@lucrezia
Ich will diese Diskussion auch nicht überspannen. Ich habe nur Denkanstöße in Richtung auf die Anfangsfrage gegeben: (sinngemäß)
"Warum strebte ein Deutscher König nach Kaisertitel, wenn das doch offenbar auch Jahrzehnte lang ohne geht?"
deSilva>>
Das sollte eigentlich in einem Aufwasch (oder sagen wir mal: im gleichen Jahr) geschehen. Wahl zum König durch die Reichsfürsten (weltlich, wenn auch die meisten Bischöfe waren ) und (spirituelle) Erhöhung durch den Papst.
lucrezia>
In welchen normativen Quellen steht denn, dass es möglichst zügig gehen sollte? Die Regel ist doch eher, dass die Kaiserkrönung erst einige Jahre nach der Königskrönung erfolgte. Schließlich mussten die meisten frischgebackenen König erst ihre Position im Reich festigen, bevor er sich auf den Weg nach Italien machen konnten.
deSilva
Richtig, das waren dann die "Sachzwänge". Aber es gab keine formelle Warte- oder Bewährungszeit!
deSilva>>
Nach den sinnlosen Reichsteilungen unter seinen Söhnen und Enkeln (Tja, fränkisches Recht ist eben fränkisches Recht) Ist der Kaisergedanke eigentlich logisch sinnlos. Also Herrscher aller Christen, außer den französischen, und außer den englischen, und außer den spanischen, und, und...
lucrezia>
Warum sollte der Kaisergedanke danach sinnlos werden?
deSilva
Ich habe "...LOGISCH sinnlos.." geschrieben. Schon der Gedanke einer Erbteilung ist ein Widerspruch zur vereinigenden Idee des Imperiums. Was bleibt ist ein REST, mag es auch ein großer Rest sein. Mich wundert, dass die Zeitgenossen das nicht so gesehen haben. Vielleicht war es genau diese "Blindheit", die die Symbolhaftigkeit des Kaisertums ermöglichte?
deSilva>>
Ab dem 14. Jh. waren dann (bis auf Karl V) die Päpste auch gar nicht mehr notwendig!!
lucrezia>
Worauf spielst du hiermit an?
deSilva
Sorry, ich habe da die Zeiten etwas durcheinander gebracht .-( Maximilian I war erst 1508; ich hatte im Sinn, es hätte schon mit der Goldenen Bulle begonnen. Ich bin kein eben kein Fachhistoriker :-( Doch im Prinzip war eben DANACH kein Papst mehr nötig - und man wurde doch Kaiser. Und es schien kein Kaisertum 2. Klasse gewesen zu sein (es sei denn, man sieht das ganze Kaisertum der damaligen Zeit schon als zweitklassig an...)
deSilva>>
Dass die Stellung des Kaisers eine Sache des "Bluts" wäre, konnte von der katholischen Kirche allerdings nur schwer akzeptiert werden, so war das "Wahlkönigtum" also eine durchaus akzeptable Konstruktion.
lurezia>
So pauschal ist das doch nicht zu sagen! Wenn, dann musst du schon die Zeit nennen, auf die du dich beziehst.
deSilva
Es war eine Antwort auf Josefines "heiliges Blut der Könige". Das sind grundsätzlich "heidnische" Vorstellunge
Das Wahlkönigtum, insbesondere nach der Aufwertung der Erzbischöfe im Kurfürstenkollegium, war für den Papst bedeutend angenehmer als eine "starke Dynastiie". Sorry, keine Quelle dafür :-(
deSilva>>
Die Goldene Bulle war dann der zweite Nagel im Sarg des Reichs...
lucrezia>
Goldene Bulle als Sargnagel des Reichs? Das aber bitte mal für Blondinen erklären...
deSilva
Der König/Kaiser vergibt die wichtigsten Privilegien an die Reichsfürsten, speziell die Kurfürsten. Als ich die Bulle - vor vielen Jahren - mal gelesen hatte, dachte ich (an das jedenfalls erinnere ich mich noch): "Nu hat er nix mehr!!"
- beginnender Rückzug auf die Hausmacht (bei Karl: Böhmen)
- Vererbbarkeit des Kurfürstentitels
- Absolute Rechtshoheit der Kurfürsten ("privilegium de non appellando/evocando")
- kein Einfluss mehr auf die eigene Nachfolgeregelung