Polen und Deutschland in Ost und West: Unausweichlichkeit des Konflikts?

Vor allem danke schon fur alle Beitrage.
Hat jemand den Film "Am Ende kommen Touristen" von Robert Thalheim gesehen ? Im Polen hat dieser Film bei Kritiker sehr gute Noten. Thalheim stellt sehr gute Frage nach der heutigen Ignoranz der beiden Nationen - Polen und Deutschen. Polen spielen weiter die Rolle der Opfern, die Deutschen - der Tater. Und beide fuhlen sich super in diesem System, wo alles doch so klar definiert ist. Und beide Volker brauchen in Tat nichts mehr, weil beide keine Interesse in der Wirklichkeit haben, um ein tieferen Kontakt untereinanderen zu bilden.

Ich habe personlich viel mehr Interesse fur die deutsch-polnische Relation vor 1918 (in diesem Momment ein grossen Kompliment fur Brissotin fur seinen kurzen Abriss unserer neuzeitlichen Geschichte) und wie es die Deutschen heute finden. Ich glaube das 1939-1945 ist keine Grenz-Periode. Wenn wir die deutsch-polnischen Verhaltnise als Konflikt sehen - mussen wir seit 1863 anfangen. Der Fall des antirussischen "Januar-Wiederstands" ist das Datum, seitdem die Polen in der europaischen Bewusstsein und auf der politische Szene Europas als ein Element "Osteuropas" (mit allen negativen Konotationen dieses Wortes) zu funktionieren angefangen haben. Und seit dieser Momment waren wir in Deutschland ein der Volker der zweiten Kategorien, was die Politik Bosmarcks klar gezeugt hat.
Beste Grusse aus Posen, wo es seit zwei Wochen regnet... ;) :winke:
 
Ggf. kann das folgende auf Anregung Gandolfs auch in den eigentlich zutreffenden Pfad verschoben werden, ich würde jedoch gerne die bisherigen Aussagen ergänzen:

Es ist einiges zur deutschen Sicht auf die Vorgänge in Polen geschrieben worden, welche die Spannungen nach 1919 verstärkten/begründeten. Dazu gehört die Behandlung der Minderheiten.
http://www.geschichtsforum.de/263866-post6.html

All das kann man aber auch aus einer anderen Perspektive betrachten, die eher die polnischen Befürchungen zum Deutschen Reich berücksichtigt:

- zum einen wurden die deutschen Minderheiten in Polen instrumentalisiert, um die Revisionsansprüche zu untermauern bzw. zu konservieren:
eine Politik, die sämtliche Weimarer Regierungen verfolgten, s.o.

- zum anderen gaben gerade die Geschehnisse um Danzig den ponischen Befürchtungen Vorschub, dass im Krisenfall (insbesondere nach Osten) das Deutsche Reich die günstige Gelegenheit nur gewaltsamen Revision nutzen wird. Als die sowjetischen Truppen zur Weichsel vordrangen, weigerten sich die Danziger, die dringend benötigten Munitionsfrachter der alliierten Unterstützung zu entladen. Die Schiffe stauten sich zT vor dem Hafen, Munition und Waffen wurden auch von der britischen Armee nicht mehr entladen, weil sie nicht fortgebracht werden konnten. Zeitgleich rumorte es beachtlich in Ostpreußen, um einen Einmarsch mit bewaffneten Gruppen nach Polen zu bewirken, während die Sowjets vor Warschau standen.

Diese Bedrohungen wurden natürlich auch in Polen genau registriert. Ein Teil des späteren unnachgiebigen Verhaltens in Bezug auf Danzig wird hierdurch verständlich.
 
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