vermutlich ist das hierhttps://
www.habsburger.net/de/kapitel/gestatten-sie-mein-name-ist keine seriöse Quelle für abwertende und in folge stigmatisierende Namen, also auch legendenhaft
Dass unter den Habsburgern Familiennamen von Amts wegen zugeteilt wurden, ist keine Legende.
Johannes Czakai hat das für Galizien und die Bukowina in einer Dissertation untersucht:
Nochems neue Namen - Die Juden Galiziens und der Bukowina und die Einführung deutscher Vor- und Familiennamen 1772-1820, Göttingen 2021.
Die Behauptung, die Namen hätten gekauft werden müssen, dürfte auf Fiktion beruhen.
"Die ersten Publikationen, die sich fast ein Jahrhundert nach den historischen Ereignissen der Namensannahme der galizischen Juden widmeten, waren literarischer Art. 1877 veröffentlichten die Schriftsteller Karl Emil Franzos (1847-1904) und Leopold von Sacher-Masoch (1836-1895) unabhängig voneinander Geschichten, in denen die galizisch-jüdische Namensannahme erstmals knapp erwähnt wurde. Sacher-Masoch baute dieses Motiv aus und veröffentlichte 1878 die Erzählung
Der Handel um den Namen, die sich ganz um den Verkauf schöner Familiennamen an Juden in Galizien zur Zeit Josephs II. drehte. Zwei Jahre später publizierte auch Franzos einen Text mit dem Titel
Namensstudien (1880), der jedoch im Gegensatz zu Sacher-Masochs Erzählung als Tatsachenbericht angelegt war. In ihm schildert Franzos, wie Joseph II. seinerzeit persönlich jenes Gesetz erlassen habe, das die Juden Galiziens zwang, deutsche Familiennamen anzunehmen. Diese hätten sich jedoch geweigert, weswegen ihnen von Militärs beleidigende Namen aufgezwungen oder verkauft wurden. [...] Bei den
Namensstudien handelt es sich nicht um einen wissenschaftlichen Forschungsbeitrag, sondern um eine literarische Geschichtsfiktion, die jedoch so wirksam war, dass sie die Forschungslandschaft nachhaltig prägte. Der Text ist voller historischer Fehler und keiner der bei Franzos genannten grotesken Namen (wie etwa Kanalgeruch, Pulverbestandtheil und Temperaturwechsel) ist nachweisbar. Es ist offensichtlich, dass der Text mehr über Franzos und seine Zeit als über das 18. Jahrhundert verrät. Dennoch - oder gerade deswegen - war der Einfluss der
Namensstudien immens und ist es bis heute." (Czakai S. 22f)
Dass Beamte (entgegen den staatlichen Vorgaben) beleidigende Namen vergeben haben, mag allenfalls in Einzelfällen vorgekommen sein, lässt sich jedoch nicht nachweisen. "Der Staat hatte kein Interesse daran, Juden mit absichtlich negativen Namen zu belegen. Die Vorgaben zur Benennung von 1785 zielten darauf ab, möglichst viele - neutrale - Wörter zu bilden, nicht Juden zu stigmatisieren." (Czakai S. 305)