Diese Woche habe ich einen sehr interessanten Vortrag über das im Dezember 2010 in Blockbergung gerettete frühkeltische Grab von Bettelbühl gehört. Referent war Prof. Dirk Krausse vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg.
Heuneburg 80 Tonnen Keltengrab
Auch nach zwei Jahren Arbeit in einer Lagerhalle hat man noch nicht den Boden der Grabkammer erreicht. Dendrochronologische Ergebnisse geben bisher das Datum eines Holzes aus der Grabkammer mit 594 vuZ an. Da jedoch dieses Holz für den Verbau in der Grabkammer bearbeitet wurde, dürften rund 20 Jahre "abgeschält" worden sein. Das Grab stammt demnach wohl aus der Zeit um 575 vuZ. In der Grabkammer war eine reich geschmückte Frau von 30 Jahren oder älter bestattet. Dann befand sich eine weitere vermutlich weibliche Person von ca. 20 Jahren in der Grabkammer, welche jedoch lediglich mit bronzenen Armringe geschmückt war. Hier könnte man eine Totenfolge vermuten.
Aktuell wird noch ein längliches dreieckiges Bronzeblech mit reichen Verzierungen freigelegt. Prof. Krausse vermutet, dass es sich dabei um den Kopfschutz eines Pferdes handeln könnte. Solche Stücke sind aus der fraglichen Zeit im punischen Fundzusammenhang auf Sizilien gefunden worden. Die bisher frei gelegten Grabbeigaben - insbesondere der Goldschmuck - sind außergewöhnlich hochwertig. Nadelköpfe sowie ein Ohrring der begrabenen Fürstin weisen interessante Parallelen zu Funden auf Sizilien auf. Wobei die dort gefundenen punischen Stücke in einem ähnlichen Design, jedoch in abweichender Fertigungstechnik hergestellt sind. Demnach kann man am ehesten von einem äußerst hochwertigen Kopieren durch einheimische Kunsthandwerker ausgehen.
Der Grabhügel selbst liegt 2,5 km südöstlich der Heuneburg. Die Fürstin war in süd-nördlicher Ausrichtung bestattet, dass diese mit ihrem in Süden befindlichen Kopf auf die Heuneburg "geblickt hätte". Von der Zeitstellung dürfte hier - meines Erachtens - aus der Erbauerfamilie der mediterran gestalteten Heuneburg die 1. oder 2. Generation fassbar werden. Als Nachbestattung im Grabhügel hat man Grabreste eines vermutlich dreijähriges Mädchens gefunden, deren Schmuckbeigaben wohl aus der selben Werkstatt stammten wie der Schmuck der Fürstin.
Was ich jedoch an dem Vortrag am spannendsten fand, war eine Randbemerkung in der Einleitung. Die Heuneburg mit ihren luftgetrockneten Lehmziegel weist sowohl in der Konstruktion als auch in der Herstellung am ehesten Ähnlichkeiten mit punischen Burgen auf Sizilien und Süditalien auf. Selbst für Mittel- und Norditalien, für Frankreich wie auch den Balkan gibt es keinen mit der Heuneburg vergleichbaren Befund. Vor Jahren hat man bei Ausgrabungen auf der Heuneburg vermutet, dass vielleicht ein hochrangiger Söldner in griechischen Diensten nach seiner Heimkehr die Heuneburg mit mediterranem "Know-how" hat errichten lassen. Sollte sich jedoch beim Grab von Bettelbühl eher ein Bezug auf punische Vorbilder festigen, dann könnte man meines Erachtens die Deutung eher auf einen Söldner in punischen Diensten ändern.