence comes from a significantly later period, from the Workmen’s Village at Tell el-Amarna where bones with butchering marks were discovered. It is not known if the butchered animals were captive or wild-caught, but it was clear that the hyena’s star had fallen and they were no longer part of the upper echelons of society. Legge (2011) even corroborates this with artwork from the same period that relegates hyenas to mere victims in hunting scenes.
Es gibt auch ägyptische Abbildungen, die Jäger mit Hunden und Hyänen, die an der Leine geführt werden zeigen.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/51/Jagdhund_in_Altägypten.png
Ich halte es aber auch für möglich, dass die Hyäne auf dem Bild nicht gemästet sondern gezähmt werden soll.
Zudem sind Streifenhyänen Einzelgänger. Die gemeinsame Haltung mehrere Tiere muss schwierig sein.
Streifenhyänen und Hunden gelten als sprichwörtliche Todfeinde. Tierkämpfe zwischen Streifenhyänen und Hunden haben in Asien eine lange Tradition.
Wenn auf der Abbildung Windhunde, Dackel und Streifenhyänen vereint in einer Meute abgebildet sein sollen, muss das wirklich ein großes Wunder sein.
Sind das wirklich Streifenhyänen oder doch nur eine weitere Hunderasse?
Als Besonderheit der Hyänen wird oft genannt, dass die Vorderläufe länger als die Hinterläufe sind (am extremsten bei der Tüpfelhyäne). Diese Eigenschaft gibt es jedoch auch bei manchen heutigen Hunderasse, etwa Deutscher Schäferhund, Dobermann ...
Augenscheinlich fehlt die typische Mähne der Streifenhyäne. Die angeblichen Hyänen sind daher meiner Meinung nach massige Kampfhunde und sehe wie eine Kreuzung aus Bullterrier und Deutschem Schäferhund aus. Ich halte es daher für wahrscheinlich, dass der Ägypter vier verschiedene Hunderassen an der Leine ausführt. Der Künstler hat sich redlich bemüht, die Hunderassen möglichst unterschiedlich darzustellen.
(Generell müsste man diese Szene aber auch mit anderen Szenen angeleinter Wildtiere vergleichen. Es gibt aus dem Alten Ägypten auch Abbildungen von angeleinten Raubkatzen und Meerkatzen.)
In vergrößerter Ansicht sind hingegen auf dem Relief von Sakkara (Tomb of Kagemni, Mastaba 25) eindeutige(?) Merkmale der Streifenhyäne zu erkennen. Am Kinn des Tieres wächst langes Haar, ähnlich einem Bart. Auf dem Rücken des gefesselten Tieres ist auch die typische Mähne zumindest angedeutet.
Zur Streifenhyäne ist noch anzumerken, dass sie anders als die Tüpfelhyäne selbst kaum Beute schlägt. Lediglich von den größeren Exemplaren in Mittelasien ist bekannt, dass sie auch größere Beutetiere wie Wildschweine und Esel tötet. Die afrikanischen und arabischen Streifenhyänen sind etwas kleiner. Zum Teil ernähren sie sich auch von Früchten und Insekten. Aas spielt eine wesentliche Rolle in der Ernährung. Außerdem fressen sie auch Abfälle aus menschlichen Siedlungen.
Als Jagdhelfer ist die Streifenhyäne daher kaum zu gebrauchen.
Daraus folgt aber auch, dass Streifenhyänen ähnlich wie Hunde, Schweine oder Menschen Allesfresser sind. Auf dem altägyptischen Relief befinden sich oberhalb der gefesselten Hyänen auf einem Tisch oder Brett mehrere küchenfertig zubereitete Geflügelschlachtkörper. Die größen Vögel wurden zuvor gerupft, Füße und Köpfe wurden sorgfältig entfernt. Die gängige Deutung ist, dass diese Vögel das Futter der Hyänen sein sollen.
Ökonomisch ergibt das aber gar keinen Sinn. Viel besser wäre es doch die Hyänen nur mit den Füßen, Köpfen und Innereien, also mit Küchenabfällen zu füttern.
Wenn auf dem Bild tatsächlich angedeutet wird, dass die Hyänen mit dem besten Geflügenfleisch gefüttert werden, bedeutet das natürlich eine besondere Dekadenz. Oder doch ein kultischer Charakter?
Vielleicht geht es auch darum die Hyänen genießbar zu machen. Wenn sie sich vor allem von Aas und Abfall ernährt haben, kann man die neue Diät vielleicht auch als eine Art Reinigung des eigentlich unreinen Tieres betrachten.
Sollte eine medizinische Nutzung im Vordergrund stehen, so führt das Stopfen der Hyänen sicherlich zu einer besonders reichen Ausbeute von Hyänenfett und Stopfleber. Insbesondere Hyänenfett spielt eine große Rolle als Wundermittel. Plinius kennt in seiner Naturgeschichte hingegen für jedes einzelne Körperteil der Hyäne (welcher Art?) eine besondere Wirkung.
Grundproblem beim Thema Medizin und Aberglauben ist, dass die zentrale Vorstellung der Hyäne als angeblicher Zwitter vor allem auf der Tüpfelhyäne basiert. Plinius beschreibt, die Hyäne könne ihr Geschlecht wechseln. Im Alten Ägypten war diese Vorstellung jedoch gar nicht verbreitet.
Die andere zentrale Vorstellung ist die des Aasfressers, der sich von menschlichen Leichen ernährt. Der Mythos des Aasfresser basiert offensichtlich auf der Streifenhyäne. (Wenn dieser Topos auf die Tüpfelhyäne übertragen wird, entsteht der verbreitete Irrtum, die Tüpfelhyäne sei ein Aasfresser.)