Bratislava liegt aber so nah der Grenze, dass ich es auch so nicht als ziehenden Ausreißer betrachten kann.
Ich verstehe allerdings immer noch nicht ganz, was mit der Erkenntnis, dass die meisten bekannten Bildnisse dieser Art in Territorien zu finden sind, die irgendwann mal zum Heiligen Römischen Reich gehörten an weiterer Erkenntnis verbunden wäre.
Das wäre, denke ich, allenfalls dann interessant, wenn man es dahingehend verallgemeinern könnte, dass solche Darstellungen für das Heilige Römische Reich insgesamt typisch gewesen wären, wobei du ja selbst bereits auf das Auffällige Fehlen solcher Darstellungen im Notrdwesten und weiten Teilen des Südens hingwiesen hattest.
Im Bezug auf das Reich und seine Grenzen wäre neben dem augensicheinlichen Fehlen in den Niederlanden in Lothringen, Burgund und Norditalien weiterhin auch noch auf Fehlen In Hinterpommern, der Neeumark und Schlesien hinzuweisen, im Hinblick auf den Sprachraum noch darauf, dass in den beiden Preußen und in den ehemaligen deutschsprachigen Siedlungszenntren im sonstigen Baltikum nichts vorhanden zu sein scheint.
Bei der Karte wäre wirklich interessant zu wissen, welche Region Europas wie stark unter die Lupe genommen wurde und ob das Fehlen vonn Schmähdarstellungen dieser Art in bestimmten Räumen möglicherweise einfach mit dem Vorhandensein regional anderer Formen von Schmähungen dieser Art zu erklären ist.
Inwieweit Schweden für so etwas attraktiv war, kann ich nicht sagen.
Ebenso interessant wie die Frage nach den Bauhandwerkern, dürfte gerade im Bezug auf Schweden auch die Frage sein, woher es kam, dass man hier für dieses Motiv offen war und es beauftragte, wenn wir mal davon ausgehen wollen, dass das eine Darstellungsform ist, die vor allem im deutschsprachigen Raum/im Raum des Heiligen Römischen Reiches ihre Verbreitung hatte.
In diesem Fall würde man wohl als erstes an eine Verbreitung über den Austausch an den Ostseehäfen denken und dann beim Blick auf die Karte darüber stolpern, dass die Darstellung gerade in diesem Raum nicht überliefert zu sein scheint, vielleicht mit Ausnnahme von Bützow, dass sich noch einigermaßen in diesen Raum einordnen ließe, wobei dass sicherlich kein Hotspot in Richtung Austausch war.
An dieser Stelle wäre interessant zu wissen, ob die Darstellung in Bützow älter oder jünger ist, als die Darstellungen in Schweden und ob das dementsptechend möglicherweise über Bützow vermittelt werden konnte, oder ob die schwedischen Darstellungen älter sind und das dementsprechend nicht sein kann.
Sollte eine der schwedischen Darstellungen älter sein als die in Bützow, würde ich das als starkes Indiz für die Unvollständigkeit der Karte im nordddeutschen Raum werten, weil mir dann irgendwie die Brücke nach Skandinavien fehlen würde.
Eine andere denkbare Erklärung für einen Transfer aus dem Reich nach Schweden wären eventuell noch Kleriker, die bevor sie nach Uppsala und in die entsprechende Gegend gingen im Reich gewirkt und dort die Idee dieser darstellung mitgebracht haben könnten, was mich zu der Frage führt, ob jemals Kleriker aus dem Reich auf den Bischofsstuhl von Uppsala berufen wurden, die das vielleicht mitbrachten.
Da die entsprechenden Darstellungen, gemäß dem Wiki-Artikel erst ab 1230 greifbar sind, wird man einen Transfer im direkten Zusammenhang mit der Missionsarbeit im Ostseeraum wahrscheinlich ausschließen können, insofern das Bistum Uppsala bereits seit 1140 bestand und die Missionsbemühungen in Skandinavien selbst spätestens mit der Gründung des Bistums Lund bereits 1060 angelaufen waren.
Das entsprechende Säulenkapitell in Uppsala um das es geht, soll wohl auf etwa 1350 datieren.
Die Liste der (Erz)Bischöfe von Uppsala sowohl in der deutschsprachigen, als auch in der englischsprachigen Wiki sind in diesem Zeitraum leider lückenhaft, bzw. es sind wohl die Namen der entsprechenden Kleriker bekannt, aber zu einigen davon gibt es keine Seiten in den jeweiligen Sprachen.
Insofern das allerdings alles "-son"-Namen sind, springt da in der Zeit keiner heraus, bei dem ich einen Hintergrund bzw. eine Herkunft von außerhalb Skandinaviens unbedingt vermuten würde.
Bliebe natürlich noch die Möglichkeit dass gegebennenfalls ein Teil der priesterlichen Ausbildung im Heiligen Römischen Reich absolviert wurde, allerdings würde jede Form universitäter Ausbildung hier ausscheiden, weil die Universitäten im Reich erst danach oder ungefähr zeitgleich (Prag) entstanden, alleerdings wären natürlich Reisen nach Frankreich oder Italien zwecks (Aus)Bildung oder in kirchlichen oder anderen Angelegenheiten mit Zwischenstopp in Orten im Reich, wo sich solche Darstellungen finden konnten, denkbar.
Bei Gniezno (Gnesen) bin ich mir zwar nicht hundertprozentig sicher, ob es seit dem Mittelalter stets zum polnischen Königreich gehört hat oder zeitweise doch als Teil des Deutschen Ordensstaates oder einer anderen Herrschaft unter der Herrschaft des Heiligen Römischen Reiches war. Das polnische Königreich war jedenfalls bis ins 18. Jahrhundert nicht Teil des Heiligen Römischen Reiches.
Gnesen selbst war nie Teil des Heiligenn Römischen Reiches und auch nie Teil des Ordensstaates, der sind im Süden nie über Westpreußen ohne den Netzedistrikt ausdehnte.
Die Satdt gehörte seit ihrer Gründung bis sie im Zug der zweiten polnischen Teilung dann an Preußen ging, stetz zu Polen, genauer zur Landschaft "Wielkopolska" und den sich in der Tolge unter den Piasten und Jagiellonen entwickelnden Teilfürstentümern/Apanagen später Woiwodschaften.
Analog zum Transfer von Bauhandwerkern aus dem Reich erscheint auch eine Orientierung an dort vorkommenden regionalen Traditionen, bzw. dessen Kopieren durchaus nicht unplausibel, und insofern der Osten des Heiligen Römischen Reiches ja durchaus sprachlich nicht homogen war und für Teile Brandenburgs/Sachsens, später Pommern und Schlesien auch Priester benötigt wurden, die idealerweise die slawischen Dialekte beherrschten dürfte sich auch eine gewisse Mobilität des Klerus ergeben haben.
Stellt sich allerdings auch hier die Frage, ist in Polen dahingehend flächendeckend geforscht worden, oder stellt Gnesen in diesem Zusammenhanng eher einen Zufallsfund dar, der deswegen ohne nähere Untersuchung der weiteren Umgebung katalogisiert und kartiert wurde.
Ich hatte mich ja, was den Zusammenhang mit Schweden angeht bereits dahingehend geäußert, dass mich das angebliche Fehlen der Darstellungen im Bereich der Ostsee stutzig macht und bei mir die Frage aufwirft, ob da nicht möglicherweise Dinge übersehen wurden, die Mutmaßung würde ich auch auf die pommersche Küste übertragen wollen.
Der andere Punkt, der mich im Punkto Polen etwas stutzig macht, ist das Fehlen dieser Darstellungen im schlesischen Raum, wo sich die deutschen und böhmisch/tschechischen Einflüsse mehr oder minder überlappten.