Heirat zwischen Adel u. Nichtadel

in England erhielt jedoch ein bürgerlicher Gatte einer Adligen suo jure keinen Titel, jedoch durfte sie ihren behalten.

Da haben es die Männer im heutigen Deutschland leichter. Da der Adel abgeschafft aber der Adelstitel Bestandteil des Namens ist, kann ER den Namen seiner Frau annehmen ... und flugs hat er den adligen Namen.

Oder auch so: Hans-Robert Lichtenberg, Saunabesitzer aus Düsseldorf, wurde von Marie Auguste Prinzessin von Anhalt adoptiert und konnte sich künftig ganz legitim "Prinz von Anhalt" nennen. Dafür zahlte er der klammen 81-jährigen Prinzessin eine Leibrente von monatlich 1000 Euro und wurde nebenher Gatte der Zsa Zsa Gabor! =)
 
Hui, vielen lieben Dank für alle diese reichhaltigen Antworten. Das hat mir enorm weitergeholfen und ich werde meine neuen Erkenntnisse nunmehr geschickt in meinen Roman einfließen lassen.
 
Guten Abend,

Ich verstehe jetzt nicht das Problem. Dann ist es doch an Dir, ein "von" wieder rein zu holen. :devil:

Wenn schon Dünkel und Hochmut, dann richtig. Angeheiratet? Pfffff....




(Überlieferter Dialog zwischen zwei Seminaristen, irgendwann in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts:

Seminarist 1: "Monsieur de Périgord, Ihre Arroganz ist unerträglich!"
Seminarist 2: "Sie irren sich, Monsieur: Ich bin nicht arrogant. Ich bin nur hochmütig."
)

In diesem Sinne -

einen schönen Abend,
Gnlwth
 
Ein Jammer ist es natürlich, dass der Adel über die männliche Linie vererbt wird. Hätte meine Urgroßmutter nicht einen Bürgerlichen geheiratet... Tja, futsch, das von.


„Nicht der ist arm, der wenig besitzt, sondern wer nach mehr verlangt.“
Lucius Annaeus Seneca (4 v.Chr. - 65 n.Chr.), röm. Philosoph u. Dichter
 
Aus Schwäbisch-Hall kenne ich einen Fall aus dem 17.Jh.. Zwar ist es hier kein Adliger, aber die Patrizierfamilien der freien Reichsstädte sahen sich ja als quasi dem Adel ebenbürtig an.
Hier heiratete der Sohn einer Ratsherrenfamilie eine Magd, die noch dazu als Leibeigene geboren wurde! Wenn dass nicht mal Stoff für nen Roman ist ;)
Sie war Magd in dem Haushalt, von ihm schwanger und beide wurden eingesperrt, die Familie zahlte für beide das Strafgeld, erwirkte von ihrem Herrn ein Attest dass sie aus der Leibeigenschaft entlassen sei, kaufte ihr das Bürgerrecht der Stadt und die Hochzeit konnte gerade noch rechtzeitg stattfinden.

In diesen Kreisen war ein gesellschaftlicher Aufstieg durch heirat wohl nicht ganz so unüblich, ein Waisenmädchen das sich als Magd verdingen musste konnte schon darauf hoffen einen anständigen Handwerker zu heiraten.
(Quelle "Mägde in der Stadt - Das Beispiel Schwäbisch Hall in der frühen Neuzeit" von Renate Dürr)
 
Hallo in die Runde,

heiraten zwischen Adel und Bürgertum gab es zu allen Zeiten in allen Regionen und aus allen Gründen. Beim sog. Briefadel (der in der Regel ja selbst dem Bürgertum entstammte) allerdings häufiger, als beim sog. Uradel. Es hätte sogar noch mehr gegeben, wenn die Familien, bestimmte Zwänge, verhinderte Karrierechancen, die Etikette und nicht zuletzt auch oft genug die Kirche das nicht auch zu verhindern gewusst hätten. Die Frage war nur, ob die Heiratskandidaten überhaupt zueinander kamen und das war in den Kreisen nicht unbedingt an der Tagesordnung.

Diese Verbindungen hatten längst nicht immer etwas mit Ökonomie oder Aufstiegsmöglichkeiten zu tun. Ursachen waren die vielfältigsten Umstände und ab und an ganz einfach die Liebe. Vom Bürgertum in den Adelsstand aufsteigen konnte sowieso nur derjenige Mann, der selbst nobilitiert wurde. Da hatte dann der Landesherrscher das letzte Wort. Ohne entsprechende Empfehlungen (eine Heirat mit einer Adeligen war noch längst keine Empfehlung) ging da gar nichts. Die Familie war nach solch einer Heirat ganz einfach bürgerlich, da sich der Stand immer nach dem des Mannes richtete und damit waren sie auch nicht hoffähig und von allen dem Adel vorbehaltenen Privilegien ausgeschlossen.

Anders war es natürlich, wenn ein Adeliger eine Bürgerliche heiratete, damit gehörten die Dame und die Nachfahren aus dieser Ehe dann natürlich auch dem Adel an. Sie hatten aber nicht unbedingt dieselben Privilegien, z.B. mussten sie, um Ritter eines Ordens werden zu können, in der Regel eine Ahnenprobe nachweisen, die alle Urgroßeltern als adelig ausweisen. Das gelang ihnen natürlich wenn überhaupt erst nach etlichen Generationen. Aber auch dabei gab es eine Reihe von Ausnahmen. Man kann da also wirklich nichts als dogmatisch einstufen.

Mein Urgroßvater war Graf und als Gouverneur und Unternehmer vom Hof in die Kolonien nach Afrika geschickt worden und heiratete dort Ende des 19. Jh meine Urgroßmutter. Sie war seine afrikanische Hausangegestellte - und schön Schokobraun ;). Er liebte Skandale und das war ein ordentlicher. Man versuchte die Ehe natürlich auf höchster Ebene zu verhindern oder zu annulieren, es war aber nicht möglich, weil kein Paragraph griff. Somit zierte diese Ehe nur allerlei Schlagzeilen der Klatschpresse.

Man braucht also in all diese Verbindungen gar nicht so viel Mystik hineinzuinterpretieren. Sie sind ganz einfach aus dem Leben gegriffen und eigentlich nicht wirklich so besonders. Ich glaube Ehen zwischen Protestanten und Katholiken waren zu bestimmten Zeiten in vielen Regionen viel schwieriger durchzusetzen und auch heute noch kann das ein Problem darstellen.

@Comtesse
Mich wundert es, dass Du einen authentischen Roman schreiben möchtest, mit Figuren, über deren Lebensumstände Du sehr wenig Kenntnisse hast. Das wirst Du auch nicht im Geschichtsforum aufarbeiten können. Um authentisch schreiben zu können, wirst Du nicht umhinkommen, viel Zeit in Archiven und Bibliotheken zu verbringen und sowohl zeitgenössische Bücher, als auch wissenschaftliche Veröffentlichungen über diese Zeit studieren zu müssen, am besten sogar in Originalsprache, denn anders kann man das Leben zu dieser Zeit nicht wirklich erfassen und wiedergeben oder es wird eben nicht authentisch.

Viele Grüße
Hina
 
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