Was du beschreibst klingt mehr nach der üblichen Taktik vor Napoleon, die Lineartaktik.
Man versuchte schlichtweg einen massierten Salvenbeschuss der gegnerischen Linie, hinter dem das Leben einzelner Soldaten oder individuelles Vorgehen völlig zurückstand. Da die Schussrate und Genauigkeit der damaligen Waffen relativ niedrig waren, hätte der Versuch gezielte Einzelschüsse aus Buchlage (die sich mWn schon mit der Verwendung von Vorderladern erledigt hatte) wenig gebracht, weshalb man die Qualität der Schüsse durch Quantität auszugleichen suchte.
Eine Frage an dich: Könntest du dir eine Alternative vorstellen?
Das Prinzip war in den Napoleonischen Kriegen das selbe. Ich beziehe mich jetzt nur auf die Französische Armee. Irrtümlicherweise wird die Kolonnentaktik als eine Erfindung der Revolutionskriege angesehen, aber das stimmt nicht, in Frankreich wurde mit ihr schon im ganzen 18.Jh. experimentiert und das unter realen Gefechtsbedingungen(!). Die Kolonnentaktik zielte auf den Durchbruch durch eine Linienformation bei Konzentration starker Kräfte an einem Punkt. Im Endeffekt bedeutet das aber auch bei gleichstarken Gegnern in Kolonne und in Linie, dass die Kolonne weniger Schützen effektiv zur Verfügung hat, also höhere Verluste hat. Der Vorteil ist die höhere Agilität auf dem Schlachtfeld und die Möglichkeit zum Durchbruch. Im Endeffekt erwies sich natürlich eine Kombination aus Kolonnen- und Lineartaktik als am geschicktesten.
Zu den Ausführungen von
Mitsch:
Die Kinofilme haben natürlich selten den Anspruch, ein Gefecht korrekt darzustellen, Dir wird auffallen, dass es dabei große Unterschiede gibt. Bei der französischen Armee, welche lange dreigliedrig aufgestellt war, was nachweislich erst per Anordnung Napoleon I. während seines Aufenthaltes im Herbst 1813 in Bad Düben abgeändert wurde, hatte verschiedene Feuerarten.
So gab es das Salvenfeuer, wobei das erste Glied abkniete und die zwei anderen über dieses anschlugen und alle Glieder zugleich schossen. Das brachte zwar in einem Moment eine gewaltige Ballung von Gewehrfeuer an einem Punkt, sorgt aber auch für Ermüdung, wenn das erste Glied (mit schwerer Ausrüstung) immer wieder aufstehen muss und abknien. Nach wenigen Salven war man dann sicherlich erschöpft.
Dann gab es eine Art Plackerfeuer, wobei alle drei Glieder im Stehen schossen, worauf es wohl in vielen Gefechten hinauslief und für die Männer des ersten Gliedes recht gefährlich gewesen sein muss.
Außerdem gab es ein Feuer, wobei nur die ersten beiden Glieder feuerten und die Musketen geladen vom dritten zum zweiten Glied durchgereicht wurden. Das bedeutete, dass das zweite Glied am meisten schoss und natürlich wie bei dem Plackerfeuer bisweilen zeitgleich vom ersten Glied geladen wurde, während das zweite schoss. Man kann sich also ausmalen, dass leicht die eigenen Leute verletzt oder getötet wurden.
Deutliche Änderungen gab es bei den Feuerungsarten in Frankreich nicht, da sich auch die Waffentechnik bei den Gewehren seit dem Ancien Régime nicht verbesserte.
Feststellen kann man allerdings, dass die Zahl der Leichten Infanteristen deutlich zunahm, welche plänkelten, statt in starrer Linienformation zu kämpfen, was diese aber auch beherrschten und taten, wenn es erforderlich war. Die Vermehrung der Leichten Infanterie setzte allerdings nach dem Siebenjährigen Krieg in allen Staaten ein. In Frankreich wurden allerdings anders als in den anderen Staaten für die Leichten Infanteristen (Chasseurs und Carabiniers) keine gezogenen Läufe an den Gewehren eingeführt, während in England, Preußen und Österreich die Jäger (milit.) über Büchsen verfügten, welche weit besser für gezielte Schüsse geeignet waren.
Zum Laden und Schießen in Bauchlage. Eigentlich ist das möglich, wurde allerdings in Frankreich unterbunden. Gründe gab es mehrere:
1. Die Moral wurde untergraben.
2. Das Aufstehen und Hinlegen erfordert Kraft.
3. Es dauert zu lange.
4. Liegende Soldaten konnten, wenn sie zu lange brauchten, von Kavallerie überritten/zertrampelt werden.
V.a. Dingen Letzteres ist nicht zu unterschätzen, da die Kavallerie noch als Schlachtenkavallerie eingesetzt wurde.