Was in dieser Liste der Kriegsgräuel des Ersten Weltkriegs fehlt:
https://de.wikipedia.org/wiki/U-Boot-Falle
Auch auf die Gefahr hin, dass mir vorgehalten wird, eine parteiische Wahrnehmung bei alliierten und deutschen Kriegsverbrechen zu haben, die U-Boot-Fallen würde ich noch unter " Kriegslisten und dirty tricks und rücksichtslose Kriegsführung" einordnen.
Als ich mich, als noch ganz junger Mensch, etwas intensiver mit der Seekriegsführung im 1. Weltkrieg beschäftigte, hat mich, ehrlich gesagt, immer ein wenig überrascht, wie sehr die Öffentlichkeit im Weltkrieg so furchtbar bemacht hat wegen U-Booten. "Eine heimtückische Waffe?" Ja klar! Aber doch sehr wirkungsvoll- und in der Anwendung sehe ich auch nicht so recht, warum es zynischer sein soll, Zivilisten ersaufen zu lassen, als Zivilisten zu blockieren und sie verhungern zu lassen.
Im Zeitalter der Atomwaffen und des nuklearen Overkills konnte ich nie so recht die Empörung über Zeppeline und U-Boote nachvollziehen.
Was ich aber nachvollziehen konnte, das war der Pragmatismus, mit der man "dreckige Waffen" entwickelte und natürlich auch nicht zurückschreckte, sie einzusetzen. Ein deutscher Offizier hatte 1915 noch Unbehagen, Gegner zu vergiften, und er schrieb: "Die Welt wird sich zuerst über uns mokieren, und dann wird man uns kopieren". Genauso geschah es auch.
Was ich bei den Deutschen nie so recht nachvollziehen konnte, das war die Empörung, darüber, dass Briten und Franzosen Kolonialtruppen ins Feld führten, dass sie eine Seeblockade einrichteten- und wenn ich die Empörung darüber las, musste ich bei mir immer denken: "Seeblockade wäre doch das erste Mittel gewesen, zu dem ihr gegriffen hättet, wenn ihr die Möglichkeit dazu gehabt hättet.
So wie die Technikentwicklung nun einmal ist, gab es im 1. Weltkrieg und lange auch im 2. keine "Unterseeboote", sondern Tauchboote. Es gab anfangs noch kaum Geleitschutz, kaum Seeaufklärung.
Ein U-Boot ist wenn es getaucht fährt sehr langsam und angreifbar, und auch an der Wasseroberfläche ist das U-Boot sehr verwundbar. Das kleinste Kriegsschiff kann ein U-Boot mit einem einzigen Volltreffer vernichten, der popeligste Heringsdampfer kann ein U-Boot in den Grund bohren.
U-Bootkrieg ließ sich im Grunde gar nicht sinnvoll nach Prisenordnung führen. Wenn ein U-Boot erst auftauchen und gegnerische Schiffe anhalten und durchsuchen soll, dann liegt das U-Boot in dieser Zeit wie eine "sitting duck" auf dem Präsentierteller.
Ein U-Boot-Kommandant setzt, wenn er den Seekrieg nach Prisenordnung führt, seine Besatzung einer großen Gefahr aus, wenn der Gegner U-Bootfallen einsetzt. Da ist es zweckmäßiger, auf Schiffe zu schießen, dass sie einem nichts tun können. Es ist zweckmäßiger, erst zu schießen, dann zu fragen, und wenn es ein Neutraler war, dann entschuldigt man sich eben.
Im U-Bootkrieg kommt im Grunde alles darauf an, U-Boote unter Wasser zu drücken. Wird ein U-Boot gezwungen, "Ente zu bauen", kann man es mit Wabos eindecken, und das Geleit kann ablaufen.
So wie die Technik nun einmal war, so wie sich der Seekrieg nun einmal entwickelte, war es äußerst riskant und zeitaufwändig, wollte man Seekrieg nach Prisenrecht führen, und es war fast zwangsläufig, dass man auf alliierter Seite versuchte, die Schwächen der frühen U-Boote auszunutzen.
Ein U-Boot-Kommandant, der streng nach Prisenrecht vorging, musste sich selbst und die Besatzung in große Gefahr bringen. Im Grunde war das eigentlich gar nicht möglich, und wenn das regelkonform laufen sollte, konnte man U-Bootkrieg auch ganz vergessen.
Die Seeblockade setzte Deutschland enorm unter Druck, große Teile der Bevölkerung waren unterernährt, und an Unterernährung (und der Spanischen Grippe) sind zahlreiche Zivilisten gestorben. Der U-Bootkrieg schien zumindest ein Mittel dagegen, und dass die Deutschen darauf zurückgriffen, erscheint zumindest nachvollziehbar.
Auch die Briten setzten munter "dirty tricks" ein, beziehungsweise sich über die Rechte der Neutralen hinweg. Die Briten haben sich aber netter entschuldigt, sie haben Neutrale entschädigt, und sie haben mit der Seeblockade ein äußerst rücksichtsloses Instrumentarium angewendet, und sie haben mit dieser rücksichtslosen Form der Kriegführung ganz sicher auch ein Stück weit das Deutsche Reich genötigt, selbst auf rücksichtslose Art Krieg zu führen. Seekrieg nach Prisenrecht zu fordern, bedeutete vom Gegner zu fordern, auf die Vorteile der U-Boote zu verzichten, bedeutete zu fordern, sich freiwillig auf den Präsentierteller zu legen- natürlich war niemand so blöd-dann hätte man den U-Bootkrieg auch ganz lassen können!
Die Blockade oder auch der Einsatz von U-Bootfallen war natürlich auch ein Instrumentarium, den Gegner zu nötigen, sich ins Unrecht zu begeben. Die Blockade ging vor allem zu Lasten von Zivilisten. Wenn man überhaupt Seekrieg führen wollte, musste man etwas dagegen tun, und so wie die Technik nun einmal war, ließ sich U-Bootkrieg nun einmal nicht nach Prisenrecht führen.
Vor der Weltöffentlichkeit und auch bei den Neutralen fand dann, das Verständnis für eine Seeblockade, deren Folgen vor allem Zivilisten zu tragen hatten, weitaus mehr Akzeptanz, als die deutsche Seite, die zumindest die Passagiere der Lusitania über die Risiken einer Seereise aufklärten.