"Der Winter, der ein Sommer war" (1976)
"Der Winter, der ein Sommer war" (1976) Regie u. Drehbuch: Fritz Umgelter
Ich bin nun endlich in das mehr oder weniger große Vergnügen gekommen, den Fernsehdreiteiler von 1976 anzuschauen. Ich werde diesmal Handlung und inhaltliche Fragen zusammen verschmelzen.
waren klar Baudenkmälern zuzuordnen.
Ich war als Kind zu Besuch bei meinen Großeltern, als damals an Originalschauplätzen gedreht wurde. 1976 konnte man in der Festung Ziegenhain noch durchs Lüdertor reiten, seit der spektakulären Flucht des Gefangenen Lothar Luft, befindet sich dort eine Panzerkette. Lufts Adoptivsohn hatte sich in Stadt Allendorf einen Panzer ausgeliehen und hatte kurzerhand das Tor zertrümmert.
Vor kurzem habe ich die Verfilmung in einer ausgedehnten Fassung noch einmal gesehen. Insgesamt schaffen es die guten Darsteller, dass man gewisse Widersprüche der Logik übersieht.
Die größten Widersprüche:
I.
Bei näherer Betrachtung ist die Handlung so etwas von unlogisch. Robert Skelnik Senior und Freder Soermann haben den alten Landgrafen um 60.000 Dukaten abgezockt. Das war ca. 25 Jahre bevor die Handlung einsetzt. Soermann kehrt nach über 20 Jahren in die Schwalm zurück und lässt sich unter seinem wirklichen Namen anwerben. Er ist der Deserteur nach dem die ganze Gegend sucht, er hat die Flucht aber nur unternommen, um als Lockvogel zu gieren, damit die Räuberbande des Langen Hoym den Transport mit dem Sold für die Festung Ziegenhain ausrauben kann.
Das wäre ungefähr so, als würde Lothar Luft nach 20 Jahren zurückkehren und unter seinem wirklichen Namen sich um einen Job in der JVA Schwalmstadt bewerben.
Natürlich hat man den Namen Luft in der Schwalm nicht vergessen, und genauso wäre es auch bei Freder Soermann.
II. Entfernungen und Omnipräsenz
Anna und Gottfried von Haynau müssen in der Stellmacherei einen Mercedes oder eine Cessna stehen haben. Anders ist es nicht zu machen, wenn beide am gleichen Tag von Soermanns Flucht an einer Party des Landgrafen in Wkilhelmshöhe teilnehmen. (Das Schloss wurde erst 10 Jahre später gebaut) Gottfried von Haynau ist aber plötzlich wieder in der Schwalm, nimmt eine Abordnung seiner Bauern entgegen. Das wäre schon knapp, wenn sein Chauffeur nach Kassel-Calden fährt und er mit dem Fallschirm über Willingshausen abspringt, wo sich das Palais von Schwertzell/ das Haus der Haynaus befindet, mit Pferd und Wagen nicht zu schaffen.
Claus von Haynau spricht seinen Stiefbruder an, ob er mit offener Jacke nach Kassel (!) reiten wolle. Das sind von der Festung Ziegenhain 55 km Entfernung, vom Palais von Schwertzell mehr als 60 km. Das reitet man nicht mal eben so.
III.
Robert von Haynau ist Kaufmann. Der soll sich spontan dazu entschließen mit Soermann die Tressenfabrik zu berauben? Wenn man sich zur zur Auswanderung entschließt, dann geht man doch nicht ins Blaue. Abgesehen davon fährt er auf gut Glück los, in der Hoffnung, dass sein Vater immer noch nahe Trenton lebt.
Kleinigkeiten, die bei der Unlogik gar nicht so ins Gewicht fallen:
I. In Nordhessen spricht man kein Äbbelwoi-Hessisch.
II. In den Dörfern wurde Schwälmer Platt gesprochen, in der Festung Ziegenhain schlechtes Hochdeutsch.
III. Johann Rall war niemals Kommandant der Festung Ziegenhain, und die Festung wurde auch niemals von einem Oberst (wie Marburg), sondern immer von einem Generalleutnant kommandiert.
IV. Schloss Wilhelmshöhe wurde erst unter Wilhelm IX. und gut 10 Jahre später erbaut.
Es gab allerdings schon den Weißenstein-Flügel wo Friedrich II. auch starb und auch den Bergpark und die Kaskaden.