Luxemburg - Wie war das Verhältnis von Luxemburg zum Deutschen Kaiserreich?

Andrea-Ulrike

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Die Unabhängigkeit Luxemburgs war durch internationale Verträge garantiert.
Gleichzeitig war Luxemburg aber Teil des deutschen Zollvereins.
Wie war das Verhältnis der beiden Staaten? Verstanden sich die Luxemburger irgendwie als reichtszugehörig?

Herzlichen Dank für Eure Antworten.
 
Genau, im Zuge der Luxemburgkrise kam es zum zweiten Londoner Vertrag 1867, der die Neutralität Luxemburgs garantierte. Diese Neutralität wurde auch im Deutsch-Französischen 1870/71 Krieg von beiden Seiten eingehalten.
Bereits vorher hatte sich im Zuge der Nationalbewegungen des 19. Jahrhunderts ein luxemburgisches Selbstverständnis als eigene Nation entwickelt, das sich in dem letzembürgischen Slogan "Mir wëlle bleiwe wat mir sinn" ausdrückte und man sich selbst eben nicht als "reichszugehörig" verstand.
Die Zollunion zwischen dem Kaiserreich bestand dennoch bis zum Ende des 1. Weltkrieges, dem dann die Belgisch-Luxemburgische Wirtschaftsunion 1922 folgte.
 
Noch im deutschen Bund galt die Bundesfestung Luxemburg als "Gibraltar des Nordens", aber nach 1863 war die Festung out, spielte militärisch keine prominente Rolle mehr, sodass seitens des deutschen Militärs kein Bedarf bestand.
 
Gab es von deutscher Seite Stimmen, die eine Eingliederung Luxemburgs in das deutsche Reich forciert haben?
Im Ersten Weltkrieg war im deutschen Septemberprogramm von 1914 Luxemburg als eigener Bundesstaat innerhalb Deutschlands als Kriegsziel definiert. Luxemburg wurde ja auch bereits zu Beginn des 1.Weltkrieges von deutschen Truppen besetzt. Der "Bundesstaat Luxemburg" als Kriegsziel sollte um Gebiete, die das Großherzogtum Luxemburg 1839 an Belgien abgetreten hatte, erweitert werden.
Im 2. Weltkrieg wurde Luxemburg 1940 von den Nazis besetzt und 1942 "offiziell" annektiert. Luxemburger wurden zwangsweise zur Wehrmacht eingezogen. Man versuchte das Land zu "germanisieren".
 
Ich bin bin bei meiner Antwort von dem genannten Zeitraum der Luxemburgkrise 1867 ausgegangen.
 
Ich hatte das Kaiserreich 1871-1918 im Kopf. Meine Bemerkung zum 2. Weltkrieg war eigentlich offtopic, ein Ausflug, den ich mir erlaubt habe.
 
Zum Thema Luxemburg eine interessante Begebenheit: Deutschland hatte im Ersten Weltkrieg bekanntermaßen die Neutralität Belgiens verletzt. Das gleiche gilt übriges auch für Luxemburg. Für die Neutralität Luxemburgs lag ebenfalls eine internationale Neutralitätsgarantie aus dem Jahre 1867 vor, u.a. von Großbritannien, vor, aber diese Verletzung interessierte so gar niemanden.
Staatsminister Paul Eyschen rief die luxemburgischen Bevölkerung zur Ruhe und Neutralität auf. Nach Ende des Krieges warfen die Alliierten Luxemburg Kollaboration vor; wohl weil zeitweise dort das deutsche Hauptquartier war.
 
Staatsminister Paul Eyschen rief die luxemburgischen Bevölkerung zur Ruhe und Neutralität auf. Nach Ende des Krieges warfen die Alliierten Luxemburg Kollaboration vor; wohl weil zeitweise dort das deutsche Hauptquartier war.
Das mag durchaus auch damit etwas zu tun haben, dass Luxemburg bereits vor dem Ersten Weltkrieg noch insofern recht eng an Deutschland angelehnt war, als dass Luxemburg dem Norddeutschen Bund und später dem Deutschen Reich zwar nicht beigetreten war, aber Mitglied des Zollvereins blieb und noch bis in den erstenn Weltkrieg hinein Teil dieser Zollunion war, was natürlich die Zusammenarbeit mit der Deutschen Montanindustrie (und an der hing die Rüstung) erleichterte.


Deswegen wurde im Versailler Friedensvertrag auch das Ausscheiden Luxemburgs aus dem deutschen Zollraum verordnet (damit nahmen sich die Ententemächte heraus die luxemburger Politik zu bevormunden).
Übrigens vor allem zum Schaden Luxemburgs, dass mit seinen Erzgruben auf Kohleimporte vor allem aus Deutschland angewiesen war.
Anscheinend hat man am Ende des Weltkriegs von Seiten der Entente auch auf einen damals diskutierten Anschluss Luxemburgs an Belgien gesetzt, der aber daran scheiterte, dass die Luxemburger das nicht wollten.
 
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