Nein, ein Frauenparadies war die DDR gewiss nicht. Einerseits wurden wir gefördert und konnten uns qualifizieren, andererseits ließ man uns mit unseren Problemen allein; einerseits hatten wir eine merkwürdige Entscheidungsfreiheit - einen § 218 kannten wir nicht - andererseits wurden wir ständig bevormundet.
Aber diese Konflikte zwischen der Pflicht zu ständiger Leistungsbereitschaft und der dauernden politischen Entmündigung teilten wir mit unseren Männern. Deswegen erlebten wir sie kaum als Konflikte zwischen Mann und Frau, sondern vor allem zwischen der herrschenden Partei und dem Volk. Vielleicht trug das dazu bei, dass sich keine eigenständige Frauenbewegung entwickelte.
(Gabriele Möhring, in: Praxis Geschichte, 4/1993, S. 36)