[...] Mehr müsste ich nächste Woche nachtragen. [...]
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Nicol, John, John Nicol, Seefahrer. Sein Leben, von ihm selbst erzählt, Hamburg 2002: [
Goliath, 1798, Aboukir]
S. 119 f.: "Die einzigen Nachrichten erhielten wir [im Pulvermagazin] von den Munitionsmannern und den Frauen, die gemeinsam das Pulver zu den Geschützen schleppten. die Frauen standen den Männern in nichts nach und erhielten hinterher für ihre Tapferkeit ein Geschenk vom großen Herrn. [...] Ich stand tief in der Schuld der Frau des Stückmeisters, die ihrem Mann und mir von Zeit zu Zeit einen Schluck Wein gab, was uns als Stärkung sehr willkommen war. Mehrere [!] Frauen wurden verwundet und eine Frau aus Leith erlag ihren Verletzungen und wurde auf einer kleinen Insel in der Bucht beigesetzt. [Womit ich meine Bedenken bezüglich der Zuordnung der Frauenkgräber gegenüber dem oben von mir verlinkten Haaretzartikels zurückziehe.] Eine weitere Frau brachte in der Hitze des Gefechts einen Jungen zur Welt; sie stammte aus Edinburgh."
Im Original ist das bezüglich der Anzahl der Frauen an Bord noch deutlicher, siehe
Flannery, Tim (Ed.), The Life and Aventures of John Nicol, Mariner, Edinburgh 1997, p .174 f.: "Any information we got was from the boys and women wo carried the powder. The women behaved as well as the men, and got a present for their bravery from the grand signior. [...] There were some of the women wounded, [...]"
Interessante (Nicht-)Ergänzung Flannerys aus der Einleitung (p. 1 ff.): "The world John Nicol records is not one of admirals, governors and high officials, for he was by his own admission a simple 'bungs' - an 'unlettered' cooper. He describes a world seen from below decks; a world peopled by slaves, convicts and Chinese barbers [...]"
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In zwei weiteren der wenigen vorliegenden Lebensbeschreibungen von einfachen Seeleuten (Jacob Nagle) bzw. warrant officers (Richardson, William, A Mariner of England. An Account of the Career of William Richardson from Cabin Boy in the Merchant Service to Warrant Officer in the Royal Navy (1780 to 1819) as told by myself) hab ich per Erinnerung und schnellem Durchflug keine Erwähnung zu Frauen an Bord gefunden. (Außer bei Richardson eine Anekdote, dass Admiral Cornwallis den Aufenthalt von Frauen an Bord - auch im Hafen, absolut nicht duldete.)
Lincoln, Margarette, Naval Wives and Mistresses, äußert sich leider auch überhaupt gar nicht zu Frauen an Bord.
Lavery, Brian, Royal Tars. The Lower Deck of the Royal Navy, 875-1850,
bearbeitet 'Frauen an Bord' lediglich im Kapitel, das die Jahre 1803 bis 1815 abdeckt, bringt hier allerdings als wesentliche Beispiele Vorgänge von 1798 und älter. (Ich habe das folgend sinngemäß auf deutsch kurz zusammengefasst):
- [Mit Bezug auf William Dillon (den hab ich auch hier stehen):] Es war an Bord von Kriegsschiffen üblich, den Seeleuten [so wie ich das lese den einfachen!] zu gestatten, auf Reisen von einem Stützpunkt zum anderen ihre Ehefrauen als Passagiere mitzunehmen, aber sie [die Frauen] fuhren nicht regulär [mit Ihnen] zur See. (Ich schau gleich nochmal ins original - die Wiedergabe ist ziemlich holprig).
- Das war womöglich beeinflusst von dem Umstand, dass teilweise Landsoldaten als Marineinfanteristen an Bord dienten - bei denen war es üblich, je hundert Mann Präsenzstärke sechsen von ihnen zu gestatten, ihre Ehefrauen in die Musterrolle (oder wie immer das an Land hieß) mitaufzunehmen - was auch den Dienst an Bord mit umfasste.
- Er zitiert einen Tagesbefehl von John Jervis (einem eher strengen Offizier) aus 1796: " Da ich Anlass zu der Annahme habe, dass in England eine Anzahl von Frauen heimlich an Bord einiger Schiffe gekommen ist ... befehle ich den Kommandanten der entsprechenden Schiffe, diesen ihren außerordentlichen Wasserverbrauch nebst anderen Fehlverhaltens vorzuhalten...
- Um 1798 war der Umgang mit Frauen an Bord selbst innerhalb des selben Geschwaders von Schiff zu Schiff unterschiedlich. Captain Berry, Kommandant der
Vanguard, Nelsons Flaggschiff, hatte sich vorgenommen, auf See nicht eine einzige Frau an Bord haben zu wollen. Im Gegenzug wird für Foley's
Goliath im selben Geschwader Nicols zitiert, ergänzt dann, dass Foley nach der Schlacht den "einzigartigen" Schritt vollzogen habe, vier der Frauen als Überzählige in die Musterrolle seines Schiffes mit aufzunehmen. Durch diesen Schritt erhielten sie Anspruch auf 2/3 des regulären Verpflegungssatzes, aber nicht auf Bezüge. Diese vier waren sämtlich die Ehefrauen von Seeleuten oder Marineinfanteristen, die in der Schlacht getötet worden waren [und sie zuvor wahrscheinlich von ihren Verpflegungsbezügen mitverpflegt hatten]. Weiter - und jetzt wird's interessant: 'Falls dieses Frauen und ihre Ehemänner repräsentativ für die gesamte Besatzung gewesen sein sollten, dann hätte es bei einer Besatzungsstärke von 570 Mann auch circa 100 (einhundert) Frauen an Bord gegeben." Viele Jahre später hätten Ann Hopping und Mary Ann Riley die 'Naval General Service Medal' für ihre Teilnahme an der Schlacht beantragt. Diese Anträge währen allein auf Grund des Geschlchtes der beiden Petentinnen abgelehnt worden [- also nicht, weil ihre (aktive) Teilnahme an der Schlacht in Zweifel gezogen worden wäre!]
- Bis 1805 habe sich das alles geändert und es gebe keinen Nachweis für eine nennenswerte Anzahl an Frauen an Bord der britischen Schiffe während der Schlacht von Trafalgar. Ganz im Gegensatz, die britischen Seeleute seien über die Anwesenheit einer Französisch an Bord der
Achille sehr erstaunt gewesen.
Zuletzt Rodger, N. A. M., The Command of the Oceran. A Naval History of Britain, 1649-1815, New York 2004, alles grob und herzlos ins Deutsche übertragen:
p. 134: [1660-1688] Nicht jeder ließ seine Frau daheim, jedoch ist es schwer, abzuschätzen, wie viele Frauen es an Bord gab, wo ihre Präsenz doch vollständig inoffiziell war. Sir John Mennes wird es kaum wörtlich gemeint haben, als er sich 1666 beschwerte, dass die Schiffe '... von Frauen versucht seien... so viele Unterrücke an Bord wie Hosen.', doch es gibt unzählige Anweisungen, alle Frauen von Bord zu schicken, die nahelegen, dass sie ihre Männer häufig auf See begleiteten. [...] Pepys sammmelte Anekdoten, manche davon zweifellos wahr, von ehrenwerten Offizieren, die sich von ihren Geliebten auf See begleiten ließen...
p. 212 f.: [1689-1714] Zumindest ein paar Frauen fuhren in der Navy zur See, offiziell oder inoffiziell. Manche Offiziere nahmen ihre Geliebten mit, ...die Marineinfanterieregimenter übten die Praxis des Heeres, in dem sie drei Mann je Kompanie gestatteten, 'auf der Musterrolle" zu heiraten, deren Frauen und Kinder sie auf See begleiteten.
p. 407: [1763-1792] Wie zuvor, gab es häufig eine Anzahl von Frauen unter denen, die an Bord lebten. Ihre Anwesenheit war inoffiziell and sie trafen ihre eigenen Vereinbarungen mit den Zahlmeistern über ihre Verpflegung, doch viele Kommandanten tolerierten ihre Anwesenheit. Die Frauen von Fach- (warrant officers) und Unteroffizieren, die älter als die jungen Männer waren, die die Masse der Besatzung bildeten, könnten einen mäßigenden Einfluss gehabt haben, und es gab viele Möglichkeiten, wie sie sich nützlich machen und sich ein Zubrot verdienen konnten, etwa, indem sie wuschen, nähten oder sich um Kinder kümmerten. 1780 wurde per Admiralitätsordre einer Seemannsfrau eine Pension der Chatham Chest zugesprochen für eine Verwundung, die sie im Gefecht erlitten hatte. 1794 sandten einige Irische Seeleute nach ihrere verwitweteten Mutter, um zu ihnen an Bord zu stoßen. Junge Frauen, die sich in Männerkleidern verkleideten, um ihren Geliebten an Bord zu folgen, gab es gelegentlich. Manchmal hielten sich Offiziere ihre Geleibten an Bord, doch dies scheint in der Regel im Frieden stattgefunden zu haben und an Bord kleinerer Einheiten oder solcher auf entfernten Stationen, weit von der Aufsicht der Admiralität.