Er war aber auch kein Märchenerzähler. Zwar gab er gerne Gerüchte wieder, machte diese aber als solche kenntlich.
Ich bin kein Tacitus-Experte, bin aber allgemein allen antiken Autoren gegenüber sehr kritisch, was solche Dinge, v.a. die Natur
ihrer Quellen angeht. Tacitus Geschichten über Kriege in Germanien bspw sind bestimmt nicht aus erster Hand. Mit dieser Vorsicht bin ich übrigens nicht alleine:
Tacitus ? Wikipedia
Abgesehen davon, dass Tacitus nicht unbedingt unseren Begriff von "Coolness" hatte:
Sabotage- und Meuchelangriffe gab es in der Antike auch andernorts. Ich verweise z. B. auf die Sikarier, die sich in Zivilkleidung mit verborgenen Dolchen an ihre Opfer heranschlichen und dann plötzlich zustachen.
Also auf manche Sachen, die auch heute noch der oben erwähnten Wochenzeitschrift eine nicht unerhebliche Auflage sichern, standen auch und gerade die antiken Römer in geradezu exorbitantem Maße: Tapferkeit & Heldenmut im Angesicht des Todes bspw sind einfach jahrtausende alte Longseller.
Hier geht es um den genauen Gegensatz davon; evtl war "cool" wirklich die falsche Begriffswahl, aber der Schrecken & die Faszination, den "hinterhältige" Angriffe heraufbeschwören, ist mE ebenso zeitlos wie das Heldentum.
Dabei sind solche Guerilla-Methoden natürlich effektiv, es gab derartige Phänomene mE immer und in jedem bewaffneten Konflikt. Diese Effektivität beruht allerdings ganz erheblich auf einem psychologischen Effekt: Der Fucht, den solche Überfallaktionen beim Gegner hervorrufen. Tacitus Textstelle ist mE wenn überhaupt als Hinweis darauf zu werten, dass Guerilla-Kriegsführung durchaus zum Konzept irgendwelcher Germanstämme gehörte*. Das ist allerdings wenig erstaunlich, ist doch die Niederlage des Varus mit der Bezeichnung "Hinterhalt" am besten charakterisiert...
* Interessant könnte hier sein, dass bzw ob sich manche Stämme hier besonders auszeichneten, insbesonders im Zusammenhang mit El Quijotes Hinweis, der darauf schließen lässt, es könnten speziell die Krieger dieses Stammes gemeint sein. Allerdings sind wir hier ohne andere Quellen mE auf einer Stufe mit Karl May (
): Die Apachen sind ganz tolle Krieger; die Behauptung ist bspw mit dem Hinweis auf den Widerstand des realen Häutplings Geronimo auch nicht völlig abwegig... aber sie bezieht sich halt konkret auf Häutpling Winnetou...
Außerdem sagt Tacitus doch gar nicht, dass die Harier nächtliche Sabotage- oder Meuchelangriffe durchführten, sondern nur, dass sie sich schwarz bemalten und bevorzugt nachts kämpften.
Nächtliche Angriffe waren die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte Guerilla-Aktionen, also Sabotage und Angriffe aus dem Hinterhalt, oder Vabanquespiele, die fast immer schief liefen.
Wenn es für Tacitus Anmerkung eine reale Grundlage gibt (s.o.), dann mE erstere.