Warum schloss sich das Osmanische Reich den Mittelmächten und nicht den Alliierten an

Es gab keine russischen "Dreadnoughts" 1914 im Schwarzen Meer, nur 5 "Pre-Dreadnoughts" (Halpern: A Naval History of World War I, S. 17). Dieser Zustand hätte sich frühesten ca. 1917 verändert durch entsprechende Neubauten.

Sorry, Du denkst zu eindimensional! Sicherlich waren die Imperatriza Marija-Klasse 1914 noch nicht in Dienst, aber der Bau der drei Schiff war stark vorangeschritten, so wie auch der Ankauf der in Auftrag gegeben bzw. der Gelegenheitskauf der türkischen Marine 1914 keinen Übernahme fand. Der Bau von Kriegsschiffen ist eine langwierige Angelegenheit und nicht erst als Bestand definiert, wenn die Schiffe Gefechtsbereit sind.
PS: Nur Quellen nutzen dabei auch nicht immer als Beweis ...:fs:
Wie verletzlich Großkampfschiffe in diesen engen Gewässern waren, zeigte dann "Gallipoli".
Das war eine stümperhaft durchführte Amphibische Aktion ... der Vergleich hinkt. Die alten Linienschiffe die versenkt wurden, waren zur Landungsunterstützung angedacht, nicht zum Seekampf.

Wenn Du meine Darstellung widerlegen willst, solltest Du anführen dass z.B., als die Imperatrizas in Dienst waren, in einem Gefecht aufzeigten, daß diese der Goeben überlegen waren, nur mangelnder Führung falsch eingesetzt wurden.

Und die Goeben war 1914 vermutlich das leistungsfähigste Schiff im ganzen Mittelmeer. Was sie auch sein mußte, da nur ihre Geschwindigkeit eine "Hit and Run" Taktik garantierte und die Übermacht der anderen Seestreitkräfte kompensieren konnte (vgl. G. Staff: German Battlecruisers of World War I, Chapter 3, The Large Cruiser of 1909 H Goeben).
Aber nur, weil das Schiff sich der RN entziehen konnte, eben im Schwarzen Meer!

Viel wichtiger als die Goeben war, dass Souchon die Schwachstellen der Küstenverteidigung frühzeitig erkannt hatte und entsprechende Spezialisten aus Deutschland die Küstenartillerie und die entsprechenden Minengürtel optimiert hatten. Diese Maßnahmen sicherten die "Straße" gegen die überlegenen Seestreitkräfte der Entente und nicht die Goeben.

Also war doch Souchon wichtig für die Aufgaben des Schutzes der Türken in der Meerenege und hat somit von deutscher Seite Einfluss geübt? Das hat aber Silesia wiederlegt oder zumindest wiedersprochen.
 
Also war doch Souchon wichtig für die Aufgaben des Schutzes der Türken in der Meerenege und hat somit von deutscher Seite Einfluss geübt? Das hat aber Silesia wiederlegt oder zumindest wiedersprochen.

Silesia bezog sich auf die Kampfkraft des Schiffes und ich bezog mich auf die Analyse der Verteidigungsstellungen durch Admiral Souchon, der den Oberbefehl über die osmanischen Seestreitkräfte übernommen hatte.

Das Wirken der deutschen Berater sollte man korrekt einschätzen, nicht über- aber auch nicht unterschätzen, wie Erickson es deutlich formuliert (History of World War I. Gallipoli & The Middle east 1914 - 1918).

Ihre Schulung der osmanischen Offiziere vor 1914 war wertvoll und die Tätigkeit der deutschen Offiziere, sehr häufig in leitender Stabstätigkeit, hat nach 1914 /15 die Kampfkraft der osmanischen Verbände deutlich erhöht.

Ganz zu schweigen von der finanziellen Unterstützung eines nahezu bankrotten Osmanischen Reichs in 1914. Da war wohl der wichtigste Hebel überhaupt vorhanden durch den die Osmanen überzeugt wurden und der Großteil der Summe wurde auch erst nach Eintritt des Osmanischen Reichs in den Krieg auf der Seite der Mittelmächte gezahlt.
 
Das bedeutet, ohne den dt. Schlachtkreuzer, wäre die Türkei dennoch auf die Seite der Mittelmächte getreten?
Wenn das östliche Mittelmeer aber so "unwichtig" für den Navalismus sich darlegt, warum ist dann der Zugang zum Schwarzen Meer spätestens sein 1856 immer wieder im Fokus internationaler wie türkische und russischer Maritimer Aktivitäten?

Ich denke, der dt. Schlachtkreuzer spielte zu dem Zeitpunkt eine entscheidende Rolle, war er für die türkische Marine eine moderne Verstärkung zu den russischen Dreadnoughts, der diese im Schwarzen Meer gebunden hat. Ohne dieses Schiff, wären die Dardanellen von beiden Seiten bald in der Hand der Entente gegangen.

Ich kann Deine These von der Bedeutung der Goeben nachvollziehen, weil das so auch in verschiedener Marineliteratur anklingt.

Das halte ich aber für zu enge Betrachtungsweise. Das OR trat auf der Seite in den Krieg ein, von der man das Meiste erwarten konnte. Oben werden die territorialen und politischen Ziele deutlich, und da ging es um Revision an der Ostgrenze.

Thanepower hat einen weiteren höchst wichtigen Aspekt angesprochen: die ökonomische Seite des Krieges. Neben den deutschen Unterstützungen für die Armee (und hier ist weniger die Schulung wichtig, sondern die deutsche Unterstützung für die Mob.- und Operationspläne) wurde die finanzielle Unterstützung angesprochen. Noch vor Kriegseintritt trafen die ersten 5 Mio. in Gold per Zug ein: Kriegführung kostet Geld, und die Kriegskasse der Osmanen war im August 1914 leer!
 
Beim Kriegseintritt des Osmanischen Reichs muss man die nähere Geschichte berücksichtigen .
Abgesehen von Deutschland hatten alle anderen Europäischen Mächte Stücke aus dem Reich "gebissen " .
Italien hatte gerade erst Libyen annektiert , der Balkankrieg gegen Länder die noch kurz zuvor zum Reich gehörten ging verloren .
Die KuK-Monarchie hatte Bosnien annektiert (1908) .
England hatte sich Ägypten unter den Nagel gerissen .
Russland beherrschte das ehemals türkische Schwarze Meer und hatte in 10 Kriegen Stück für Stück Teile aus dem Reich erobert .

Die einzige positive Erfahrung hatten die Osmanen mit den Deutschen .
Verlieren die den Krieg würden die kaum in der Lage sein die Osmanen weiter zu unterstützen .
Ohne Unterstützung hatten die Osmanen aber nicht die Mittel sich gegen die Russen oder auch nur die Griechen ausreichend zu rüsten .
Die Zeit arbeitete gegen sie .

Eine erfolgreiche Teilnahme , auf deutscher Seite , bot hingegen die Möglichkeit diese Entwicklung zu stoppen oder sogar umzukehren .
 
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