Ja, aus ihm jetzt aber einen Mäzen zu machen, ich weiß nicht. Jedenfalls hinterließ er auf seine Nachwelt einen bleibenden Eindruck, das vor allem nicht unbedingt positiv...
Ich wollte aus ihm auch nicht DEN Mäzen machen. Sondern ich fand die hier gebrachten Sätze, er habe überhaupt gar nix ausser Terror über die Welt gebracht, nix hinterlassen, keine Kultur, usw., im Widerspruch zu meiner Literatur und dem was ich in deutschen Museen gesehen habe.
Diese Aussagen waren einfach übertrieben, gekennzeichnet offensichtlich von Unkenntnis.
Hoffentlich konnte ich diese Lücke in der Kulturgeschichte ein wenig schließen, auch wenn hier die meisten wohl "Fans" der Militärgeschichte sind.
Das ändert nichts daran, dass er meist negativ in der Geschichte gesehen wird, trotz kultureller Blüte durch deportierte Künstler und Gelehrter.
Das er ein "Psychopath" war, lese ich nicht in den bisherigen Stellen meiner Literatur. Dieses Urteil soll wohl vor allem dazu dienen, es sich einfach zu machen, statt sich mit seiner komplexen Persönlichkeit auseinander zu setzen?
Denn obwohl er meist negativ gesehen wird, wird er doch auch im Westen nicht selten für seine militärische Begabung als Stratege und Taktiker gerühmt und bewundert. Er war auch kein ungebildeter Barbar, wie oft verunglimpft, sondern beherrschte das Persische, umgab sich auch privat mit Künstlern, Wissenschaftlern und Gelehrten seiner Zeit und diskutierte mit ihnen.
Was sich ausserdem hier sagen lässt, ist der ewige Gegensatz zwischen Sesshaften und Nomaden, denn Timurs Reich war letztlich ein Nomadenreich.
Übrigens wurden nicht selten auch deshalb die Städte zerstört, nachdem sie die Warnung übergangen haben zu rebellieren. Also viele sind erst nach der Eroberung zerstört worden, mit aller Grausamkeit, um jegliche Aufstände anderer Regionen und Städte gleich dadurch im Keim zu ersticken.
In religiöser Hinsicht führte er das mongolische Erbe der "Toleranz" fort. Er kämpfte zwar auch für den Glauben, aber der orthodoxe Islam wurde von ihm nicht forciert, so dass Sufitum, Volksislam, Astrologie, ja selbst Schiitentum aufblühten. Er versuchte das mongolische Gesetz (yasa) mit der Scharia (=islam. Gesetz) zu verknüpfen und bestrafte Übergriffe auf Kaufleute schwer, so dass wie in der Pax Mongolica sichere Reise- und Handelswege entstanden, wie wir durch ein gut funktionierendes Nachrichten und Post-System erfahren können.
Ausführlich wird im Buch: Markus Hattstein (Hrsg.):
Islam. Kunst und Architektur. auf die große künstlerische Blüte unter den Timuriden eingegangen, welches
ein Grund dafür ist, dass diese Epoche ihre Bewunderer findet. (siehe oben die Bewertung Timurs durch Monika Gronke)
Man kann auch in die Britannica schauen, um eine Bewertung oder eine Gewichtung zu ersehen:
Timur (Turkic conqueror) -- Britannica Online Encyclopedia
ggf. auch nur als mobile (Handy-)Version abrufbar:
Britannica Mobile - iPhone Edition
"Timur was, above all, master of the military techniques developed by Genghis Khan, using every weapon in the military and diplomatic armory of the day. He never missed an opportunity to exploit the weakness (political, economic, or military) of the adversary or to use intrigue, treachery, and alliance to serve his purposes. The seeds of victory were sown among the ranks of the enemy by his agents before an engagement. He conducted sophisticated negotiations with both neighbouring and distant powers, which are recorded in diplomatic archives from England to China. In battle, the nomadic tactics of
mobility and surprise were his major weapons of attack.
Timur’s most lasting memorials are the Timurid architectural monuments of Samarkand, covered in azure, turquoise, gold, and alabaster mosaics; these are dominated by the great cathedral mosque, ruined by an earthquake but still soaring to an immense fragment of dome.
..."
Ich habe mal in meine Biographie über Timur von
Tilman Nagel geschaut:
Dicker Wälzer, ich suche mal nach Zusammenfassungen. In der Einleitung wird anfangs gleich das Bild gezeichnet, welches hier teilweise auch gezeichnet wurde: Schlimmer noch als Dschingis Khan, nichts als Ruinen hinterlassend, usw. Keinesfalls wird das Leid durch den Ausbau der glanzvollen Metropole aufgewogen, usw. (aus einem deutschen Geschichtsbuch der 60er Jahre)
Dann schreibt der Autor gleich darauf, ob es nicht merkwürdig sei, dass trotz all der bekannten Tatsachen vor 400 Jahren das Urteil über Timur ganz anders gewesen sei. So zitiert er Genuesen, die ihn positiv sehen, und zwar nicht nur wegen dem Sieg über die Osmanen.
Er werde in einem Atemzug mit Cäsar, Alexander und Darios in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Literatur gerühmt.
Der Einfluss dieses positiven Timurbildes reiche vom 15. Jh. über Marlowe (1564-1593) bis Händel 1724!
Ich breche hier mal ab, um mich der Einleitung näher zu widmen, und mal einige zusammenfassende Sätze über Timur in diesem Standardwerk zu suchen. Denn das ganze Buch dreht sich darum, wer Timur ist, und was man von ihm zu halten habe.
Scheint doch recht interessant zu sein, mal unter die Oberfläche eines "Steppen-Hitlers" zu schauen....
Muss aber in ner Stunde ins Kino... hoffentlich schaffe ich es vorher die 500 Seiten durchzuforsten...falls es wen interessiert...