Logistik der Revolutionsarmee

In harten Lederstiefeln habe ich mir als Jugendlicher die Blasen meines Lebens gelaufen....NIE WIEDER!

Ich bin aber sehr überrascht zu sehen welche Kilometerleistungen mit einem gut fabrizierten Paar Stiefeln zu erreichen ist. Wir dürfen aber wohl davon ausgehen das der Otto-Normal Infanterist eher schlechteres Schuhwerk hatte.
 
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Hallo,

zu den von den Österreichern 1809 verlangten Stiefeln. Im bayerischen Morgenboten (zeitgenössische antiösterreichische Propaganda im Feldzug, aber ich nehme mal an, dass es - wenn auch vielleicht übertrieben - nicht ganz an den Haaren herbeigezogen war) wird auf den Befehl Erzherzog Carls vom 17. April hingewiesen, wonach der gerade in München eingerückte General Jellacic von der Stadt 100.000 Paar Schuhe verlangte und als die erste Lieferung am 19. April ausblieb, am 21. mit der Aushebung von Geiseln drohte; wie in München wurden laut Morgenboten auch in anderen Kreisstädten Bayerns Kleidungsstücke und Schuhwerk verlangt: "Viele Leute kamen in die Nothwendigkeit, ihren einzigen Hut, ihr einziges Paar Stiefel herzugeben; alles ward in der Stadt [Passau] in Bewegung gesetzt, um diese unerhörte Requisizion von Kleidungsstücken in Erfüllung zu bringen." (Morgenbote, Aretin/Huber, 163 - 168)

lg, Marie Luise
 
Holzschuhe sind mir noch nie als reguläre militärische Fußbekleidung untergekommen; kann ich mir nur vereinzelt oder in Ausnahmesituationen vorstellen. Vor 200 jahren gab es schon recht produktive Manufakturen, vermutlich auch für Soldatenschuhe und -stiefel aus Leder.

Der ungeheure Bedarf an Schuhwerk wird nur verständlich, wenn man die Marschleistungen berücksichtigt. Wie viele Kilometer hält ein Schuh mit Ledersohle? Ich hab da keine Vorstellung von, aber ich glaub nicht, dass man mit einem Paar guten Fußes von Paris nach Wien kommt, von Moskau ganz zu schweigen...


Und aus eigener Anschauung: Wenn man mit schlechtem Schuhwerk wandert, dann beschäftigt einen das; ua weil jeder Schritt weh tut. Von einer analen Fixierung würde ich nicht sprechen, aber von einer pedalen auf jeden Fall. ;)



Angeblich hat die Konföderierten die Suche nach Schuhwerk in eine Stadt namens Gettysburg geführt (was ich aber für einen Mythos halte...). ;)


Die Brigade von Generalmajor Pettigrew war tatsächlich auf Rekognoszierung und hatte den Auftrag Gettysburg zu besetzen und dort Schuhwerk und Proviant zu organisieren.

Gettysburg war eine mittlere Stadt mit zwei Colleges. Pettigrew fand Gettysburg aber schon von den Unionseinheiten Bufords besetzt.

Dass aber die Schlacht deswegen dort stattfand, ist wie du richtig vermutest, ein Mythos.
Die Schlacht fand statt, weil sich eben große Truppenmassen dort befanden. Die Schlacht anzunehmen, war ein Risiko Lees, der aber Schwierigkeiten sah, seine Einheiten im Zaun zu halten, die allerlei gebrauchen konnten.

Im Gegensatz zu Fredericksburg waren die natürlichen Gegebenheiten am 2. tag günstig für die Unionstruppen, die Zeitgefunden hatten, sich auf Cup´s Hill, Cementery Ridge und Little Round Top zu verschanzen.

Am 2. Tag rettete ein Collegeprofessor aus Maine, Colonel Lawrence Chamberlain die Flanke der Union und vielleicht die Schlacht, indem er mit dem 20. Maine eine Bajonettatacke bergab kommandierte, nachdem die Munition ausgegangen war.
 
In Anka Muhlsteins Buch zum Rußlandsfeldzug [1] habe ich einige vllt. interessierende Details gefunden:

Sie schreibt, "dass die Soldaten lieber Schuhe als Stiefel trugen. Schuhe trockneten ja viel schneller, und man brachte ein zusätzliches Paar viel leichter im Tornister unter. Obwohl sie für den rechten und den linken Fuß gleich waren, trugen sie sich bequemer als Stiefel, weil man sie zusammen mit sehr eng anliegenden Gamaschen benutzte, die verhinderten, dass sich das Blut staute und die Füße anschwellen ließ." [Seite 35]

Auch zum etwa 50 Pfund wiegenden Tornister macht sie Angaben:

"Außer seinen Waffen, seiner Munition ... trug der Soldat einen mit Leinwand gefütterten Tornister aus Kalbfell. Die Fächer innen ermöglichten es, zusätzliche Patronenpakete unterzubringen, außerdem ein Ersatzpaar Schuhe, zwei Hemden, eine Halsbinde, eine Überhose, eine Unterhose, Gamaschen und ein Paar Strümpfe, eine Nachtmütze, ein Etui mit Nadeln, Faden und Schere, Bürsten, einen für Proviantzuteilungen bestimmten Leinwandbeutel, der gegebenfalls auch als Schlafsack dienen konnte, Brot, Zwieback oder Mehl für vier Tage. Davout verlangte überdies noch Verbandszeug. Der Mantel wurde zusammengerollt und mit zwei Riemen auf dem Tornister befestigt." [Seite 19]

Gutes Schuhwerk allein half bei besonders jungen Rekruten/Soldaten aber oft nicht:

"Allerdings war Napoleon selbst schon seit einigen Jahren über die Anzahl der Hinkenden bei den jungen Infantristen besorgt, deren Durchschnittsalter bei 18 Jahren lag. Das teilte er Dr. Larrey vertraulich mit, dem Chirogen der Garde und Organisator der Sanitätsdienste der Armee. Der Dr. erklärte ihm, dass die Schenkelknochen in diesem Alter noch nicht vollständig ausgebildet seien und dass wiederholte, beträchtliche und gleichartige Anstrengungen zu Deformation und somit zum Hinken führen. Ja noch schlimmer, Märsche von Tausenden Kilometern riefen Frakturen der Fußknochen hervor, die als "Rekrutenbrüche" bezeichnet wurden." [Seite 14]

Grüße
excideuil

[1] Muhlstein, Anka: Der Brand von Moskau - Napoleon in Rußland, Insel, Frankfurt am Main und Leipzig, 2008
 
@Scorpio: Eine der vielen Interessanten Personen des Bürgerkrieges dieser Herr Chamberlain!

@excideuil: Vielen Dank für die Ausführungen, lese ich gerne.
Das mit den Rekrutenbrüchen ist natürlich ärgerlich.... bei nächster Gelegenheit ins erste Glied mit den Hinkenden, dann muss sich seine Majestät nicht mehr über den Anblick sorgen :pfeif:

Nächste Frage meinerseits:
In seinem Buch über den Krimkrieg schreibt Orlando Figes, dass das Französische Heer zu Beginn des Krimkrieges eine effizientere Nahrungsmittelversorgung für die Soldaten sicherstellen konnte (Rationen werden nicht an einzelne Soldaten ausgeteilt wie bei den Briten), da es ja von früher ausreichend Erfahrung mit der Versorgung der Massenheere hatte. Als ich dies las musste ich mir eine Art Gulaschkanone zu Napoleons Zeiten vorstellen...

Wie lief die direkte Zubereitung von Nahrungmitteln vor Ort? Markender mit "Gulaschkanone"? oder wurde pro Kompanie der beste Koch ausgewählt?
 
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Nächste Frage meinerseits:
In seinem Buch über den Krimkrieg schreibt Orlando Figes, dass das Französische Heer zu Beginn des Krimkrieges eine effizientere Nahrungsmittelversorgung für die Soldaten sicherstellen konnte (Rationen werden nicht an einzelne Soldaten ausgeteilt wie bei den Briten), da es ja von früher ausreichend Erfahrung mit der Versorgung der Massenheere hatte. Als ich dies las musste ich mir eine Art Gulaschkanone zu Napoleons Zeiten vorstellen...

Wie lief die direkte Zubereitung von Nahrungmitteln vor Ort? Markender mit "Gulaschkanone"? oder wurde pro Kompanie der beste Koch ausgewählt?

Die Gulaschkanone ist eine russische Erfindung. Die erste gelang nach Deutschland als Geschenk des Zaren für ein Regiment dessen Ehrenoberst er war, Anfang des 20. Jahrhunderts.

Bei den Franzosen gab es einen Kochtopf (La Cocotte) für jeweils eine kleine Gruppe Soldaten, die von diesen mitgeführt wurde. Das forderte den Zusammenhalt dieser kleinen Einheit und war relativ effizient. In Frankreich spielen diese "Kochtopfgemeinschaften" eine wichtige Rolle in der militärischen Erinnerungskultur.

Die haben m.W. auch relativ früh einen Dampftopf eingeführt (Cocotte-Minute) aber keine Gulaschkanonen, was 1914 während des Bewegungskrieges ein schwerer Nachteil war.
 
Bei den Franzosen gab es einen Kochtopf (La Cocotte) für jeweils eine kleine Gruppe Soldaten, die von diesen mitgeführt wurde. Das forderte den Zusammenhalt dieser kleinen Einheit und war relativ effizient. In Frankreich spielen diese "Kochtopfgemeinschaften" eine wichtige Rolle in der militärischen Erinnerungskultur.
Laut dem Reglement gab es die sogenannte Tischgemeinschaft. Diese bestand aus 1-2 Escouaden, das heißt 16 Mann. Theoretisch sollten die Soldaten reihum mit Kochen dran sein. Effektiv soll es aber darauf hinaus gelaufen sein, dass besonders zum Kochen befähigte Soldaten sehr gesucht waren und dann eben bevorzugt kochten. Was in die Suppe kommen sollte, war theoretisch wissenschaftlich ermittelt (steht irgendwo in einem Handbuch). Wenn man sich zeitgenössiche Darstellungen anschaut, kam halt in die Suppe, was vor Ort requiriert werden konnte: Gemüse, Fleisch - je nachdem. Es gab zwei Kochbehältnisse: die marmite (Kochtopf) und die gamelle (Pfanne). Beide kann man oftmals auch auf zeitgenössischen Abbildungen auf den Tornister des franz. Soldaten geschnallt erkennen. Die Marmite war ein großer verhältnismäßig leichter Topf aus Blech, der recht gut zu transportieren war. Die Soldaten hatten keine Teller, sondern setzten sich bewaffnet mit ihren Löffeln um den Topf und aßen gemeinschaftlich daraus. Dass es dabei auch mal zu Gedränge kommen kann, ist wohl recht wahrscheinlich. Hinzu kam, dass die Zeiten auf dem Marsch, wenn man zum Essen Muße hatte, recht begrenzt waren. Normalerweise kam man Abends am Marschziel an und dann wurde die Suppe aufgesetzt und köchelte über Nacht und konnte dann schön durchgekocht am nächsten Morgen verzehrt werden. Dumm, wenn ein übereilter Aufbruch das Frühstück zunichte machte.

Siehe zum Thema Marmite auch unter:
22e demi-Brigade de Ligne
Da dann auf "Ausrüstung" klicken!
 
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Auch zum etwa 50 Pfund wiegenden Tornister macht sie Angaben:

"Außer seinen Waffen, seiner Munition ... trug der Soldat einen mit Leinwand gefütterten Tornister aus Kalbfell. Die Fächer innen ermöglichten es, zusätzliche Patronenpakete unterzubringen, außerdem ein Ersatzpaar Schuhe, zwei Hemden, eine Halsbinde, eine Überhose, eine Unterhose, Gamaschen und ein Paar Strümpfe, eine Nachtmütze, ein Etui mit Nadeln, Faden und Schere, Bürsten, einen für Proviantzuteilungen bestimmten Leinwandbeutel, der gegebenfalls auch als Schlafsack dienen konnte, Brot, Zwieback oder Mehl für vier Tage. Davout verlangte überdies noch Verbandszeug. Der Mantel wurde zusammengerollt und mit zwei Riemen auf dem Tornister befestigt." [Seite 19]
Mit dem theoretischen Inhalt der Tornister ist es ähnlich wie mit der Ausrüstung der Legionäre. Was theoretisch mitgeführt werden sollte und das, was geht, sind zweierlei Paar Schuhe. Ich habe einen Tornister mittlerer Größe nach dem Reglement. Wenn ich das Militärbrot, ein Ersatzhemd, ein Halstuch (für die Paraden, das andere trage ich ja um den Hals), ein Ersatzpaar Strümpfe und etwas Kleinkruscht wie Putz-, Nähzeug, Spielkarten etc. einpacke, dann ist er halt voll. Die Ersatzschuhe sind recht illusorisch - vielleicht war damals auch das Leder weicher, aber heutige Repliken passen auf jeden Fall nicht mehr rein.
Die Mütze (Bonnet de Police) wurde mit dem Reglement von 1802, wenn ich nicht irre, unter die Patronentasche mit zwei Riemen festgeschnallt (diese Riemen gab es zuvor noch nicht).
Das Festschnallen des Mantels auf dem Tornister kam erst nach dem Consulat dazu. Zuvor gab es entweder eh keine oder fast keine Mäntel (manchmal auch pro Bat. soviele, dass genug für die Lagerwachen vorhanden waren, dass man sie durchreichen konnte) oder nur zeitweise welche. Decken sind eh praktischer, weil die Hosen nicht besonders dick waren und eine Decke eher ganzheitlich wärmt. Auf den meisten Bildern aus der Zeit sieht man jämmerliche Gestalten, die sich überwiegend in zerlumpte Decken einhüllen oder eben buntscheckig durchmischte Zivilmäntel trugen.
 
Noch mal kurz zurueck zu den Schuhen/Stiefeln. Ich fand gerade zufællig ein Zitat Napoleons (ohne weitere Quellenangabe), auf einer Zitatseite im WWW:

"Im Krieg sind es immer die Schuhe, die am meisten fehlen."

Wir wissen, dass er sich um Details gerne gekuemmert hat - es muss also ein echtes Problem gewesen sein.

Gruss, muheijo
 
Erstaunlich finde ich, dass sich seit der Römerzeit an dem Schuhwerk der Soldaten bis zum II. Weltkrieg kaum etwas geändert hat: Sie alle waren genagelt.
 

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Hallo,
ich habe mich gerade mit Napoleons Russland-Feldzug beschäftigt.
Im nachinein ist man schlauer- aber ist nicht die Strategie mit einer einzigen langen Karawane in ein Land einzudringen militärischer Unsinn. Die vernichtensten Niederlagen (Hannibal, Varus / Arminius) kamen so zustande. Das ist doch wie wenn man in einem Schachspiel seine Figuren falsch einsetzt.
a) die Versorgung aus dem Umland, die vorne "fressen" denen da hinten alles weg, und wenn der Gegner nicht blöd ist und diesen Umstand noch forciert.... wird es zur Katastrophe
b) schlechte Kraftentfaltung : die hinten sind eigentlich militärisch nutzlos
c) Flankenschwäche

Russen sind sehr gute Schachspieler....
 
...aber ist nicht die Strategie mit einer einzigen langen Karawane in ein Land einzudringen militärischer Unsinn...
Das wird von der Geographie abhängen, wenns da mehrere parallele Wege gegeben hat sind die sicher parallel benutzt worden; Varus wird diese Möglichkeit halt nicht gehabt haben und was du mit Hannibal meinst versteh ich nicht^^
 
Hallo,
ich habe mich gerade mit Napoleons Russland-Feldzug beschäftigt.
Im nachinein ist man schlauer- aber ist nicht die Strategie mit einer einzigen langen Karawane in ein Land einzudringen militärischer Unsinn.

Es war nicht eine einzige Kolonne, Napoleons Armee ist auf drei Achsen in Russland eingefallen. Richtig ist jedoch, dass nur eine davon bis nach Moskau zog aber auch die bestand nicht aus einer einzigen langen Schlange. Diese Vorgehensweise Napoleons war damals nicht unüblich und er ist schliesslich mit seinen Taktiken lange sehr gut gefahren.

Die vernichtensten Niederlagen (Hannibal, Varus / Arminius) kamen so zustande. Das ist doch wie wenn man in einem Schachspiel seine Figuren falsch einsetzt.
Hannibal? Gerade der war lange besonders erfolgreich. Das er am Ende besiegt wurde, hat völlig andere Ursachen.

a) die Versorgung aus dem Umland, die vorne "fressen" denen da hinten alles weg, und wenn der Gegner nicht blöd ist und diesen Umstand noch forciert.... wird es zur Katastrophe
b) schlechte Kraftentfaltung : die hinten sind eigentlich militärisch nutzlos
c) Flankenschwäche

Napoleon hat aber die meisten Schlachten in diesem Feldzug gewonnen. Bis Moskau hat er alles hinweg gefegt, was die Russen ihn in den Weg stellten. Die Niederlagen begannen auf dem Rückzug und hauptsächlich durch den Verschleiss seiner Truppen (hauptsächlich der Verlust der Pferde)

Russen sind sehr gute Schachspieler....

Das was sie dort gespielt haben war jedoch weniger Schach als eher Rugby.
Das Land war in einem breiten Streifen verwüstet, die Verluste waren enorm, sowohl an Soldaten wie auch bei der Zivilbevölkerung die unter den Plünderungen und den Zerstörungen beider Seiten zu leiden hatten. Das hat weniger mit Geschicklichkeit als mit Rücksichtslosigkeit zu tun.
 
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Es war nicht eine einzige Kolonne, Napoleons Armee ist auf drei Achsen in Russland eingefallen. Richtig ist jedoch, dass nur eine davon bis nach Moskau zog aber auch die bestand nicht aus einer einzigen langen Schlange.

Zustimmung. Das sieht man auch deutlicher, wenn man sich Detailkarten anschaut: Man hat nicht nur versucht, die Russen durch Schnelligkeit einzuholen, sondern auch abzuschneiden - die verschiedenen Korps nahmen daher durchaus unterschiedliche Wege.


Napoleon hat aber die meisten Schlachten in diesem Feldzug gewonnen. Bis Moskau hat er alles hinweg gefegt, was die Russen ihn in den Weg stellten. Die Niederlagen begannen auf dem Rückzug und hauptsächlich durch den Verschleiss seiner Truppen (hauptsächlich der Verlust der Pferde).

Wobei man hier præzisieren sollte: Die Schlacht bei Moskau war kein "Hinwegfegen" mehr, und der Verschleiss und insbesondere der Verlust der Pferde geschah auf dem Hinweg. In Moskau kamen ja nur noch 100.000 Mann an.

Die Beschreibung mit der "langen Schlange" passt teilweise ganz gut zum Rueckzug der Hauptarmee, s. die Ereignisse um Krasnyj 15./16. November. Da war aber Napoleon schon ein Getriebener, der froh sein konnte, wenn er die Armee noch zusammenhalten konnte.
Und die Russen konnten die nacheinander auf dem gleichen Weg marschierenden Korps fast nach Belieben abschneiden und von der Flanke angreifen.
Ich finde es um so erstaunlicher, dass die "Herren Schachspieler" weder dort noch bei der Beresina es schafften, die Grande Armee vollstændig zu vernichten oder gefangen zu nehmen.

Vielleicht nochmals kurz zum Thema Versorgung, irgendwo haben wir das aber schon mal angesprochen: Napoleon war sich schon bewusst, dass die Versorgung aus dem Lande nicht in dem Umfang møglich war, wie man das von den bisherigen Feldzuegen kannte - es wurden Depots angelegt, Ochsenkarren mit Verpflegung mitgeschickt usw. Dass es nicht ausreichte, wissen wir heute, war aber so vielleicht nicht abzusehen.

Gruss, muheijo
 
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...
Wobei man hier præzisieren sollte: Die Schlacht bei Moskau war kein "Hinwegfegen" mehr, und der Verschleiss und insbesondere der Verlust der Pferde geschah auf dem Hinweg. In Moskau kamen ja nur noch 100.000 Mann an....

Richtig. Das mit dem "fegen" war etwas flapsig, die Schlachten waren teilweise sehr blutig und die Russen wehrten sich verbissen. Aber letzen Endes besiegte er alle Armeen die ihm den Weg nach Moskau versperren wollten, (ausser bei kleineren Gefechten wie bei Walutino, die aber kaum Einfluss auf das Gesamtgeschehen hatten und in der Tat in der Peripherie erfolgten).

Was die 100.000 betrifft die Moskau erreichten, waren im Schwund natürlich auch Truppen enthalten die als Garnison zurückblieben, Sicherungs- und Versorgungseinheiten, Kranke, Lahme, Deserteure, etc. Auf Verluste im Kampf ging nur ein relativ geringer Teil zurück.

Besonders gravierend war jedoch der Verlust an Pferden, der sich mehrfach auswirkte, einerseits militärisch da die Mobilität stark eingeschränkt wurde, aber aus dem selben Grund auch verschlimmerte sich die Versorgungssituation da die Fouragiere keine Reichweite mehr hatten.
 
danke für eure Meinungen-
aber nochmal wegen der Versorgung: nach dem 2 teiligen Film sind sie alle Ochsen und viele Pferde wegen Unterernährung schon auf dem Hinweg verendet. Und deswegen gab es auch auf dem Hinweg Dessertationen im großen Stil, weil die Verpflegung nicht geklappt hat. Und dieses Problem ist schon bei einer Karawane mit dem Wegfressen des Wegesrandes von Bedeutung. Ich bin kein Militärstratege, bzw. habe ich mich mit solchen Themen bisher nicht beschäftigt. Aber ich denke mal die Russlandproblematik, wäre wohl evtl. Nichtmilitärs wie Geografen, Biologen, Kybernetiker, Ingenieuren, Logistikern wohl eher bewußt geworden. Aber sicher im nachhinein kann man schlau reden.
 
schon in den ersten Wochen schrumpfte die Grand Armee auch ohne Feindeinwirkung und Kälte dramatisch.
zitat aus wikipedia:
Unmittelbar nach dem Einmarsch begannen tagelange Gewitterregen, die das Land in Sumpf und Morast verwandelten. Beim Versuch, die angeschwollene Wilia zu überqueren, ertranken die meisten Soldaten einer polnischen Kavallerieschwadron. Die Armee entfernte sich immer mehr von ihren Versorgungsfuhrwerken, die im Schlamm steckenblieben. Der sächsische General Ferdinand von Funck berichtete, dass man auf mehr als 1200 Bauernwagen Brot für vier bis fünf Tage nachschleppte. Trotzdem hungerten die Soldaten, weil das Brot sie nicht erreichte. Jeder Soldat hatte eine Notration Zwieback dabei, aber es war streng verboten, sie anzugreifen. Das dünn besiedelte Land konnte die große Masse der Armee nicht ernähren, zudem hatte sich bereits die russische Armee aus dem Land versorgt. Durch unsauberes Wasser, das man aus Flüssen und Sümpfen schöpfte, erkrankten viele Soldaten an der Ruhr. Der Branntwein, mit dem man üblicherweise das Wasser genießbar machte, war ausgegangen. Ferdinand von Funck schrieb dazu: „Die Ruhr wütete förmlich unter den Regimentern und wenn wir unterwegs halt machten, musste allemal nach dem Winde die Seite bestimmt werden, nach der die Leute zur Befriedigung natürlicher Bedürfnisse antreten sollten, weil fast in wenigen Minuten die Luft verpestet war.“ Tausende Soldaten starben in den ersten Wochen an Krankheiten oder Entkräftung, viele desertierten und einige Soldaten nahmen sich in ihrer Verzweiflung das Leben. Deserteure, die man wieder einfing, wurden meist erschossen. Andere zogen in kleinen oder größeren Banden durch das Land und terrorisierten die Bevölkerung. Auch die Verluste an Pferden waren enorm, bereits in den ersten Tagen starben mehr als 20.000. Die Futtersituation für die gewaltige Menge Pferde war dramatisch. Man verfütterte das Stroh von den Dächern der Häuser, falls diese noch nicht abgebrannt waren. Heu und Hafer gab es nur selten, unreifes Getreide führte zu Krankheiten und der ständige Vormarsch bot keine ausreichenden Ruhepausen für die Pferde.
 
wikipedia:
Die Verluste der Armee erhöhten sich, bereits in den ersten zwei Wochen hatte sie 135.000 Mann verloren, ohne dass es zu größeren Kampfhandlungen gekommen war.[
 
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