Hätte die Wehrmacht 1941 Moskau erreichen können?

Bei "Großtransportraum" handelt es sich demnach nicht um Eisenbahnwaggons, sondern um LKWs.

Richtig. Die Strecken von den Endstellen und Depots zur Truppe mussten mit LKW abgefahren werden. Dieser Transportraum war limitiert, nach den verfügbaren LKW-Ladungen.

Na, gar nicht! Er sagt, die Rote Armee ist nach "Smolensk" geschlagen, zumindest kann sie sich im Mittelabschnitt nicht innerhalb von 14 Tagen neu formieren.
Die Front wurde laufend aus den Neuaufstellungen gespeist. Im Juli betraf das 14 Armeen (jeweils etwa deutsche Korpsstärke), im August 9 Armeen. Davon ist ca. die Hälfte vorwärts Moskau eingesetzt worden.

Mich wundert dabei außerdem, dass Rauh den Fehlschlag des "Kessels" von Smolensk unterschlägt, der nie geschlossen werden konnte. Truppenstärke im Umfang von ca. 25 Divisionen der Roten Armee entkamen nach Osten.

Was sagt Rauh denn zu den sowjetischen Offensiven im Jelnja-Bogen im August 1941, der die Wehrmacht zu Räumungen zwang? Und wie sortiert er die dahinter liegenden Aufstellungsräume für die sowjetischen Reservearmeen ein? Sowohl das erste Abdrehen von Guderians Panzergruppe 2 nach Süden (Roslawl-Schlacht, Gomel) als auch die Wegnahme von Teilen der Panzergruppe 3 von Hoth zur HG Nord (Witebsk/Polozk) resultierte aus Flankenbedrohungen der mittleren Heeresgruppe.
 
... im August 9 Armeen. Davon ist ca. die Hälfte vorwärts Moskau eingesetzt worden.
Aha, das wird jetzt schon konkreter.

Mich wundert dabei außerdem, dass Rauh den Fehlschlag des "Kessels" von Smolensk unterschlägt, der nie geschlossen werden konnte. Truppenstärke im Umfang von ca. 25 Divisionen der Roten Armee entkamen nach Osten.
Sieht Rauh gerade nicht als Fehlschlag. Der "Fehlschlag" besteht für ihn stattdessen in den Versuchen Hitlers, die enge Schließung der Kessel zu erzwingen. Die nach den Kesselschlachten herumirrenden Sowjettruppen sind für ihn vernachlässigbar, ihr teilweises Entkommen im Interesse großzügigerer strategischer Zielsetzungen hinzunehmen.

Was sagt Rauh denn zu den sowjetischen Offensiven im Jelnja-Bogen im August 1941, der die Wehrmacht zu Räumungen zwang? Und wie sortiert er die dahinter liegenden Aufstellungsräume für die sowjetischen Reservearmeen ein? Sowohl das erste Abdrehen von Guderians Panzergruppe 2 nach Süden (Roslawl-Schlacht, Gomel) als auch die Wegnahme von Teilen der Panzergruppe 3 von Hoth zur HG Nord (Witebsk/Polozk) resultierte aus Flankenbedrohungen der mittleren Heeresgruppe.
Rauhs blumiger und im Inhalt oft wenig detaillierter Ausdrucksweise ist manchmal nicht leicht zu folgen. Ich müsste das nochmal im Einzelnen genau prüfen. Gehen wir mal zunächst davon aus, dass er das zumindest in Teilen nicht wirklich thematisiert.

Grüße, Holger
 
silesia schrieb:
Was sagt Rauh denn zu den sowjetischen Offensiven im Jelnja-Bogen im August 1941, der die Wehrmacht zu Räumungen zwang? Und wie sortiert er die dahinter liegenden Aufstellungsräume für die sowjetischen Reservearmeen ein? Sowohl das erste Abdrehen von Guderians Panzergruppe 2 nach Süden (Roslawl-Schlacht, Gomel) als auch die Wegnahme von Teilen der Panzergruppe 3 von Hoth zur HG Nord (Witebsk/Polozk) resultierte aus Flankenbedrohungen der mittleren Heeresgruppe.

Rauh geht, so wie ich es beim Überfliege sehe, eigentlich gar nicht darauf ein. Er schreibt nur, das Brauchitsch an 28.07. befahl, die Panzergruppen im Sinne von Hitlers Befehlsgebung aufzustellen. Das bedeutete, das die 3.Panzergruppee nordöstlich und die Panzergruppe 2in Richtung Gomel vorgehen kann. Von der Schlacht am Jelnja-Bogen kein Wort und die hat ja auch ein paar Tage angedauert.
 
Na, gar nicht! Er sagt, die Rote Armee ist nach "Smolensk" geschlagen, zumindest kann sie sich im Mittelabschnitt nicht innerhalb von 14 Tagen neu formieren.

Das lässt sich ja nun inzwischen überprüfen. Oben habe ich die Reservenbildung beschrieben, Quelle reiche ich nach.

Mit Stand 1.8.1941 waren östlich und damit außerhalb des Smolensker Kessels folgende Großverbände der Roten Armee zwischen Wjasma und Rshew unter Shukow neu formiert (neu formierte Verbände aus den Westlichen Militärbezirken, Truppenverlegungen aus Fernost und aus den übrigen sowjetischen Bereichen - letzteres etwa im Verhältnis 1:4)

24. Armee - Rakutin - 11 SD, 102. PD, 106. Mot.SD
31. Armee - Dolmativ - 5 SD, 110. PD
32. Armee - Klykov - 6 SD
33. Armee - Onuprienko - 5 SD
34. Armee - Pronin - 4 SD, 2 KavD
43. Armee - Zakharkin - 3 SD, 105. PD
Front-unterstellt - 1 SD, 1 SR, 108. PD

Am 6.8. wurde die 34. Armee zur Nordwestfront verlegt (!), und durch die 35. Armee ersetzt, umbenannt in 49. Armee am 11. August. Dazu kam das
2. Selbst. Schützenkorps - 3 SD

Die Front verfügte somit über 48 Divisionen, davon 12 aus Arbeitern gebildete Volksdivisionen, jewels ca. 9.-10.000 Mann stark und damit nahezu aufgefüllt. Wie oben ausgeführt, strömten weitere 200.000 Mann aus dem Smolensker Kessel, der nicht geschlossen werden konnte.

Neben diesen Kräften war StavKA in der Lage, zusätzlich die "Brjansker Front" - Ermakov - in der Flanke der HG Mitte zu bilden, aus 50. und 13. Armee (zus. 16 SD, 3 KavD, 1 PD, ein Luftlande-Korps).

Den Fronten wurden 1000 Panzer aus den Mech.Korps des Transbaikal-Militärdistriktes, sowie 300 Panzer der Fernostarmee zugeführt, zusätzlich weitere 10 SD und 3 KavD, 500 Flugzeuge (Anweisung vom 19.8.)

Quelle: Glantz, s.o., S. 367-405.
 
Nach Silesias Angaben scheidet die Variante eines ungehinderten Vormarschs nach Moskau innerhalb von 14 Tagen also sicher aus. Es gibt demnach genügend Truppen der Roten Armee, die sich den deutschen Verbänden in den Weg legen könnten, auch wenn sie letzten Endes im Kampf nicht standhalten.

Die andere Variante, nämlich ein Erreichen von Moskau bis Anfang Oktober unter weitgehender Vermeidung von "Wjasma" (Brjansk liegt ja weit ab, also nicht auf dem Weg nach Moskau) wird dann ein Sandkastenspiel und m.e. für eine Diskussion wie hier zu kompliziert, um wirklich plausible Aussagen treffen zu können.

Grüße, Holger
 
Das ist wohl so.

Ich stelle dazu noch einmal eine Karte ein, die die Neu-Aufstellungen der RA vor Moskau/im Westlichen Militärbezirk zeigt.

Daraus wird dann sehr deutlich, wie die Schwerpunkte gesetzt wurden.

EDIT: Karte mit Mob. bis Juli und ab August 1941, sämtlich in Vormarschrichtung Moskau quer zur HG Mitte. Beachtlich ist auch die Kräftegruppenbildung Brjansk, in der Flanke HG Mitte August 1941, sowie nördliche Flanke Dorogobusch/Witebsk.

Quelle Glantz: The Initial Period of War on the Eastern Front, 22 June - August 1941: Proceedings Fo the Fourth Art of War Symposium, Garmisch, October, 1987
 

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