Der Reihe nach:
Die angesprochenen Südseeinseln sind angesichts der Zerschlagung des japanischen Imperiums eine echte Kuriosität. hatten im Frieden keine Bedeutung und im Krieg schon gar nicht. Es ist auch vollkommen abwegig, diesen in einem Konflikt mit England und den USA einen strategischen Wert beizumessen. Den konnten sie nicht haben.
Die Aussage ist kontrafaktisch.
Zum einen hast Du offenbar oben die Formulierung des japanischen Marinestabs nicht gelesen, die das Gegenteil ausdrückt. Zum anderen habe ich oben die zentrale Planung der IJN (Absicherung) gegen Osten skizziert. Lies einfach nochmal #23, die Einflüsse von Mahan auf die japanische Marine, dann #30 zur Darstellung der "real existierenden" Abwehrpläne über 25 Jahre, abgedruckt in Lacroix/Wells II.: Japanese Cruisers of the Pacific War (S. 10ff, 114ff.) und schließlich den direkten Zusammenhang mit den japansichen Flottenbauprogrammen seit 1907.
Die amerikanische open door policy war doch direktgegen Japan gerichtet. .
Die Politik der "offenen Tür" wurde ebenso deutlich von Wilhelm II. vertreten. Was bedeutet das Deiner Meinung nach?
Im übrigen bezieht sich diese Doktrin auf China, und ist gegen die Zerstückelung Chinas durch die europäischen Großmächte im Verband mit Japan gerichtet. Wenn das "direkt" gegen Japan gerichtet sein soll, bitte sehr.
ein Tipp: mal mit der Lansing-Mission beschäftigen:
The Imperial Japanese Mission to the United States, 1917. Appendix B.
Es gab ein unbefriedigendes Bündnis mit England (siehe den Vertrag von Portsmouth, mit dem Japan – mal wieder – unzufrieden war).
Belege für die "Unzufriedenheit"? Details, Auswirkungen?
Die deutsche Expansion bestand in dem für Japan ungefährlichen Ostasiengeschwader.
Ein Fehlschluß, wie der japanische "Navy Scare" am 4.8.1914 zeigt. Anders als im britischen Fall zeigte er hier sogar politische Folgen in der 3-Tages-Konferenz der Militärs bis zum 7.8.1914. Es kommt nicht darauf an, was man retrospektiv dazu vermutem kann, sondern wie die Wahrnehmung in Tokio real war. Nach dem Aufbringen der Rjasan am 4.8.1914 war in der japanischen Presse eine Handelskrieg-Hysterie losgebrochen, bezogen auf das deutsche Geister-Kreuzergeschwader in Fernost.
Ferner übersiehst Du die strategischen Zusammenhänge zwischen Kiautshou und der in diesem Zeitraum für Japan zentralen Expansion in Korea. Wie Tirpitz mal richtig feststellte (siehe oben), waren die Deutschen und Russen die direkten Kontrahenten. Dann wirkten sie auch noch im japanisch-russischen Krieg zusammen (Doggerbank etc. wurde hier noch nicht als Krise erwähnt). Das Argument wurde im Memorandum der Marine für Tsingtao übersehen (nicht aber zuvor von Tirpitz beim "Brandy-Soda")
...diese führten (ich zitiere wikipedia) zu „explosionsartigem Wachstum und effizienter Rüstungspolitik“. Auf solche inneren Verhältnisse muss die Außenpolitik reagieren (ganz gleich was geschrieben), solange diese Voraussetzungen vorliegen, wird die Außenpolitik expansiv sein.
Wenn schon eine Kausalkette, dann bitte in der richtigen Reihenfolge: Erstmal (siehe oben die Darstellung oben) führten die Rüstungsausgaben zum japanischen Haushaltsdefizit. Die Rüstung war durch die expansive Ausrichtung der Außenpolitik bestimmt. Diese Außenpolitik bestimmten die Militärs, im wesentlichen im Dauerstreit zwischen Marine (-> Pazifik) und Heer (-China).
Hier hilft Dir ein Vergleich der Ausgabendefizite und der Rüstungssteigerungen weiter, Quelle habe ich oben zitiert. Die finanzielle Schieflage resultierte mitnichten aus dem Wachstum der japanischen Binnenwirtschaft, sondern vielmehr aus den Staatsausgaben für Rüstung, die zu wesentlichen Teilen im Ausland verschwanden: "Kanonen statt Butter". Nun kann man um Huhn oder Ei streiten: die Außenpolitik ist der Zwilling der japanischen Rüstung, insofern ist die obige Aussage ("solange diese Voraussetzungen vorliegen, wird die Außenpolitik expansiv sein") ein glatter Zirkelschluß.
Wirtschaftlich war Tsingtau der sechstgrößte Handelsplatz in China (1897 war es noch ein Fischerdorf). Auch diesbezüglich konnten die Japaner nur profitieren.
Bitte den japansichen Profit aus Tsingtao vor 1914 belegen. Sehe ich nicht.
(übrigens Wilhelms Äußerungen in Ereignisse und Gestalten über Japan sind nicht so negativ wie üblicherweise gesagt, vermutlich hängt ihm der Ausdruck die „gelbe Gefahr“ nach, damals ein üblicher Begriff, beruht wohl auf amerikanischer Einwanderungsgesetze, man wollte den Zustrom von Chinesen nach dem großen Eisenbahnbau stoppen).
Es ging nicht darum, wie niedlich Wilhelms Äußerungen aufzufassen sind, sondern wie sie
in Japan reflektiert wurden. Die Presse sah übrigens Tsingtao 1914 ebenso als Revanche für 1895 wie Tsushima 1905.
Okumas Aussage ist auch sachlich falsch, denn natürlich wollten die Japaner Kiautschou behalten (sie bekamen Kiautschou von ihren Alliierten auch versprochen), mussten es aber auf amerikanischen Druck kurze Zeit später (1922) an China zurückgeben.
Hier hast du das Zitat oben nicht verstanden?
Okuma und die Armee wollten Tsingtao nicht wieder hergeben. Ansonsten ist das Zitat vom Datum des Ultimatums an das Deutsche Reich, im kleinen Kreis abgegeben. Ob sie "sachlich falsch" ist (vielleicht meinst Du auch "dumm"), möchte ich nicht beurteilen. Sie ist schlicht Fakt und erhellt die Kriegsziele. Für eine quellenkritische Analyse der Aussage wäre ich aber dankbar. Wenn das Ergebnis nicht mit den Meinungen des deutschen Außenamts oder diversen Tirpitz-Ergüssen überein paßt: Ambiguität, siehe oben #46.
Es half Japan gar nichts, dass sie 1914 den einfachsten Weg wählten, Japans Politik endete in einer Sackgasse.
Völlig einverstanden, es war "einfach", naheliegend, zielentsprechend und kurzfristig realisierbar. Aus einer solchen Konstellation entstehen Fakten. Danach wollte man (heißt: Armee und Marine) weitersehen.
P.s auf die "Weltwirtschaftskrise" wollte ich jetzt nicht eingehen, das führt mir zu weit weg.