Wie gesagt: wenn man Polybios nicht glaubt, dass die römischen Schiffe mies gebaut waren, dann kann man sich auch seinen corvus ans Bein streichen. Sonst wäre es wie bei einem Wunschkonzert.
Kommt drauf an, wie man diese Stelle versteht. Mir geht es um die Konstruktionsweise. Dass in der Praxis eine sehr schnell gebaute Flotte Mängel aufweisen kann, weil sie eben in aller Eile gebaut wurde, sehe ich bspw sofort ein. Auch dass spezielle, gewollte Modifikationen zu Lasten von Seetauglichkeit und Manövrierbarkeit gingen, schrieb ich schon mehrmals. Daraus folgt mE nicht, dass die römischen Schiffe grundsätzlich schlecht konstruiert waren.
BTW, "Wunschkonzert" vielleicht nicht, aber natürlich kann man in ein und derselben Quelle manche Punke für glaubwürdig halten, andere nicht. Gerade wenn es wie bei Polybios Wissen aus "zweiter Hand" ist, dass da vermittelt wird. Vielleicht sind manche von Polybios Quellen glaubwürdiger als andere, vielleicht hat er bei manchen Punkten richtige Rückschlüsse gezogen, bei anderen nicht.
Warum sollte man kein karthagisches Schiff vermessen und nachbauen, wenn es in die Hände der Römer gelangte. Das macht man heute noch so.(...) Das alles ist vollkommen plausibel wenn ein ,in Seetechnik unerfahrenes Volk Seeschlachten schlagen möchte.
Nun, heute ist die Möglichkeit der Geheimhaltung spezifischer Waffensysteme mE sehr viel größer, als es Schiffskonstruktionen in der Antike waren. Quinqueremen gab es im Prinzip schon eine ganze Weile. Auch andere Seemächte, bspw in Italien und Sizilien, nutzten sie. Ich sehe da keine Notwendigkeit, auf ein Wrack oder Beutestück zurückzugreifen, wenn man ebenso gut ein paar erfahrene Schiffsbauer aus der Region anheuern kann. Auch waren die Römer mEn kein "in der Seetechnik unerfahrenes Volk". Den Hafen von Ostia gab es im 1. Punischen Krieg schon seit Jahrhunderten.
Sicher ist das Spekulation, aber für mich hört sich die Geschichte der nachgebauten Schiffe einfach sehr nach Wachstubengeschichte an. Wäre ja nicht das erste mal, dass auch glaubwürdige antike Schriftsteller solche in ihren ansonsten durchaus wertvollen werken verbreiten.