Neddy
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Nona, es tat sich ja noch viel mehr: zunächst mal ein konstantes Größenwachstum der rated vessels. So wuchsen die Standardfregatten von ca. 600 tons, 28guns im Siebenjährigen Krieg auf 1200 tons und mehr, 38-Gun- ships in den 1790ern. Den Linienschiffen ging es ähnlich. Grund war, dass man mit solchen Größen und Hebeln stabilitätsmäßig besser umzugehen gelernt hatte - sprich, solch ein Rumpf nach einem Dienstjahr nicht total durchgebogen war. Die durchgehende Kupferbeplankung war eine Revolution, die die notwendige Zeit zwischen dem Docken mehr als verdreifachte. Eiserne Wassertanks waren auch ein erheblicher Fortschritt, nachdem die Kinderkrankheiten vorbei waren. Compaß timber (sauteures, weil krumm gewachsenes Holz) wurde mehr und mehr durch Eisen ersetzt. Für die Beiboote wurden Davits eingeführt. Gegenüber der früheren Lagerung auf dem Oberdeck machte das das Bootshandling schneller, einfacher und sicherer.Also im Kriegsschiffbau, der technische über der Handelsschifffahrt stand, haben wir im 18. Jahrhundert keine wesentlichen Weiterentwicklungen.
Der Kriegsschiffbau wurde in den führenden Seenationen als ein Zweig der Wissenschaft betrieben.
Dazu kamen die erheblichen Fortschritte in der Navigation, die Bestimmung des Längengrades mit dem revolutionären seefahrtstauglichen Chronometer von Harrison, die Fortschritte in der Medizin und Hygiene der Seeleute usw.. Der wissenschaftliche und wirtschaftliche Fortschritt hat sich ganz erheblich auf die Schiffahrt ausgewirkt. Auch die ersten dampfgetriebenen Hafenschlepper kamen m. W. noch vor 1815 in England auf - großartig, um Schiffe zum Be- und Entladen an die Pier oder gar gegen den Fluß- und/oder Gezeitenstrom nach London zu bringen...
Dass allerdings der Kriegsschiffbau wissenschaftlich betrieben wurde, mag ein schönes Gerücht sein, das Franzosen und Spanier in die Welt gesetzt haben. De facto bauten sie ihre Schiffe nach den selben Prinzipien wie VW oder Opel ein neues Auto: ein paar wissenschaftliche Grund-Grundlagen und der Rest ist Trial und Error und Erprobung beim Kunden. Entgegen der landläufigen Meinung gab es auch grottenschlechte Schiffsdesigns von Franzosen und gute Modelle aus England. Zu den hochgelobten ach-so-schnellen französischen Schiffen hab ich mal nen zeitgenössischen französischen Kommentar gelesen, in dem beklagt wurde, dass die französischen Wissenschaftssuperschiffe bei ihren Erprobungsfahrten zwar gelaufen seien wie Sau; nach den Erprobungsfahrten mussten sie aber unmittelbar konstruktiv verstärkt werden, um nicht sofort auseinanderzufallen - und das Mehrgewicht der Verstärkungen habe den schönen Geschwindigkeitsvorteil null und nichtig gemacht. Außerdem mögen die Franzosen in der Theorie mehr über notwendige Materialeigenschaften gewusst haben. Das hat ihnen aber herzlich wenig gebracht, weil sie in Frieden und Krieg an entsprechendes Material nicht rankamen:zunge: