Kreisgrabenanlagen

Die Kreisgrabenanlagen fallen in die Zeit nach der Bandkeramik, der man wiederum den Übergang zur Landwirtschaft in Europa zuordnet
Das ist leider so nicht ganz richtig, die ersten Anlagen dieser Art fallen in die Endphase der Bandkeramischen Kultur.

Guckste da:
Dieter Kaufmann, Zur Funktion linienbandkeramischer Erdwerke. In: K. Schmotz (Hrsg.), Vorträge des 15. Niederbayerischen Archäologentages. Deggendorf, 1997, S. 41-87

Außerdem sind die Bandkeramiker die ersten Ackerbauern in der heutigen BRD. Die Zeit nach der Bandkeramik wird als Mittelneolithikum bezeichnet und ist durch eine Vielzahl von regional Gruppen gekennzeichnet.
Das Mittelneol. ist freilich die "Blütezeit" der Erdwerke.


 
Zuletzt bearbeitet:
Die Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" behandelte vor ein drei Jahren das Thema mal ganz ausführlich in einem Heft.Leider habe ich das sorgsam aufbewahrte Heft irgendwie verräumt, aber vielleicht hat es ja noch jemand von Euch im Fundus.

Darin wurden wohl Kreisgrabenanlagen diverser Gegenden untersucht und tatsächlich überall eine astronomische Ausrichtung festgestellt.Offenbar konnte dort durch die Anordnung der Öffnungen in der Wälle der Auf- bzw. Untergangspunkt der Sonne zum Zeitpunkt der Sommer- und Wintersonnenwende und der Tag-und Nachtgleiche bestimmt werden.
In unterschiedlichsten bäuerlichen Kulturen gab es z.T. ähnliche astronomisch ausgerichtete Kalenderbauten für die Bestimmung der gleichen Termine,(z.B. die Mounds im Mississippital, die Sonnenobservatorien der Inka und Maya,etc.) so daß man davon ausgehen muß, daß hiermit wohl tatsächlich die Saat-und Erntetermine rituell festgelegt wurden. Rituelle Festlegung ist dabei nicht mit dem tatsächlichen Beginn der Arbeiten gleichzusetzen.Der hing von individuellen Erfahrungskomponenten der Bauern ab, nur vor dem riituellen Termin sollte nicht gesäht bzw. geerntet werden, da das Risiko des Ernteverlustes sonst zu groß war. Was ähnliches gibt es heute noch bei den Weinleseterminen.Es darf später gelesen werden ,aber nicht früher
 
@rena8
Welche Kreisgrabenanlage meinst du denn, die neuerlich untersucht wurde?

Keine bestimmte, es geht mir um alle und vor allem, um die Idee dahinter.
Um gentechnische Untersuchungen machen zu können, braucht man jedoch Gräber. Und richtige Gräberfelder findet man in den Anlagen selbst wohl nicht. Es waren keine Begräbnisorte, man hat nur an 2 Stellen Skelettreste in der Anlage gefunden, eine kopfüber begrabene Frau und ein Paar, wahrscheinlich aus der Spätzeit der jeweiligen Anlagen.

Das ist leider so nicht ganz richtig, die ersten Anlagen dieser Art fallen in die Endphase der Bandkeramischen Kultur.

Guckste da:
Dieter Kaufmann, Zur Funktion linienbandkeramischer Erdwerke. In: K. Schmotz (Hrsg.), Vorträge des 15. Niederbayerischen Archäologentages. Deggendorf, 1997, S. 41-87

Außerdem sind die Bandkeramiker die ersten Ackerbauern in der heutigen BRD. Die Zeit nach der Bandkeramik wird als Mittelneolithikum bezeichnet und ist durch eine Vielzahl von regional Gruppen gekennzeichnet.
Das Mittelneol. ist freilich die "Blütezeit" der Erdwerke.
Das verwirrt mich ja eben. Bei Goseck untersucht man eine bandkeramische Siedlung in der Nähe und bei Goseck wird die Präzision der Ausrichtung der Tore betont. Andererseits scheint sich die Mode der Anlagen die Donau und Elbe hinauf ausgebreitet zu haben. Es sind auch nicht alle Anlagen so genau ausgerichtet, so dass die Kalenderfunktion von einigen bezweifelt wird.


Ich konnte leider nur ein Stück der Doku sehen, aber es ging um Goseck und Ausgrabungen in der nahe gelegenen Bandkeramiker-Siedlung.
Im österreichischen Weinviertel z.B. Die Kreisgrabenanlagen der mittleren Jungsteinzeit wurde bemalte Lengyelkeramik gefunden, in anderen Gebieten scheint sich eine Zuordnung zu verschiedenen mittelneolithischen Kulturen zu ergeben. Das spräche mE eher für die Übernahme der Idee. So wie man in ganz Europa ab dem 11.Jhdt. plötzlich überall gotische Kathedralen baut.

Die Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" behandelte vor ein drei Jahren das Thema mal ganz ausführlich in einem Heft.Leider habe ich das sorgsam aufbewahrte Heft irgendwie verräumt, aber vielleicht hat es ja noch jemand von Euch im Fundus.

Darin wurden wohl Kreisgrabenanlagen diverser Gegenden untersucht und tatsächlich überall eine astronomische Ausrichtung festgestellt.

Diese präzise Ausrichtung kann man nicht überall feststellen, meine ich gelesen zu haben und das wurde in der Doku auch so gesagt.
Außerdem wurde über ein Aussterben der (Bandkeramiker) ? wegen dieses Milchverträglichkeitsgens spekuliert und das würde ich gern noch seriös nachlesen. Auch ob sich das Erbgut der Kreisanlagenbauer denn zu größeren Teilen erhalten hat, würde ich gern erfahren.
Die Kultur der Bandkeramik war relativ einheitlich in ganz Europa, bei den daran anschließenden ergeben sich viele lokale Besonderheiten bei der Keramik. In diese Zeit fällt die Blütezeit der Kreisgrabenanlagen, deren Ausführung von unterschiedlicher Qualität und Größe ist.
Die Gräben wurden über eine längere Zeit (250 Jahre?) gepflegt und immer wieder entschlammt. Dann wurden sie plötzlich aufgegeben, teilweise sogar verfüllt.
 
Tja die relativ plötzliche flächendeckende Ausbreitung der Anlagen und der ebenso plötzliche Verfall ist allerdings eines der Rätsel,die mich bei dem Thema auch umtreiben.

Ich tippe nach wie vor auf ein astronomisches Phänomen, das in der fraglichen Zeitspanne den mitteleuropäischen Raum betroffen hat,habe aber bislang diesbezüglich nichts brauchbares gefunden.
 
Ich tippe nach wie vor auf ein astronomisches Phänomen, das in der fraglichen Zeitspanne den mitteleuropäischen Raum betroffen hat,habe aber bislang diesbezüglich nichts brauchbares gefunden.
Um einen Tip abzugeben, weiß ich noch zu wenig von dem alltäglichen Leben dieser Kulturen. Ich suche eigentlich immer nach einer praktischen Erklärung, weil ich meine, dass Mythologiesierung erst später erfolgt, wenn der praktische Grund schon fast obsolet ist.
Nur irritiert mich, dass ich bei den Kreisgrabenanlagen keinen großen Unterschied zwischen der Kultur davor, während und danach erkennen kann. Das waren doch alles Bauernkulturen, mit nur ganz allmählich zunehmender Spezialisierung.
Leider kenne ich mich mit Rinderzucht nicht aus, auch die Bandkeramiker und die Leute der Hoguette-Kultur hielten doch schon Rinder, oder?
Nun ist das Rind oder der Bulle das größte und gefährlichste der Haustiere.
Vielleicht wurden vorher nur halbwilde Rinder als Fleischreserve genutzt.
Und irgendwann kam dann die Idee wirklich zu züchten, d.h. den richtigen Bullen mit den besten Kühen zusammenzubringen.
Vielleicht meinte man, dazu einen großen Pferch zu brauchen und ein bißchen Zauber mit Zuchtverbot nachdem die Sonne an der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche durch das Tor verschwunden war, könnte doch auch passen, damit die Kühe im Frühling und Sommer kalbten. Und da die Tragzeit bei Menschen und Kühen gleich ist, konnte man da einiges Fruchtbarkeitsförderndes ableiten.
Das ist natürlich alles Spinnerei, nur irgendwo muß die besondere Verehrung der Rinder doch herkommen. :autsch:

Achso und als man dann die Rinder richtig im Griff hatte, stellte man fest, dass Kühe und Bullen auch ohne arbeitsaufwändige Bauten zusammenzubringen waren.
 
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@rena8
Es gibt einen "neuen" Paolo-Film" zum Thema, ausgestrahlt bei terra-X. Darin werden Gen-Analysen von Prof. Burger (Uni Mainz) erwähnt, die er auch in Mainz hat auswerten lassen. [ Paolo-Film ] - Kathedralen der Steinzeit

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es dabei wirklich um Knochen aus Kreisgrabenanlagen ging. Er spricht davon, dass in der Jung- und Mittelsteinzeit die meisten "Europäer" Milch von Tieren nicht vertrugen. Gen-Analyse: Steinzeit-Europäer vertrugen keine Milch - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft

Nachtrag:
mehr dazu, auch wieder Bezug zu den Kreisgrabenanlagen DasErste.de - W wie Wissen - Das Milchtrink-Gen (29.03.2009)

Und es wurden von Burger auch Rinder analysiert http://www.rheinischer-merkur.de/index.php?id=37900&type=98
 
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zaphodB.
Ich tippe nach wie vor auf ein astronomisches Phänomen, das in der fraglichen Zeitspanne den mitteleuropäischen Raum betroffen hat,habe aber bislang diesbezüglich nichts brauchbares gefunden.

Warum eigentlich immer nur eine monokausale Erklärung.
Ist es nicht genauso denkbar, das die Anlagen verschiedenen "Aufgaben" hatten.
Ich konstruiere mal folgendes:
Die Anlagen dienten als Ort der Versammlung.
Die Versammlung könnten sowohl durch religiöse aber auch weltliche Dinge angestoßen werden.
Wobei sich die Frage stellt ob sich diese beiden Sphären in der Jungsteinzeit einfach so trennen lassen, ich vermute mal das beides möglich war.

Nur irritiert mich, dass ich bei den Kreisgrabenanlagen keinen großen Unterschied zwischen der Kultur davor, während und danach erkennen kann. Das waren doch alles Bauernkulturen, mit nur ganz allmählich zunehmender Spezialisierung.
Da denkst du viel zu einfach.
Die auf die Bandkeramik folgenden Gruppen, zeichnen sich eben durch eine starke Regionalisierung aus, z.B. während der Motivschatz der BK (Bandkeramik) relativ einheitlich ist, sind die Motive der verschiedenen darauffolgenden Gruppen durchaus verschieden zu einander, auch die Keramikformen sind z.T. unterschiedlich.

Vielleicht meinte man, dazu einen großen Pferch zu brauchen und ein bißchen Zauber mit Zuchtverbot nachdem die Sonne an der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche durch das Tor verschwunden war,

Die Theorie das die Erdwerke als Fluchtburgen bzw. Viehpferche dienten, wird so in der Archäologie eigentlich nicht mehr vertreten. Man tendiert dazu sie z.T. als Kalenderbauten, Versammlungsorte zu definieren. Wobei mir bisher keine Vergleichende Untersuchung der astronomischen Ausrichtung von z.B. der BK-Erdwerken untergekommen ist.
 
Bezüglich der Kreisgrabenanlagen als Umfriedung zur Viehzucht bin ich nicht wirklich überzeugt. Schaut man sich die Aufnahmen und Modelle an, ergeben sich ein Zentrum/Mittelplatz und 1, oder zwei Laufgänge mit mehreren Durchlässen.
Welchen pragmatischen und/oder wirtschaftlichen Sinn sollten diese haben? Um Stiere von Kühen zu trennen und in der Mitte wieder zusammenzuführen? Zumal sie einen Rappel kriegen, wenn sie ständig im Kreis laufen müssen :grübel:
Als Befriedung hätte es nur dann Sinn gemacht, wenn man Hütten, Häuser oder ähnliches darin gefunden hätte, als Gehöft, oder so ähnlich.
Ihr könnt mich gern auslachen, aber so erinnern sie mich an einfache Mandalas für Kleinkinder, oder eben an mythische Anlagen, um zu bestimmten Zeiten Sonne, Mond, Sterne im Mittelpunkt zu zentrieren, zumal wenn die zentrale Vertiefung tatsächlich so ausgeprägt ist. Das könnte sogar eine Opferstelle gewesen sein.
 
Bezüglich der Kreisgrabenanlagen als Umfriedung zur Viehzucht bin ich nicht wirklich überzeugt. Schaut man sich die Aufnahmen und Modelle an, ergeben sich ein Zentrum/Mittelplatz und 1, oder zwei Laufgänge mit mehreren Durchlässen.
Welchen pragmatischen und/oder wirtschaftlichen Sinn sollten diese haben? Um Stiere von Kühen zu trennen und in der Mitte wieder zusammenzuführen? Zumal sie einen Rappel kriegen, wenn sie ständig im Kreis laufen müssen :grübel:
Als Befriedung hätte es nur dann Sinn gemacht, wenn man Hütten, Häuser oder ähnliches darin gefunden hätte, als Gehöft, oder so ähnlich.
Ihr könnt mich gern auslachen, aber so erinnern sie mich an einfache Mandalas für Kleinkinder, oder eben an mythische Anlagen, um zu bestimmten Zeiten Sonne, Mond, Sterne im Mittelpunkt zu zentrieren, zumal wenn die zentrale Vertiefung tatsächlich so ausgeprägt ist. Das könnte sogar eine Opferstelle gewesen sein.

Die Deutung rein als Pferch ist mir auch etwas zu unbefriedigend.
Es gibt viele Erdwerke, die komplexer sind als einfache Kreisgrabenanlagen. Die bekannteste ist sicher die Schalkenburg bei Quenstedt, bestehend aus fünf konzentrischen Ringen. Die Schalkenburg hat drei Torgassen; andere haben noch mehr Tore. Hier werden Grundrisse verschiedener ähnlicher Erdwerke übereinander gelegt: idealtypisch gäbe es demnach sieben Tore:
http://sites.google.com/site/erdwerksforschung/_/rsrc/1256738894460/config/app/images/Idealtyp2.jpg
So viele Tore zu haben, scheint mir beim Vieh hüten etwas unpraktisch.
Es gibt auch Erdwerke (m.E.) anderen Typs, die sich deutlich von denen in Quenstedt und Goseck unterscheiden -z.B. das ebenfalls recht bekannte in Altheim mit einem eher eckigen Fünfeck in der Mitte und außen herum einem viertorigen Grabensystem.

Meine persönliche Meinung: diese Erdwerke waren multifunktional; sie mögen für den Kultus gedient haben, aber auch allgemein für Versammlungen der Dorfgemeinschaft. Wer solche Bauwerke schuf, hatte bestimmt auch noch etliches mehr gemeinsam zu regeln - und die direkte Nähe der Erdwerke zu Siedlungen ist häufig belegt.
Ich möchte auch den Verteidigungsaspekt nicht völlig außer Acht lassen. Zwar werden solche Deutungen eher skeptisch gesehen und außer heutiger Hinsicht sind die Bauwerke für solche Zwecke eher unpraktisch. Allerdings stehen wir hier am Anfang nordeuropäischer Architektur überhaupt. Wäre denn zu erwarten, dass die ersten Anlagen schon so ausgeklügelt waren, wie spätere Festungen?
 
Gegen ein Verteidigungswerk spricht zum einen,daß die Zugänge wohl nicht befestigt waren,und zum anderen,daß keine Hütten oder Siedlungsspuren wie Pfostenlöcher von Behelfsbehausungen innerhalb der Anlagen gefunden wurden.
Und für eine Rinderzuchtanlage waren die Anlagen zu aufwendig, die erinnern eher wie eine Stierkampfarena ausgesehen haben,nur ohne Zuschauerränge .Außerdem fehlt dazu was wichtiges,nämlich Relikte von Kuhfladen .

Eine multifunktionale Nutzung als Kalenderbau und Versammlungsort sehe ich auch, möglicherweise eine Art Kombination aus Sonnen-Observatorium und Vorläufer der germanischen Tingstätten.

Was mich jedoch als Auslöser des Kreisgrabenbaus an ein astronomisches Ereignis denken lässt ist die Kombination aus astronomisch-kalendarischer Ausrichtung und plötzliches ,fast punktuelles Einsetzen des "Kreisgrabenkultes" wie dessen ebenso plötzliches Erlöschen .Schließlich waren das damals technologische Großprojekte, die nur mit einem entsprechenden Einsatz an "manpower" zu stemmen waren und um solche Menschenmengen zu bewegen bedarf es entweder einer starken Zentralgewalt (wie z..in Ägypten ) oder aber eines so einschneidenden Ereignisses,daß daraus überregional in einem relativ großen Gebiet ein Kult entsteht .Und da bietet sich aus meiner sicht eigentlich nur ein außergewöhnliches kosmisches Ereignis , also sowas wie ein Komet oder eine besonders helle Supernova , an.
 
@rena8
Es gibt einen "neuen" Paolo-Film" zum Thema, ausgestrahlt bei terra-X. Darin werden Gen-Analysen von Prof. Burger (Uni Mainz) erwähnt, die er auch in Mainz hat auswerten lassen. [ Paolo-Film ] - Kathedralen der Steinzeit

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es dabei wirklich um Knochen aus Kreisgrabenanlagen ging. Er spricht davon, dass in der Jung- und Mittelsteinzeit die meisten "Europäer" Milch von Tieren nicht vertrugen. Gen-Analyse: Steinzeit-Europäer vertrugen keine Milch - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft

Nachtrag:
mehr dazu, auch wieder Bezug zu den Kreisgrabenanlagen DasErste.de - W wie Wissen - Das Milchtrink-Gen (29.03.2009)

Und es wurden von Burger auch Rinder analysiert ::merkur.de (Rheinischer Merkur): 2009_43.Historische Ochse::

Sehr schön, Caro, das ist der Film vom 3-Sat-Thementag. So konnte ich das Ende noch mal anschauen, auch im Zusammenhang mit deinen anderen Links.
Für mich klingt das nun eher nach docuhafter Zusammenfassung von verschiedenen Ansätzen.
Einerseits gibt es gentechnische Untersuchungen an ca. 20 bandkeramischen Skeletten, bei denen man dieses Milchverträglichkeitsgen nicht fand. Da man es bei der heutigen europäischen Bevölkerung aber überwiegend findet, sucht man weiter bei nachbandkeramischen Skeletten.
Das ganze muß gar nichts mit den Kreisgrabenbauern zu tun haben.
Bei diesem Milchgen bin ich ohnehin skeptisch, darüber haben wir in einem anderen Thread bereits diskutiert.
Ich hatte auf eine spezielle genetische Untersuchung der Anlagenbauer gehofft, das hatte ich beim ersten Ansehen jedoch falsch verstanden.

Warum eigentlich immer nur eine monokausale Erklärung.
Ist es nicht genauso denkbar, das die Anlagen verschiedenen "Aufgaben" hatten.
Ich konstruiere mal folgendes:
Die Anlagen dienten als Ort der Versammlung.
Die Versammlung könnten sowohl durch religiöse aber auch weltliche Dinge angestoßen werden.
Wobei sich die Frage stellt ob sich diese beiden Sphären in der Jungsteinzeit einfach so trennen lassen, ich vermute mal das beides möglich war.

Gegen multikausal läßt sich schlecht argumentieren. Mein einziger Einwand dagegen ist das plötzliche Auftauchen und Verschwinden.
Es gab ja keine Vorbilder, wie kommt man darauf, plötzlich einen von Gräben, Wällen und manchmal sogar von Palisaden umgebenen, nicht überdachten Mehrzweckplatz zu bauen?


Da denkst du viel zu einfach.
Die auf die Bandkeramik folgenden Gruppen, zeichnen sich eben durch eine starke Regionalisierung aus, z.B. während der Motivschatz der BK (Bandkeramik) relativ einheitlich ist, sind die Motive der verschiedenen darauffolgenden Gruppen durchaus verschieden zu einander, auch die Keramikformen sind z.T. unterschiedlich.

Nun ja, veränderte Keramikmuster und -formen sehe ich nicht als einen umwälzenden Bruch im täglichen Leben der Menschen, sondern als regional verschiedene Weiterentwicklung einer übernommenen Idee.

Bezüglich der Kreisgrabenanlagen als Umfriedung zur Viehzucht bin ich nicht wirklich überzeugt. Schaut man sich die Aufnahmen und Modelle an, ergeben sich ein Zentrum/Mittelplatz und 1, oder zwei Laufgänge mit mehreren Durchlässen.
Welchen pragmatischen und/oder wirtschaftlichen Sinn sollten diese haben? Um Stiere von Kühen zu trennen und in der Mitte wieder zusammenzuführen? Zumal sie einen Rappel kriegen, wenn sie ständig im Kreis laufen müssen

Richtig überzeugt bin ich von der Pferchnutzung auch nicht. Ich hatte da so spanische Stierhatzbilder oder Rodeos vor Augen.
Als Befriedung hätte es nur dann Sinn gemacht, wenn man Hütten, Häuser oder ähnliches darin gefunden hätte, als Gehöft, oder so ähnlich.

Eine Schutzumfriedung hätte ich auch um die Dörfer errrichtet und nicht abseits der Häuser, zumal die Siedlungen nicht sehr groß waren. Im Weinviertel soll in der Hochzeit der Anlagen fast jede Siedlung eine solche errichtet haben.

Es gibt viele Erdwerke, die komplexer sind als einfache Kreisgrabenanlagen. Die bekannteste ist sicher die Schalkenburg bei Quenstedt, bestehend aus fünf konzentrischen Ringen. Die Schalkenburg hat drei Torgassen; andere haben noch mehr Tore. Hier werden Grundrisse verschiedener ähnlicher Erdwerke übereinander gelegt: idealtypisch gäbe es demnach sieben Tore:
http://sites.google.com/site/erdwerksforschung/_/rsrc/1256738894460/config/app/images/Idealtyp2.jpg
So viele Tore zu haben, scheint mir beim Vieh hüten etwas unpraktisch.
Es gibt auch Erdwerke (m.E.) anderen Typs, die sich deutlich von denen in Quenstedt und Goseck unterscheiden -z.B. das ebenfalls recht bekannte in Altheim mit einem eher eckigen Fünfeck in der Mitte und außen herum einem viertorigen Grabensystem.

Die Formen sind bemerkenswert, ungleich elliptisch, wie kommt man auf sowas? Rechteckig fände ich logisch oder rund oder sollten die rund werden und man hat es nicht genau hingekriegt?

Und für eine Rinderzuchtanlage waren die Anlagen zu aufwendig, die erinnern eher wie eine Stierkampfarena ausgesehen haben,nur ohne Zuschauerränge .Außerdem fehlt dazu was wichtiges,nämlich Relikte von Kuhfladen.

Ach, Stierkampfarena kannst du dir also ernsthaft vorstellen?
Das ist doch schon mal was, schließlich lief das streng kalendarisch ab, ausgerichtet nach den Tag- und Nachtgleichen und meinetwegen auch nach Sirius und Plejaden. Und Kuhfladen kann man natürlich nicht mehr nachweisen, die wurden getrocknet und entweder verheizt oder als Dünger genutzt. :winke:


Was mich jedoch als Auslöser des Kreisgrabenbaus an ein astronomisches Ereignis denken lässt ist die Kombination aus astronomisch-kalendarischer Ausrichtung und plötzliches ,fast punktuelles Einsetzen des "Kreisgrabenkultes" wie dessen ebenso plötzliches Erlöschen .Schließlich waren das damals technologische Großprojekte, die nur mit einem entsprechenden Einsatz an "manpower" zu stemmen waren und um solche Menschenmengen zu bewegen bedarf es entweder einer starken Zentralgewalt (wie z..in Ägypten ) oder aber eines so einschneidenden Ereignisses,daß daraus überregional in einem relativ großen Gebiet ein Kult entsteht .Und da bietet sich aus meiner sicht eigentlich nur ein außergewöhnliches kosmisches Ereignis , also sowas wie ein Komet oder eine besonders helle Supernova , an.

Ein einschneidendes Ereignis suche ich ja auch, ich hatte schon an stark verregnete Jahre gedacht aber Entwässerungsgräben legt man nicht in so komischen Ellipsen an, außerdem liegen die Anlagen manchmal erhöht.
Trotzdem stelle ich mir vor, dass sie mit den Gräben und Wällen angefangen haben, die Palisaden wurden auch nicht überall eingebaut und Holz hatten sie ja genug.
 
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Die Formen sind bemerkenswert, ungleich elliptisch, wie kommt man auf sowas? Rechteckig fände ich logisch oder rund oder sollten die rund werden und man hat es nicht genau hingekriegt?
Könnte was mit dem Schattenlauf im Lauf des Tages zu tun haben. Der bildet keinen Halbkreis sondern eine halbe Elypse
 
Könnte was mit dem Schattenlauf im Lauf des Tages zu tun haben. Der bildet keinen Halbkreis sondern eine halbe Elypse

Mmh, ich kann mir heute abend nicht mehr vorstellen, wie die das praktisch gemacht haben.
Die mussten vor dem Gräbenbuddeln doch erst den Entwurf im Gelände markieren. Ich denke da immer an Pflock und Schnur oder gibt es andere Möglichkeiten mit Schattenwurf?
 
eine lange Stange und die Sonne und einen ,der jede viertel Stunde das Ende des Schattens markiert. Dann wird es ne halbe Elypse.
Mit Pflock und Schnur wird es ein Halbkreis.
 
Gegen ein Verteidigungswerk spricht zum einen,daß die Zugänge wohl nicht befestigt waren,und zum anderen,daß keine Hütten oder Siedlungsspuren wie Pfostenlöcher von Behelfsbehausungen innerhalb der Anlagen gefunden wurden.

Das meine ich ja: wäre dann am Anfang des Bauwesens schon zu rechnen gewesen mit Türmen, aufwändigen Toranlagen etc.? Umgekehrt darf man ja auch nicht davon ausgehen, dass die Bewohner es mit großen Armeen zu tun gehabt hätten. Einige Erdwerke, wie das bereits erwähnte von Altheim, wurden in der Forschung durchaus als Befestigungsanlagen gedeutet. Gebücke, wie sie im Mittelalter um Dörfer gezogen wurden, waren von der Art der Befestigung teils noch primitiver.

Das Fehlen der Behelfsbauten finde ich nicht außergewöhnlich. Die Erdwerke lagen teilweise extrem nahe an den zugehörigen Siedlungen, etwa bei den sehr gut dokumentierten Fundplätzen im Merzbachtal/Rheinland.

Ich halte die Anlagen zwar auch für multifunktional, aber den Verteidigungsaspekt würde ich - wie gesagt - nicht völlig ausschließen.
 
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eine lange Stange und die Sonne und einen ,der jede viertel Stunde das Ende des Schattens markiert. Dann wird es ne halbe Elypse.
Mit Pflock und Schnur wird es ein Halbkreis.
Nicht ganz. Im Garten- und Erdbau werden Ellipsen schon lange mit einer Schnur und drei Pflöcken angelegt.
Wie man zu ovalen Blumenbeeten kommt, weiß jeder Gärtner.
Zwei Pflocken in den Boden geschlagen, eine lange Schnur darum, die Enden miteinander verknotet und mit einem dritten Pflock kratzt man in die geharkte Erde den Umriss einer Ellipse. So macht man das im Garten.
Genauso wie Kreise und Rechtecke hätte (hat?) man also auch Ellipsen ziehen können ...

Mal ne andere Frage: Vielleicht hatte die Form etwas mit ihrem Weltbild und dem Sonnensystem, wie sie es sahen, zu tun? :grübel:
 
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Hier ein weiterer Hinweis darauf, dass die Anlage nicht als Pferch gedient haben kann: 20 kräftige und geübte Männer hätten es mit dem zur Verfügung stehenden Werkzeug in etwa einem halben Jahr ausschliesslicher Bauarbeit geschafft, die Kreisanlagen zu erbauen.
Frage: Was machte man derweil mit dem Vieh?
Das Geheimnis der Kreisgräben

Interessant ist für mich auch die Frage, ob von Innen nach Aussen, oder von Aussen nach Innen "gebaut" wurde (wie Gebekli).

Manche der Kreisgrabenanlagen liegen übrigens tatsächlich innerhalb einer befestigten Siedlung, wie die von Kothingeichendorf (Niederbayern), das wohl 1919 erstmalig entdeckt wurde. http://www.geschichtsverein-deggendorf.de/docs/gbl_02/gbl_02_70_77_grabenrondell_ramsdorf.pdf

Auffällig ist zudem ihre Anhäufung in bestimmten Gebieten/Regionen.
 
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Nicht ganz. Im Garten- und Erdbau werden Ellipsen schon lange mit einer Schnur und drei Pflöcken angelegt.
Wie man zu ovalen Blumenbeeten kommt, weiß jeder Gärtner.
Zwei Pflocken in den Boden geschlagen, eine lange Schnur darum, die Enden miteinander verknotet und mit einem dritten Pflock kratzt man in die geharkte Erde den Umriss einer Ellipse. So macht man das im Garten.

Also ich habe viele Jahre Tiefbau hinter mir, aber diese Art habe ich nun noch nicht gesehen. Entweder bin ich "..." im Kopf, aber mit zwei Pflöcken und einem Strick bekomme ich maximal eine gerade Linie?:nono:
Alles andere wird krumm wie ein Kuhschwanz.

Elipsenformen werden zum Beispiel in historischen Segelschiffbau für die Form der Spanten benötigt. Um hier genaue Formen zu erhalten, die auch immer gleichbleibend sein mussten, wurde immer mit verschiedenen Kreisbögen auf entsprechenden Geraden aus Dreicken angelegt.

Aber eine Elpisenform besteht immer als Grundelement aus einem Kreisbogen und den Schnittpunkten einer Geraden, oder?:grübel:
 
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