Ich habe mir zwischenzeitlich einmal das Buch "Die Hunsrück-Eifel-Kultur am Mittelrhein" von H.-E. Joachim besorgt, das 1968 in Köln erschienen ist.
Danach scheint es in der Tat so zu sein, dass diese Kultur eine Gruppe der späten Hallstattzeit und älteren La-Tène-Zeit ist. Der Autor weist auf Flach- und Hügelgräber hin und auf Körper- und Brandbestattung als Bestattungsform. Ferner sind im jüngeren Abschnitt reiche Gräber mit Wagen und Bronzesitulen als Beigaben anzutreffen. Insgesamt ergibt sich also ganz eindeutig eine sich kontinuierlich entwickelnde keltische Kultur, die archäologisch bestens dokumentiert ist.
Ich muss zugeben, dass ich verblüfft war, denn ich hätte nie vermutet, dass Hallstatt- und Latène-Kultur so weit nach Norden reichen würden.
1968 ist eine Weile her, inzwischen ist die HEK zwar als eigenständige Kultur mehrfach bewiesen und anerkannt, allerdings nicht als völlig im keltischen Kulturraum angesiedelt. Die frühe HEK war nach dem Stand der heutigen Wissenschaft bestenfalls stark "keltisch" beeinflusst. Dass die HEK sich kontinuierlich entwickelt hat und auch massgebenden Einfluss auf die keltische Latène-Kultur hatte, ist ME klar. Ebenso klar ist, dass im Gebiet der HEK zu Caesars Zeit, der keltische Stamm der Treverer lebte.
Die Bandkeramiker haben mit den Kelten nicht das mindeste zu tun. Zum einen liegen sie zeitlich viel zu weit auseinander (etwa 4000 Jahre), zum anderen handelt es sich um ganz entgegengesetzte Kulturen. Im übrigen bestatteten die Bandkeramiker ihre Toten nicht unter Erdhügeln, sondern in Flachgräbern als Hocker in Gruben.
Die Kurgan-Leute sollen - falls man dieser Hypothese folgen will - im 3. Jahrtausend v. Chr. aus dem südrussischen Steppengebiet nach Ost- und Mitteleuropa eingewandert sein. Auch hier gibt es schon aus zeitlichen und wohl auch ethnischen Gründen keine Verbindung zu etwaigen Kelten, die ja erst im 8. Jh. v. Chr. als Volk fassbar werden.
Hügelgräber findet man vor allem während der mitteleuropäischen Bronzezeit (16-13. Jh. v. Chr.) und in der Hallstatt- und La-Tène-Zeit.
Ursprünglich fragt man hier, ob die Treverer Kelten waren. Die Antwort, sie waren ein keltisch-germanisches Mischvolk, greift ME viel zu kurz. Erst Caesar hat die Bevölkerung östlich des Mittelrheins pauschal als Germanen und die Treverer, ebensopauschal, als Kelten definiert.
ME hat es während der frühen HEK (also einige Jahrhunderte vor Caesar) in der Region keine Germanen gegeben, aber auch kaum Kelten.
Jedenfalls nicht als Volk. Wiegesagt, mag ich sowieso nicht von Ethnien reden, sondern von Kulturkreisen.
Bestattungssitten werden allgemein als kulturelle Merkmale anerkannt, die HEK kannte wechselnde Bestattungsarten, zum Teil datieren zusammenhängende Gräberfelder sogar bis weit in die Bronzezeit zurück.
Flachgräber, Hügelgräber in allen Variationen, Brandbestattungen, Körperbestattungen in diversen Särgen, Kammern oder Gruben, in liegender oder hockender Stellung... Während der HEK hat das variiert, vorher auch schon. Nicht, dass es immer Alles bunt durcheinander gab, im Einzelnen lässt sich das durchaus zeitlich differenzieren.
Ich gehe davon aus, dass der Hunsrück zu der betreffenden Zeit eine sehr verkehrsreiche Gegend mit relativ wenig, aber einheimischer Bevölkerung war. Über die Jahrhunderte gab es mal mehr, mal weniger Bewegung. Es gab aber immer eine gewisse Kontinuität.
Wenn ich nun frage, woher stammen die Treverer, die als keltischer Stamm durchaus wesentliche Unterscheidungsmerkmale zu anderen westkeltischen Stämmen haben, und behaupte, sie sind aus einem Schmelztiegel althergebrachter Kulturen entstanden, frage ich mich durchaus, ob nicht einige Jahre vorher die Bandkeramiker oder die Kurganleute eine kulturelle Rolle gespielt haben könnten. Insbesondere, wenn es es um Kulturrmerkmale geht, die sich nicht nur an der Grabsitte festmachen.
Wiegesagt kann ich da nicht wirklich mitreden.
Gerade lese ich genauer über bronzezeitliche Befunde meiner Region
Rieckhoff sagt zum Hunsrück, dass er immer eine friedliche Gegend war, ich hoffe nicht, dass Ihre Interpretation an zugegebenermassen durchaus mangelnden Befunden scheitern mag...
Persönlich glaube ich an eine Bevölkerungskontinuität mit grundsätzlich kulturellen Ursprung und breiter Basis, weitergeprägt durch andere kulturelle, politische und klimatische Einflüsse.
Die Erstbesiedelung des Hunsrücks ist nicht belegt, hiesige Einzelfunde datieren aus der Jungsteinzeit, manche Archäologen reden von bronze- oder eisenzeitlichen Besiedlungswellen, bzw. auch von entsprechender Erstbesiedlung. In Südfrankreich habe ich altsteinzeitliche Belege für den Handel mit dem Mittelrheingebiet gesehen, in Neuwied zeitlich passende Befunde.
Warum sollten handeltreibende Kulturen, lange vor den Kelten, ausgerechnet den Hunsrück als zentralen Verkehrsknoten, nicht gekannt haben?!
Woher stammen Parallelen zwischen indischer Kultur und der Kultur der Kelten, wenn nicht aus einem gemeinsamen Ursprung?
Welche Kultur da den Ursprung gegeben hat, weiss ich nicht
Ich taste mich durch und bin durchaus dankbar für passende Antworten oder Kritik
IMHO sind die Treverer ein Ergebnis jahrtausendelanger kaufmännischer Aktivität und ebensolanger Wanderung.
Caesar hat sie so genannt, Rom hat später nach Ihnen eine Hauptstadt benannt, tatsächlich gab es ME in wesentlichen Teilen Zentraleuropas vor Caesars Zeit weder Kelten, noch Germanen, sondern eine stämmige Bevölkerung, mit bunt gemischtem kulturellem Hintergund.
In der Region Mosel-Eifel-Hunsrück, in Teilen des Saarlands und in Luxemburg muss sich vor diesem Hintergrund etwas entwickelt haben, das Caesar als Volk der Treverer bezeichnete. Caesar war eigentlich weniger archäologisch interessiert.