aber an Klischees wird die schlechte Küstenverteidigung ja wohl weniger gekrankt haben, oder?
Gemeint waren nur die populären Darstellungen zum Mittelmeer 1940/43, bei denen sich hartnäckig Legenden zu den Italienern halten, die zT wohl noch aus der deutschen Kriegspropaganda oder der unmittelbaren Nachkriegszeit stammen.:winke:
Der Versuch einer Zusammenfassung:
Die italienische Luftwaffe stand in den 1920ern und 30ern in dem Ruf, eine der stärksten des Kontinents zu sein. Das bezog sich auf Innovationen (so zB den Lufttorpedo), aber auch auf die quantitative Stärke. 1940 war der Zustand ein völlig anderer - Gründe lasse ich mal außen vor: zahlenmäßig ungeeignet zur Bekämpfung von Seezielen, überholte Modelle, geringe Einsatzbereitschaft. Lufttorpedos waren vorhanden, die Produktion völlig unzureichend, Improvisationen wie die S.79 erfolgten, von denen zunächst 1940/41 nur geringe Stückzahlen auftraten.
Die italienische Marine befand sich bei Kriegsausbruch in der Umstrukturierung. Einsatzbereit waren nur die 2 Duilios, 2 Cavours in der Generalüberholung, 3 Littorios im Bau bzw. Fertigstellung. Kreuzer, Zerstörer und U-Boote waren in großer Zahl vorhanden, was sich angesichts der Schlachtschiffstärke der Briten nicht als entscheidend erwies.
In den ersten Gefechten gab die Regia Marina ein engagiertes Bild ab, und entzog sich auch nicht in der Unterlegenheit. Im Ergebnis wurde der normale Konvoiverkehr durch das Mittelmeer nach Großbritannien abgebrochen, und musste über Kapstadt umgeleitet werden. Tonnagemäßig wird das auf Strecke eine größere Auswirkung gehabt haben als der gesamte deutsche U-Boot-Krieg 1940/41. Versorgt wurden lediglich noch Nordafrika und Malta über die Mittelmeerrouten, dann jeweils mit beachtlichem Schutzaufwand.
Im November 1940 erhielt die Regia Marine der Rückschlag von Taranto, bei dem ein wesentlicher Teil der Schlachtflotte versenkt oder auf Monate außer Gefecht gesetzt wurde. Die britische Flotte gewann die Oberhand, wie sich bei Beschießung von Genua, dem Fiasko von Kap Matapan usw. zeigte. Damit waren auch die Versorgungslinien nach Nordafrika dauerhaft gefährdet.
Der deutsche Anteil an den Auseinandersetzungen schwankte beachtlich, ab Juni 1941 geprägt durch den Ostfeldzug. Nur punktuell, so ab Januar 1941 bis Kreta im Mai 1941, dann ab Dezember 1941 bis Mai 1942 ergab sich für die Luftwaffe eine Verstärkung im Mittelmeerraum, die jeweils die Lage deutlich veränderte und die britischen Seestreitkräfte sowie den Vorposten Malta jeweils gefährdete.
Schließlich ist der Faktor Öl zu beachten. Die Regia Marina hatte erhebliche Versorgungsprobleme, die fallweise durch Lieferungen der Kriegsmarine oder durch Veränderungen der rumänischen Versorgung gesteuert wurden. Tatsächlich befand man sich 1941/43 stets in der Situation, unzureichende Ölbestände für maritime Operationen zu besitzen. Zudem waren die Streitkräfte an den Schutz der Routen nach Libyen gefesselt. Minen für die Sperre der Straße von Sizilien waren nur in unzureichender Zahl im Kampf um die Sperren vorhanden.
Das kann nur ein grober Abriss sein. Für eine Diskussion müsste man jeweils in die einzelnen Phasen tiefer einsteigen, um die Optionen der Achsenmächte zu untersuchen. Das Stichwort ULTRA ist ausserdem gefallen: ab Feb. 1941 las man die Meldungen auf den Transportrouten mit, im März 1941 gelang ausserdem bei Kap Matapan der erste große Schlag gegen eine militärische Aktion der Achsenmächte.
Dass Ende 1941 die seestrategische Lage noch einmal zu kippen schien, lag schließlich auch an Entwicklungen auf anderen Kriegsschauplätzen, insbesondere Pazifik und Ostfront. Ab ca. Mitte 1942 traten die USA wirksam in Erscheinung, zunächst mit Luftstreitkräften.
P.S. Sizilien 1943 ist ein ganz anderes Thema, aufgrund der inzwischen eingetretenen gewaltigen alliierten Luftüberlegenheit.