'Pyramiden' auf Ägyptisch ?

Poky,um was geht es Dir eigemtlich hier -um ägyptische Pyramiden oder um geologische Formationen vor Japan...oder schlicht um irgendwelche wirren Alien-Theorien ?
falls letzteres der Fall sein sollte,dann bring jetzt noch Erichs Maya-Astronaut,Atlantis,Mu und die Hohlwelt-Theorie und dann haben wir das Thema endgültig durch und die arme Seele Ruh..
 
:):):)

um dem Unfug über die Pyramiden ein für allemal ein Ende zu setzen:

weder Georges Bracques noch Pablo Picasso waren die Erfinder des Kubismus, sondern das waren die pharaonischen alten Ägypter. Denn die Pyramiden, welche so stolz aus dem kargen kahlen Wüstenboden ragen, sind nichts anderes als die Potenz und Fruchtbarkeit der Pharaonen symbolisierende kubistische Phalloi.

(difficile es saturam non scribere...)
 
weder Georges Bracques noch Pablo Picasso waren die Erfinder des Kubismus, sondern das waren die pharaonischen alten Ägypter. Denn die Pyramiden, welche so stolz aus dem kargen kahlen Wüstenboden ragen, sind nichts anderes als die Potenz und Fruchtbarkeit der Pharaonen symbolisierende kubistische Phalloi.

Ich nehme das mal nicht als Scherz, sondern als durchaus diskutablen psychoanalytischen Befund. Allerdings trifft das mit (noch) mehr Berechtigung auf die zeitgleichen Obelisken zu, deren Gestalt eine phallische Interpretation schon sehr nahelegt. Freilich sind solche psychoanalytischen Deutungen, sofern auf das Sexuelle beschränkt, immer auch reduktionistisch. Sinnvoller erscheint mir eine mehrdimensionale Interpretation, die der Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche besser gerecht wird. Ein Symbol funktioniert dieser Auffassung gemäß auf mehrere Ebenen, z.B. auf der sexuellen und auf der religiös-metaphysischen. Letztere Ebene entspricht der "offiziellen" Bedeutung der Pyramiden (basierend auf den Pyramidentexten) als Treppe zum Himmel, zu den Sternen und letztlich zum Gott Horus, als dessen irdische Inkarnation der Pharao galt. Der Obelisk war in altägyptischen Augen ebenfalls eine Verbindung zwischen irdischer und göttlicher Welt und weist an seiner Spitze eine Miniaturpyramide auf.
 
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Die Deutung als Treppe zum Himmel mag zwar auf lateinamerikanische Tempelpyramiden zutreffen, bei den ägyptischen hätte ich da jedoch Vorbehalte.
Bei lateinamerikanischen Tempelpyramiden stiegen die Priester zur Spitze auf ,um dort Opfer darzubieten. Hier ist die "Himmelstreppe offenkundig.
Die Pyramiden in Ägypten aber waren Teil eines größeren Gebäudekomplexes bestehend aus Taltempel,Balsamierungstempel,Aufweg, Nebengebäuden und Nebenpyramiden und der Hauptpyramide und sie waren ein Grabmal in das man hineingehen mußte ,aber nicht zur Spitze gelangte . das also nicht dazu bestimmt war ,bestiegen zu werden. Damit scheidet die Deutung als Himmelstreppe m.E. aus.
 
Damit scheidet die Deutung als Himmelstreppe m.E. aus.

"Treppe zum Himmel" ist selbstverständlich als Metapher gemeint und nicht wörtlich zu nehmen. Es handelt sich dabei nicht um eine Deutung aus heutiger Sicht, sondern basiert, was ich auch erwähnte, auf einem Text der altägyptischen Religion. In einem Pyramidentext (Spruch 267) heißt es:

Sie haben für ihn (den Pharao) eine Treppe zum Himmel erbaut, damit er mit ihrer Hilfe den Himmel erreichen könne.

An anderen Stellen ist metaphorisch von einer Leiter die Rede, so im Spruch 530:

Sei gegrüßt, Leiter... Halte mir deine Hand entgegen, dass ich zwischen den beiden großen Göttern sitzen möge...

Die Uneinheitlichkeit der Bildsprache mag für uns Heutige ein Problem sein, für die alten Ägypter war sie es nicht.
 
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Die Deutung als Treppe zum Himmel mag zwar auf lateinamerikanische Tempelpyramiden zutreffen...

Zu ergänzen wäre mein letzter Beitrag durch Hinweise auf altorientalische Bauwerke, bei denen tatsächlich, ähnlich wie bei den lateinamerikanischen, eine Stufenform gegeben war, mit der sich die Vorstellung einer Himmelstreppe verband. Die frühesten ägyptischen Pyramiden waren in Stufen gebaut, erst Pharao Snofru (4. Dyn.) führte die glatte Fassade ein (Meidum-Pyramide als Prototyp). Sinn der Stufenform war - darin sind sich die Experten einig - die Funktion einer "Treppe zum Himmel", auf welcher - gemäß der altägyptischen Auffassung - der Pharao im Jenseits in die Gefilde der Ewigkeit aufsteigen konnte, um dort den Status eines Gottes anzunehmen. In diesem Sinne ist "Treppe zum Himmel" durchaus unmetaphorisch gemeint. Der Bezug dieses Bildes auf glattfassadige Pyramiden hat durch die veränderte Form des Bezugsobjekts freilich einen metaphorischen Charakter angenommen.

Der ägyptischen Stufenpyramide vergleichbar ist das mesopotamische Zikkurat, dessen Ursprung wohl in das 5. Jt. fällt. Die Sumerer nannten es "e-kur" (Berghaus), die Akkadier "ziqquratu" (Tempelturm). Auf der obersten Plattform stand der eigentliche Tempel, in welchem Hohepriesterin und König in Kontakt zu ihren Göttern traten, z.B. in Form einer rituellen Heiligen Hochzeit. Die Verwendung dieses Bauwerks stand also in denkbar diametralem Gegensatz zur ägyptischen Grab-Pyramide, identisch aber war - und das ist entscheidend - der Sinn des stufenförmigen Aufbaus als Annäherung an die Himmelssphäre.
 
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Die frühesten ägyptischen Pyramiden waren in Stufen gebaut, erst Pharao Snofru (4. Dyn.) führte die glatte Fassade ein (Meidum-Pyramide als Prototyp). Sinn der Stufenform war - darin sind sich die Experten einig - die Funktion einer "Treppe zum Himmel", auf welcher - gemäß der altägyptischen Auffassung - der Pharao im Jenseits in die Gefilde der Ewigkeit aufsteigen konnte, um dort den Status eines Gottes anzunehmen. In diesem Sinne ist "Treppe zum Himmel" durchaus unmetaphorisch gemeint.
Ob in die Stufenform nicht etwas zuviel hineininterpretiert wird? Die Pharaonen ließen sich ursprünglich in ganz untreppenförmigen Mastabas begraben. Auch die Stufenpyramide des Djoser wurde ursprünglich als Mastaba begonnen, dann erweitert und schließlich quasi kleinere Mastabas daraufgesetzt. Djosers Stufenpyramide wurde also nicht nach einem festen Konzept (z. B. Errichtung einer "Treppe zum Himmel") und vorgefertigten Plan errichtet, sondern erst während der Errichtung immer wieder umgestaltet und anscheinend eher improvisiert. Die Pyramiden von Sechemchet und Chaba wurden nie vollendet, insofern ist es wohl eher spekulativ, wie sie fertig aussehen sollten. Aber auch gesetzt den Fall, die Pyramiden von Sechemchet und Chaba sollten Stufenpyramiden werden (und wären in ihren Fällen auch schon von Anfang an so geplant gewesen), würde es sich bei den Stufenpyramiden nur um eine vergleichsweise kurze Übergangsphase zwischen den Mastabas und den echten Pyramiden handeln. Ich würde daraus also nicht zwingend ableiten, dass die Pyramiden "Treppen" sein sollten.
Außerdem, wenn die Pyramiden wirklich - metaphorisch oder unmetaphorisch - als Himmelstreppen gedacht gewesen wären, hätten dann nicht alle Pharaonen auf Biegen und Brechen versuchen müssen, möglichst hohe Pyramiden zu bauen? Stattdessen aber wurden die größten Pyramiden bereits von der 4. Dynastie errichtet, während sich die restlichen Pharaonen des Alten Reiches sowie die des Mittleren Reiches (wobei insbesondere die Pharaonen der 12. Dynastie denen der 4. an Macht und Ressourcen wohl kaum nachstanden) mit vergleichweise bescheidenen Bauten zufriedengaben.
 
Ob in die Stufenform nicht etwas zuviel hineininterpretiert wird?

Die Interpretation stellt jedenfalls den weitgehenden Konsens der Ägyptologen dar. Ihre Basis ist der schon zitierte Spruch 267, der wie die anderen Pyramidentexte vermutlich vor der 4. Dynastie entstand, evt. während der 2. und 3., also zeitnah zur Djoser-Pyramide. Daneben nennen die Texte weitere Bilder, welche die religöse Funktion der Pyramiden verdeutlichen: Himmelsleiter und Sonnenstrahlen, auf denen der Tote zur Götterwelt aufsteigt. Mit letzteren könnte die Dreiecksform erklärbar sein. Unabhängig von der Frage, ob die Stufenform eine Himmelstreppe darstellen sollte, ist die religiöse Funktion des Bauwerks als Himmelstreppe als gesichert anzusehen. Man fand in der Djoserpyramide - ein weiteres Indiz - ein Bruchstück einer Grabdecke, die aus fünfzackigen Sternen bestanden haben soll. Ähnliche Himmels-Grabdecken gibt es in mehreren späteren Pyramiden.

Ich würde daraus also nicht zwingend ableiten, dass die Pyramiden "Treppen" sein sollten..

Kein behauptet, dass der Schluss zwingend ist. Er liegt aber immerhin so nahe, dass die meisten Ägyptologen ihm zustimmen, immer mit Bezug auf Pyramidenspruch 267, wo es ja heißt: "Sie haben eine Treppe... gebaut".

Außerdem, wenn die Pyramiden wirklich - metaphorisch oder unmetaphorisch - als Himmelstreppen gedacht gewesen wären, hätten dann nicht alle Pharaonen auf Biegen und Brechen versuchen müssen, möglichst hohe Pyramiden zu bauen?.

Das war vermutlich einfach gesagt als getan. Es muss einen triftigen Grund dafür geben, warum die drei großen Pyramiden sich bautechnisch so gravierend von den anderen abheben. Dieser Grund ist unbekannt. Abgesehen davon waren die Altägypter sicher nicht so naiv anzunehmen, dass die physikalische Höhe der Bauwerke einen proportionalen Einfluss auf den Himmelsaufstieg hatte, so dass auch kleinere Pyramiden den religiösen Zweck erfüllten. Die physikalische Höhe hat vermutlich nur einen repräsentativen Zweck.

Stattdessen aber wurden die größten Pyramiden bereits von der 4. Dynastie errichtet, während sich die restlichen Pharaonen des Alten Reiches sowie die des Mittleren Reiches (wobei insbesondere die Pharaonen der 12. Dynastie denen der 4. an Macht und Ressourcen wohl kaum nachstanden) mit vergleichweise bescheidenen Bauten zufriedengaben.

Da stellen sich für mich neue Fragen, die ich gerne an dich und die anderen weiterreichen möchte (wobei möglich ist, dass sie in früheren, mir unbekannten Threads schon behandelt wurden):

+ Was spricht für eine Datierung der großen Pyramiden in die 4. Dynastie? Gibt es auch nur ein hinreichendes Indiz dafür? Die Namensgebung wird von Herodot überliefert, also Jahrtausende später, was kaum als historisch zuverlässig gelten kann. Wo sind die Mumien der Pharaonen, deren Grabstätten die Pyramiden angeblich sind? Was spricht überhaupt dafür, dass die jeweiligen Pharaonen mit den Pyramiden etwas zu tun hatten?

+ Wie ist der gravierende bautechnische Fortschritt innerhalb weniger Jahrzehnte (nach Djoser) zu erklären bzw. (wie schon oben angedeutet) das Nachlassen der Baukunst in späteren Zeiten?
 
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warum die drei großen Pyramiden sich bautechnisch so gravierend von den anderen abheben.
Tun sie das wirklich ? Der Typus der Pyramide und des sie umgebenden Komplexes hat sich seit der Cheopspyramide eigentlich nicht wesentlich verändert, nur die Größe ist geringer geworden.
Was spricht für eine Datierung der großen Pyramiden in die 4. Dynastie
Die Königslisten und die Inschriften und Graffitis in den Entlastungskammern, wo der Name des Chufu/Cheops auftaucht
 

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Natürlich gab es eine bauliche Fortentwicklung im Pyramidenbau,und keinen Niedergang,selbst wenn die Baumasse abnahm.
So haben die letzten größere Pyramiden der XII Dynastie in Illahun (Sesostris II) und Hawara (Amenemehet III) eine erheblich komplexere innere Struktur als die Gizeh-Pyramiden der IV Dynastie. Hawara z,B, verfügt über der Grabkammer mit Sarkophag über eine plane Quarzitdecke,darüber befinden sich zwei Entlastungskammern,darüber ein Satteldach auch Kalksteinplatten und darüber drei miteinander verbundene Entlastungsbögen aus Ziegeln. Diese Konstroktion ist statisch wesentlich ausgefeilter als die in der Cheops-Pyramide.

Die Baufortschritte zwischen Sakkara und Gizeh sind wohl im wesentlichen der Experimetierfreude Snofrus zu verdanken. Die Pyramide des Huni in Medum,die Snofru fertig baute, weist im iInneren noch einen echten Stufenpyramidenkern auf, der dann mit Platten überdeckt wurde. Und dem folgten Knickpyramide und rote Pyramide, beide ebenfalls von Snofru erbaut als weitere Meilensteine der Pyramidenentwicklung.
Dieser Pharao muß also einen ungeheuer innovativen Architektenstab gehabt haben.
 
Die Interpretation stellt jedenfalls den weitgehenden Konsens der Ägyptologen dar.

...warum die drei großen Pyramiden sich bautechnisch so gravierend von den anderen abheben.

Finde ich interessant.

Gibt es dazu Nachweise (die den Konsens diskutieren) bzw. weitergehende Erläuterungen (zu den gravierenden bautechnischen Unterschieden)?
 
Die Königslisten und die Inschriften und Graffitis in den Entlastungskammern, wo der Name des Chufu/Cheops auftaucht

Die Echtheit der Inschrift mit Cheops´ Namen wird oft bezweifelt, es gibt Argumente für und wider. Da aber die Zweifler in hohem Maße zur Aliens-Fraktion zu zählen sind und ich hier vermeiden möchte, offen oder stillschweigend dazugerechnet zu werden, lasse ich das Thema auf sich beruhen, solange sich keine unwiderlegbaren Beweise für die Falschheit finden. Mich interessieren ohnehin hauptsächlich die theologischen (und damit verbundenen politischen) Aspekte des alten Ägypten. Jedenfalls danke für die Auskunft.

Natürlich gab es eine bauliche Fortentwicklung im Pyramidenbau,und keinen Niedergang,selbst wenn die Baumasse abnahm.

Deine Argumentation ist informativ, erklärt aber nicht, warum die meisten späteren Pyramiden dem Zahn der Zeit nicht standhielten. Die gestalterische Perfektion der Cheopspyramide wurde ohnehin nie wieder erreicht. Die Fugen zwischen den Granitblöcken (je zweieinhalb Tonnen schwer) sind dünner als ein Papierblatt. Auch die Ebenen der Flächen haben maximal Abweichungen, die geringer sind als die Dicke eines Papiers. Die Winkelmaße sind perfekt. Usw. Das meine ich mit der nie wieder erreichten Baukunst. Natürlich kann man darauf antworten, dass die Späteren sich den dafür nötigen Aufwand nicht antun wollten - obwohl es möglich gewesen wäre. Nur: Wäre es möglich gewesen? Aber auch hier betone ich, dass ich mit diesem Thema nicht verheiratet bin. Es fiel mir gestern nur so ein.

Gibt es dazu Nachweise (die den Konsens diskutieren)...

Meines Wissens sind Ravenik und ZaphodB die ersten Altertumsforscher, welche dezidierte Zweifel an der Himmelstreppen-Funktion der Pyramiden geäußert haben. Alle anderen verlassen sich auf die Aussagekraft von Pyramidenspruch 267 und anderer Textquellen. Selbst eine simple Mastaba erfüllt die Funktion, ein Mittel für den Himmelsaufstieg des Toten zu sein, wie Pyramidenspruch 572 verrät:

Geöffnet werden dir die Türflügel des Himmels, zerbrochen werden dir die großen Riegel, weggezogen wird für dich ein Ziegelstein aus der großen Mastaba.

Meine eigene Pyramide, von der ich ein Foto anhänge, habe ich 100 Meter von meiner Wohnung bereits errichten lassen; an die Cheopspyramide kommt sie aber nicht ganz heran.

(Nur ein Scherz - es handelt sich um eine christliche Kirche)

Ich melde mich in wenigen Tagen zurück mit einer gründlicheren Darstellung des Aufstiegsthemas.
 

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Meines Wissens sind Ravenik und ZaphodB die ersten Altertumsforscher, welche dezidierte Zweifel an der Himmelstreppen-Funktion der Pyramiden geäußert haben. Alle anderen verlassen sich auf die Aussagekraft von Pyramidenspruch 267 und anderer Textquellen. Selbst eine simple Mastaba erfüllt die Funktion, ein Mittel für den Himmelsaufstieg des Toten zu sein, wie Pyramidenspruch 572 verrät:

Die Frage bezog sich einfach auf Literaturstellen für Deine bestimmte Aussage zur einhelligen Interpretation, nicht auf Ravenik oder Zaphod, oder dezidierte Zweifel.

Daher würde ich die Bitte bzgl. Literaturnachweise wiederholen.
 
Zur Verdeutlichung, warum ich nachfrage:


"The purpose of the pyramid form is uncertain. Perhaps the pyramid represented the first land that emerged from the waters, or a staircase to heaven, following indications in the Pyramid Texts (ritual texts inscribed on the interior walls of pyramids beginning in the Fifth Dynasty), or a solar symbol – or indeed all the above. Whatever its meaning, the form developed smoothly from previous funerary architecture, from the mound heaped over early burials, to the mastaba that encased a mound, to Djoser’s Step Pyramid, an elaboration enclosing a mastaba and ris- ing from it. Other step pyramids are known from the Third Dynasty,..."

Charles Gates, Ancient Cities - The archaeology of urban life in the Ancient Near East and Egypt, Greece, and Rome, 2003, S. 90.
Andere interpretieren zB Spruch 267 als Andeutung der Baumethode (Rampe, Treppe). Wieder andere Hinweise beziehen sich weniger auf die Pyramidenform, als vielmehr auf die Symbolik von Leitern in Form von Grabbeilagen oder bildlich in Inschriften (Egyptian Book of the Dead).
 
Dann sollte man auch die beiden aktuellsten Bücher der Ägyptologie dazu nennen: Michael Haase, "Das Vermächtnis des Cheops", 2003. Er ist Vertreter der Rampentheorie.
Frank Müller-Römer dagegen arbeitete erst jahrelang als Ingenieur, bevor er relativ spät zu einem Ägyptologiestudium fand. Durch seinen Hintergrund hat er einen anderen Blick auf die Materie und lehnt die Rampentheorie ab.

Frank Müller-Römer, "Der Bau der Pyramiden im Alten Ägypten", 2011.
 
Ich versuche einen Überblick über die Umstände des pharaonischen Himmelsaufstiegs und die damit verbundene Funktion der Pyramide.

Das Politische und das Religiöse bilden im alten Ägypten eine vielleicht noch intensivere Einheit als im restlichen Alten Orient. Eine Trennung beider Aspekte gibt es nicht, auch keine mit ihnen korrespondierenden theoretischen Begriffe. Der Pharao (eine Bezeichnung erst ab dem Neuen Reich) verkörpert als irdischer Repräsentant des Gottes Horus das absolute Macht- und Kompetenzzentrum. Er gilt als exklusiver Vermittler zwischen Göttern und Menschen und als Verwirklicher und Garant der kosmischen Gerechtigkeit (ma´at) in der Menschenwelt. In diese Funktion tritt er durch den Akt der Krönung. Er hat sie aber auch noch als Verblichener, was Bemühungen um die Dauerhaftigkeit seiner himmlischen Existenz höchste Priorität verleiht. Die Pyramiden sind ein zentrales Element im Repertoire dieser Maßnahmen.

Der andere Zweck der Pyramiden ist damit verbunden, aber davon zu unterscheiden. Als materielles Monument sind sie konkreter Ausdruck der Präsenz des himmlischen Pharao auf Erden, die ineins Präsenz der Göttermacht ist. So gesehen sind sie kein Symbol (das auf etwas anderes verweist, ohne einen realen Bezug dazu zu haben), sondern ein Zeichen mit Realbezug (so wie Rauch ein Zeichen für Feuer ist: Pyramide = Rauch, Göttermacht = Feuer)

Neben dieser konkret-zeichenhaften Funktion der Pyramiden hat ihre architektonische Gestaltung dennoch einen symbolischen Aspekt. Die Pyramidentexte liefern Anhaltspunkte für die Vermutung, dass die Stufenform eine Himmelstreppe symbolisiert und die Dreiecksform der echten Pyramide die Sonnenstrahlen, auf denen der Tote zum Himmel aufsteigt. Das darf nicht so verstanden werden, als würde der Tote, für andere unsichtbar, auf dem materiellen Objekt emporsteigen, um dem Himmel nahe zu kommen, auch wenn z.B. Spruch 267 besagt, dass man für den Toten eine "Treppe zum Himmel gebaut" habe. Diese Wendung ist vermutlich eine metaphorische und zielt auf die Funktion eines Königsgrabs, dem Toten den Himmelsaufstieg und die himmlische Fortexistenz zu ermöglichen. Architektonisch konkretisiert Djoser diese Metapher mit seiner Stufenpyramide. (Einwänden, die die Planlosigkeit in der Entstehung betonen, könnte man entgegenhalten, dass die Idee zu einer symbolischen Form vielleicht erst während der Bauarbeiten aufkam oder sich durchsetzte; die Kreativität des Architektenstabs wurde von ZaphodB. bereits hervorgehoben).

Die Stufenform hat also - vermutlich - den Sinn, die Treppen-Metapher materiell auszudrücken. Analoges gilt - vermutlich - für die echte Pyramide, was die Sonnenstrahlen betrifft. Auf die architektonische Konkretisierung einer dritten geläufigen Metapher - die Himmelsleiter - hat man in Ägypten aber verständlicherweise verzichtet.

Was nun den Aufstieg und die Fortexistenz des Königs betrifft, dient die Pyramide dazu, 1) als Schutzraum den dauerhaften Erhalt des irdischen Körpers zu garantieren (ich nenne das ihre Firewall-Funktion), und 2) eine Stätte für Rituale zu sein, die Aufstieg und Fortexistenz unterstützen.

Die Ägypter (auch im folgenden immer als Altägypter gemeint) gehen davon aus, dass ein jenseitiges Leben nicht möglich ist, wenn der hinterlassene Körper seine menschliche Gestalt verloren hat. Ein konservierter irdischer Körper gilt als notwendige Basis für die Existenz und das Wohlergehen des himmlischen Körpers. Dazu zwei Anmerkungen:

+ Bis zum Neuen Reich gilt, dass allein der König zu den Sternen, also zum Götterhimmel aufsteigen kann. Für - im wahrsten Sinne des Wortes - Normalsterbliche gibt es ´nur´ die Option, in das überirdische selige Reich Sechet Iaru einzugehen (nach Bestehen des Totengerichts). Ab dem NR sichern sich auch Angehörige der Oberschicht das Privileg auf postmortale Existenz bei den Göttern.

+ Der "himmlische Körper" des Toten ist eigentlich eine Pluralität: Der Tote existiert in mehreren Erscheinungsformen gleichzeitig (dazu unten mehr).

Sinn der Mumifizierung ist also die Verewigung des materiellen Leibes als Voraussetzung für ewiges himmlisches Dasein.

An den charakteristischen Mumienbinden kann man aber ablesen, wie gespalten das Verhältnis des Ägypters zu seinen Toten ist: Einerseits tut er per Ritual und Opfergaben alles Menschenmögliche, um ihre weiteres Dasein zu erleichtern, andererseits fürchtet er sie und ergeht sich in Vorstellungen, wie sie als materielle Wiedergänger die Lebenden heimsuchen. Die Mumienbinden können - neben der Konservierungsfunktion - also auch als Fesseln zu verstehen sein, um Wiedergänger daran zu hindern, aus dem Grab zu steigen. Das Ritual der Zerstückelung des Körpers und der anschließenden symbolischen Wiederzusammensetzung (unten mehr dazu) hat seine Ursache in der vorgeschichtlichen Sitte, eine Leiche zu vernichten oder zumindest wichtiger Organe zu berauben (z.B. Kopf, Gehirn, Herz, Penis), um eine Heimsuchung zu verhindern. Noch bis in die Zeit des NR wird auch königlichen Leichen zuweilen das Glied entfernt und dieses gesondert begraben. Das ursprüngliche Motiv dahinter ist die Angst, ein Toter könne damit die Frauen der Hinterbliebenen schänden. Mit dem Aufkommen der Vorstellung, der Tote könne in anderer als einer materiellen Erscheinungsweise seinen Leib verlassen und so die Fesseln überwinden, entsteht die Praxis der Konservierung der Leiche mit dem Hintergedanken, den Toten zufriedenstellen und von Rachegelüsten u.ä. abhalten.

Damit ist der Keim zu jenem religiösen Konzept gelegt, das in der rituellen Behandlung der Königsleiche gipfelt. Fortbestand und Harmonie der Menschenwelt sind nur gesichert, wenn diese Leiche dauerhaft ihre menschliche Gestalt bewahrt. Die Körperzerstückelung wird zwar beibehalten (in Form der Ausweidung, darunter Entfernung des Gehirns), nimmt aber eine positive Bedeutung an: Der Körper erhält die entfernten Organe (die separat beigesetzt werden) symbolisch wieder zurück in einer Weise, die ihn unendlich aufwertet, denn die neuen "Organe" sind göttlicher Provenienz. Damit vollzieht sich eine Transfiguration des Toten in den himmlischen Seinsmodus. Beispielhaft ist ein der Göttin Isis in den Mund gelegter Text aus der Zeit des MR:

Du hast Gestalt angenommen, indem du die Gesamtheit aller Götter bist;
Dein Kopf ist Re,
Dein Gesicht ist Upuaut,
Deine Nase ist der Schakal (= Anubis),
(...)
Deine Zunge ist Thot,
Deine Kehle ist Nut,
Dein Nacken ist Geb,
Deine Schultern sind Horus
(usw.)


Texte dieser Art werden von Priestern während der Einbalsamierung nonstop rezitiert; durch den Vortrag vollzieht sich die Wiederherstellung des Leibs auf höherer Ebene, er wird ins Göttliche transfiguriert. Der ägyptologische Ausdruck dafür ist "Gliedervergottung".

Mythologisch hat sich das Zerstückelungs- und Wiederbelebungsthema in Geschichten um den Gott Osiris niedergeschlagen, mit dessen Name der Tote rituell angesprochen wird:

O Osiris N! Empfange deinen Kopf im Westreich...

(N = Platzhalter für Name des Toten)

Die Gleichsetzung des Toten mit Osiris hat folgenden Hintergrund: Osiris, mythologisch der erste Gott, der die geschichtlich gewordene Welt beherrscht, wird von seinem Bruder Seth ermordet und zerstückelt, weil dieser den Thron begehrt. Osiris´ liebende Schwestergattin Isis findet die verstreuten Teile und setzt sie magisch wieder zusammen. Der daraufhin gezeugte Sohn Horus besiegt den schurkischen Onkel und tritt an dessen Stelle die Herrschaft über die Welt an. Sein Vater Osiris übernimmt die Herrschaft über die Toten im Duat (Unterwelt). Diese Konstellation dient als Blaupause für die ägyptische Königsideologie: Im lebenden König verkörpert sich Horus, im toten König Osiris. Als Horus hat der König die Aufgabe, die ma´at (Ordnung der Welt) vor den Mächten des Chaos (verkörpert in Seth) zu verteidigen. Die Reintegration des zerstückelten Toten geschieht kraft der Magie der Horus- bzw. Königsmutter Isis (die diese Mutterrolle von der älteren Göttin Hathor übernimmt).

Der tote König hat auf seiner Reise zum Himmel im Totenreich eine Prüfung durch das Totengericht zu bestehen, das unter dem Vorsitz des Osiris an die vergangenen Taten des Toten rigide Maßstäbe anlegt. Natürlich ist der Tote dabei nicht als Verkörperung des Osiris anzusehen, dieser steht ihm ja als Richter gegenüber. Beide Vorstellungen, die verschiedenen Traditionen entspringen, stehen im ägyptischen Denken nebeneinander, ohne sich auszuschließen. Ist das Herz des Toten nicht schwerer als die Feder der Gerechtigkeitsgöttin Maat, dann ist die Prüfung bestanden, und der Tote vermag zum Himmel aufzusteigen. Im negativen Fall würde das Monster Ammit das Herz auffressen mit der Konsequenz, dass der Tote in den Höllenbereich stürzt ("der zweite Tod"), wo ihn schreckliche Qualen erwarten. Diese Vorstellung, wie auch die Vorstellung eines Totengerichts, ist die Grundlage späterer christlicher Ideen (endzeitliches Gericht und "zweiter Tod" in der Johannesoffenbarung).

Zu gewährleisten, dass der Tote zur Seligkeit aufsteigt statt in Qualen zu stürzen, ist der Zweck der Rituale und Totensprüche. Werden diese durchgeführt bzw. vom Toten berücksichtigt, ist das Gelingen vorprogrammiert. Bis hierhin unterscheidet sich der Weg des toten Königs nicht vom Weg des Normalsterblichen: Beide müssen sich dem osirianischen Gericht stellen. Im Falle des Bestehens gehen sie aber getrennte Wege: Der König zu den Göttern der Sternenwelt, der Normalsterbliche zum schon erwähnten überirdischen Reich Sechet Iaru.

Allerdings können sich dem König nach Bestehen der Prüfung missgünstige Götter in den Weg stellen, um den himmlischen Aufstieg zu sabotieren. Zwar versucht er, durch Gebete die Unterstützung der Götter zu erlangen, kann damit aber scheitern, so dass gröbere Geschütze ins Spiel kommen, nämlich Strafandrohungen gegen feindliche Götter (Teil der rituellen Sprüche in den Pyramidentexten). Angedrohte Konsequenzen sind z.B. Nahrungsentzug und Ausstoß aus der göttlichen Gesellschaft.

Voraussetzung für die Wirksamkeit der Drohungen ist natürlich, dass das göttliche Potential des Toten dem seiner Widersacher überlegen ist. Laut den Pyramidentexten besteht an dieser Überlegenheit aber kein Zweifel; die Drohungen erreichen also garantiert ihr Ziel.

In der göttlichen Sternenwelt existiert der Tote, wie schon angedeutet, in mehreren Seinsformen simultan nebeneinander. Die wichtigsten heißt Ba, Ka, Ach und Sechem.

1) Ach: Der Seligkeitskörper des Toten. Er entsteht erst mit dem Eintritt in den Himmel.

2) Ba: Der Handlungskörper des Toten. Mit ihm vertritt er nach außen seine Interessen. Von vornherein in jedem Menschen angelegt.

3) Ka: Der Ernährungskörper des Toten. Er ist für die Nahrungsbeschaffung zuständig. Verkörpert in einer Statue des Toten, opfern ihm die Hinterbliebenen die für die Fortexistenz des Toten unerlässlichen Gaben. Da die Ägypter aber jede Möglichkeit in Betracht ziehen, auch das Ausbleiben von Opfergaben, werden bildliche Darstellungen von Nahrung in die Grabanlage gestellt, die das Ausbleiben zu kompensieren vermögen. Auch der Ka ist Teil jedes Menschen.

4) Sechem: Der Herrschaftskörper des Toten, symbolisiert im Zepter. Kraft dieses Körpers kann er über andere Götter herrschen. Er ist exklusives Attribut von Königen und vielleicht auch wichtigen Angehörigen der Oberschicht.

Mittels seines Ba und seines Sechem vermag der tote König auch in der irdischen Welt Macht auszuüben. Umso wichtiger sind Bemühungen, seinen Leib zu erhalten (Firewall-Funktion der Pyramide) und ihm auf rituellem Wege per Opfergaben Kraft zuzuführen.
 
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Die Königslisten und die Inschriften und Graffitis in den Entlastungskammern, wo der Name des Chufu/Cheops auftaucht
Die Echtheit der Inschrift mit Cheops´ Namen wird oft bezweifelt, es gibt Argumente für und wider. Da aber die Zweifler in hohem Maße zur Aliens-Fraktion zu zählen sind und ich hier vermeiden möchte, offen oder stillschweigend dazugerechnet zu werden, lasse ich das Thema auf sich beruhen, solange sich keine unwiderlegbaren Beweise für die Falschheit finden. [/QUOTE]

Da ich solche Details für nicht unerheblich finde, habe ich mich veranlaßt gesehen zu recherchieren: "Die Zuweisung der Großen Pyramide an König Cheops, den zweiten König der 4. Dynastie, ist eine der sichersten des Alten Reiches überhaupt. Sie ergibt sich aus mehreren unterschiedlichen Arten von eindeutigen Hinweisen und Beweisen" (Die Groe Pyramide - Nachweise dort).
 
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