Die japanischen Vorstellungen von 1941 über einen möglichen Kriegsausgang unterschieden sich materiell gar nicht so sehr von den Vorstellungen im Sommer 1945. Das Schema war ähnlich.
Der komplette Konflikt zwischen den USA und Japan ist in den Kontext der Rivalität im Pazifik zu stellen und kann als "imperialistischer" Konflikt mit massiven wirtschaftlichen Interessen (Stichwort: Open door policy in China) interpretiert werden, angereichert durch gegenseitige Aufladungen "rassistischer" Ideologien bzw. Feindbilder (Stichwort: Yellow Peril) (vgl. z.B. U. Mehnert: Yellow Peril. in: J. Dülffer u.a. Vermiedene Kriege, S. 579 ff)
1. Die konkrete Entscheidung für Japan in den Krieg zu ziehen, also die "kurzen Wege" - im Gegensatz zu den obigen "langen Wegen" - orientierte sich an der harten US-Haltung (vgl. z.B. C. Hull: The Memoirs of Cordell Hull, Vol I, S. 888 ff und Vol. II 919ff) und kann unter japanischen Gesichtspunkten als "Selbstverteidigung" gesehen werden. Dieses vor allem da Japan abhängig war von US-Rohstoffimporten und das US-Embargo Japan als pazifische Großmacht in die Bedeutungslosigkeit beförderte, da die Flotte nicht mehr handlungsfähig gewesen wäre (vgl. beispielsweise die Tabellen zur Entwicklung der Rohstofflage in 1941 in: M. Barnhart: Japan prepares for total war, S. 237 ff)
2. Vor diesem Hintergrund blieb das "Schema" für die japanischen Kriegsziele ähnlich, dennoch würde ich mit Irye auf die Veränderung der hegemonialen Planungen hinweisen.
Ein Jahr nach Pearl wurde auf einer Konferenz am 10. Dezember 1942 in Anwesenheit von Hirohito durch Premierminister Tojo festgehalten, dass die Mittel, die Japan zur Verfügung hat, den Zielen nicht entsprechen.
Und vor diesem Hintergrund verschiebt sich die strategische Ausrichtung von der direkten militärischen Kontrolle von Territorien hin zu einer kooperativen informellen Hegemonie durch Japan.
Man will und muss weiterhin rohstoffreiche Gebiete kontrollieren, allerdings spielt man zusätzlich die antikoloniale Karte gegen die Europäer und versucht so, die Belastungen der repressiven militärischen Besetzung zu reduzieren und damit die Förderung und die logistische Behandlung von Rohstoffen zu erleichtern.
https://books.google.de/books?id=FmZ6zRR9X5sC&printsec=frontcover&dq=power+and+culture&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjJ9On9taHLAhVFDQ4KHYAQCZQQ6AEIQzAF#v=onepage&q=power%20and%20culture&f=false
3. Damit verbunden ist eine Machtverschiebung in Japan, die dem Militär deutlich macht, dass sie zunehmend für ihre militärischen Ziele auf die Kooperation mit zivilen Stellen angewiesen sind.
4. Abschließend ist jedoch auch anzumerken, dass es auch innerhalb der japanischen Marine Formen der "Hybris" gab, die sich in der Sicht der "invincible fleet" ausdrückten und dazu führten, dass kritische Stimme innerhalb der Marine unterdrückt wurden. Die Konsequenz war eine unrealistische Vorstellung in 1941 vom "zukünftigen Krieg" und eine gravierende Fehleinschätzung der Bedeutung der Logistik von Rohstoffen und ihrem Schutz (vgl. zur Kritik beispielsweise die Beiträge japanischer Autoren in Pacific war papers)
https://books.google.de/books?id=ar15RbkQ9jAC&printsec=frontcover&dq=the+pacific+war+papers&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=the%20pacific%20war%20papers&f=false